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Horror-Crash in der Formel 1
Darum überlebte Romain Grosjean die Feuerhölle

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Wer die Bilder sah, vergisst sie nicht so schnell wieder. Das Auto: zweigeteilt. Die Fahrerkabine: in die Leitplanken gequetscht. Und rundherum: ein riesiger Feuerball. 27 Sekunden war Romain Grosjean in den Flammen gefangen, ehe er sich alleine befreien konnte und fast unverletzt aus dem Feuer sprang.

Der 34-Jährige hatte an diesem Sonntag viel Glück im Unglück. Aber nicht nur. Die Formel 1 hat in den vergangenen Jahren ihre Sicherheitssysteme immer weiter entwickelt. Und der GP von Bahrain zeigte: Sie funktionieren.

Der Halo

Als er 2018 eingeführt wurde, gab es Widerstand von vielen Seiten. Wie Flipflops würden die Autos nun ausschauen. Niki Lauda meldete: «Für mich ist er ein Rückschritt.» Und auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte: «Reich mir eine Kettensäge, dann nehme ich ihn ab.» Nicht erst seit gestern sind alle froh, dass die Formel-1-Autos über diesen «Heiligenschein» verfügen. Denn klar ist: Er rettete Grosjeans Leben.

Ohne Halo wäre Grosjeans Kopf in die Leitplanken gepresst worden.

Der Franko-Schweizer selbst war ein Gegner des Halo. Aus dem Spitalbett meldet er: «Ich war vor ein paar Jahren nicht für den Halo. Aber ich denke, es ist das Beste, was je in die Formel 1 gebracht wurde. Ohne ihn würde ich nun nicht in der Lage sein, mit euch zu reden.» Laut seinem Rennstall wird er am Dienstag das Spital bereits verlassen können.

Sein Lebensretter ist etwa sieben Kilogramm schwer. Ringförmig über den Kopf des Fahrers im Cockpit gespannt und in der Mitte mit einer Strebe befestigt, soll die Fahrer vor herumfliegenden Teilen schützen.

Nach FIA-Reglement muss der Titanbügel einem Gewicht von zwei afrikanischen Elefanten standhalten (das sind bei zwei männlichen Tieren rund zwölf Tonnen). Und einen Koffer abfangen, der mit 225 km/h abgefeuert wird.

Der Halo wurde in der Formel 1 eingeführt, nachdem Jules Bianchi 2014 im GP von Japan beim Zusammenprall mit einem Bergungsfahrzeug schwere Kopfverletzungen erlitt und ihnen erlag. Ein französischer Journalist soll noch während des Rennens in Bahrain eine Nachricht von Bianchis Mutter erhalten haben: «Was damals durch den Tod meines Sohnes angestossen wurde, hat heute seinen Freund Romain gerettet.» Wohl auch deshalb, weil die Piloten bei ständigen Trainings beweisen müssen, dass sie das Cockpit trotz Halo innert sieben Sekunden selbstständig verlassen können.

Das Monocoque

Viel ist vom Auto nicht mehr übrig, aber die Fahrerkabine ist noch intakt. 

Obwohl sein Auto in zwei Teile gerissen wurde, blieb die Fahrerkabine intakt. «Survival Cell», Überlebenszelle, wird sie genannt. Sie machte am Sonntag ihrem Namen alle Ehre. Hergestellt aus einem Kohlefaser-Verbund, wird erreicht, dass sie bei geringem Gewicht eine hohe Steifigkeit und Festigkeit auszeichnet.

Beim Crashtest wird das Monocoque mit 20 Tonnen von vorne und 25 Tonnen von der Seite belastet. Der Überrollbügel muss ein Gewicht von 27 Tonnen aushalten. Der ehemalige Weltmeister Nico Rosberg sagte einst: «Es ist unsere schusssichere Weste.»

Der feuerfeste Rennanzug

Viele Sicherheitsmassnahmen der Formel 1 sind eigentlich darauf angelegt, dass es gar nicht erst zu solchen Feuerunfällen kommen soll. Weil aber Grosjeans Auto beim Aufprall zweigeteilt wurde, lag die Tankblase frei. Weil sich im hinteren Teil auch die Batterie befindet, die unter Hochspannung steht, kam es wohl zum Feuerball.

27 Sekunden lang war Grosjean im Feuer: Der Rennanzug schützte ihn vor der enormen Hitze. 

Was Grosjean vor weiteren Verbrennungen geschützt hat, ist sein Rennanzug. Er besteht aus einem Material namens Nomex, welches die Fahrer für 35 Sekunden vor Temperaturen von rund 800 Grad schützt. Aber nicht nur der Overall: Auch Schuhe, Unterwäsche, Handschuhe und Gesichtsmaske sind aus synthetischer Spezialfaser gefertigt. Erst vor Beginn dieser Saison wurde eingeführt, dass die Anzüge eine zusätzliche Schicht feuerfestes Material haben müssen.

Dass Grosjean am Fuss Verbrennungen erlitt, lag daran, dass er beim Aussteigen aus dem einen Schuh schlüpfte.

Der Medical-Car

Sie sprangen aus ihrem Auto mit den blinkenden Lichtern: der ehemalige Rennfahrer Alan van der Merwe und Rennarzt Ian Roberts. Merwe entsicherte den Feuerlöscher und spritzte in die lodernden Flammen. Roberts wagte sich trotz glühender Hitze nahe an das Feuer heran und half Grosjean über die Leitplanken. Die Streckenposten hatten beim Aufprall des Rennwagens zurückweichen müssen und eilten erst später zu Hilfe.

Auch dank des Medical-Cars also wurde Grosjean so schnell gerettet und vor allem behandelt. Günther Steiner, Chef von Grosjeans Haas-Team, bedankte sich hinterher bei Rennarzt Roberts für dessen Einsatz. Und Merwe erzählte: «In zwölf Formel-1-Jahren habe ich kein so grosses Feuer und einen Unfall wie diesen gesehen. Es dauerte einen Moment, um zu begreifen, was los war.»

Der Medical-Car fährt dem rasenden Formel-1-Feld stets die erste Runde hinterher, weil da die Möglichkeit eines Unfalls besonders gross ist. Am Sonntag hatten seine Insassen einen ganz besonderen Einsatz.

Streckenposten und der Rennarzt halfen Grosjean über die Leitplanken und weg vom Feuer.  

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