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Lesende fragen Peter Schneider
Darf ich Geschenke weiterschenken?

Wer Geschenke weiterschenkt, braucht wenigstens ein gutes Gedächtnis.
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Oft erhalte ich Geschenke, die ich zwar schätze (als Geste), die ich aber entweder schon besitze oder die mir überhaupt nicht dienen. Darf ich diese Dinge guten Gewissens an eine Person weiterverschenken? Unvergessen die Episode, die mich zu dieser Frage antreibt: Mein Vater legte seiner Schwester vor vielen Jahren eine teure Papeterie unter den Weihnachtsbaum. Sie «freute sich riesig» – war der Eindruck. Nächste Weihnachten erhielt Papi die original verpackte Papeterie als Geschenk zurück, machte gute Miene zum bösen Spiel, bedankte sich höflich, war aber zutiefst enttäuscht. G.G.

Liebe Frau G. 

Wer Geschenktes weiterverschenkt, braucht – wie figura zeigt – wenigstens ein gutes Gedächtnis. Allerdings löst auch eine gute Buchführung, was man von wem bekommen hat, das Problem mit dem schlechten Gewissen nicht. Zum einen gilt es nun einmal als unhöflich, Geschenke weiterzuverschenken (je mehr Zeit zwischen Geschenk und Weitergabe verstreicht, desto akzeptierter wird das Geschenkrecycling freilich); zum anderen möchte man kein «gift waste» betreiben: Wenn ich etwas nicht brauchen kann, ein anderer aber schon, dann ist es doch ein Jammer, ein Geschenk nicht weiterzugeben.

Das Problem mit dem Weiterschenken von Geschenktem liegt daran, dass der Wert der «Geste» des Schenkens und der Gebrauchswert des Geschenks für die Beschenkten ziemlich weit auseinanderliegen können. Der gestische Wert kann hoch sein, der Gebrauchswert gering; ausserdem kann ein Geschenk auch allein einen gestischen Gebrauchswert für die Schenkende selbst haben. Sie hat mit dem Geschenk ihre Pflicht erfüllt. Soll der Beschenkte sich nun mit dem Zeugs herumschlagen.

Manche Geschenke, solche, die in sogenannten Geschenkeläden angeboten werden, versuchen gar nicht erst, den Anschein eines Gebrauchswerts zu erwecken, ausser den, ein «Mitbringsel» zu sein. Sie haben schon beim Erhalt ihren Zweck erfüllt und könnten gerade danach entsorgt werden.

Das Verhältnis von Geschenk und Gegengeschenk

In der Soziologie des Schenkens (z.B. bei Georg Simmel oder Marcel Mauss) stiftet Geschenk und Gegengeschenk soziale Beziehungen. Das «Mitbringsel» aus dem Geschenkeladen zeugt von diesem Gedanken allenfalls in der minimalen Dosis der Übereinkunft, dass man schliesslich nicht mit leeren Händen kommen kann. Kinder sind auf Geschenke angewiesen, denn was sie sich mit ganzem Herzen wünschen, können sie sich selbst nicht leisten.

Unter Erwachsenen gibt es diese Funktion des Geschenks in der Regel nicht: Was man braucht oder sich wünscht, hat man schon; und wenn nicht, dann wäre es ohnehin ein viel zu teures Geschenk, das man «doch nicht annehmen kann». Dies sind allerdings auch die Geschenke, die man garantiert nicht weiterverschenkt.