Crime-Podcast «Unter Verdacht» (1/4)Es brennt im Churer Treppenhaus – und für die Tamilen ist der Fluchtweg abgeschnitten
Vor 35 Jahren starben in Chur vier Geflüchtete aus Sri Lanka, darunter zwei Kinder. Noch in der Brandnacht sagte eine Anwohnerin: «Das ist Mord.» Was ist passiert?
Es ist Sommer 1989, die Familie Kandiah lebt in einer kleinen Wohnung in St. Gallen. Sie ist vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet, wie mehrere Tausend weitere Tamilinnen und Tamilen in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre.
Die Eltern arbeiten viel, teilweise in mehreren Jobs gleichzeitig. Die Kinder gehen zur Schule, treffen Freunde. Sie lernen schnell Deutsch und mögen das Schweizer Essen. Tochter Mena sagt heute: «Ich habe in der Schweiz nie Rassismus erlebt.»
Das neue Leben in Sicherheit hält für die Familie Kandiah aber nicht lange. Am 1. Juli 1989, einem Samstag, gehen Mutter Vasanthi und Vater Siva zur Arbeit. Es war das letzte Mal, dass sie ihre Buben sahen.
Ein Onkel nimmt die drei Kinder mit nach Chur zu Verwandten. Insgesamt 15 Tamilen treffen sich an der Alexanderstrasse 38 zu einem Fest. Als alle im Bett sind, bricht im alten Haus ein Brand aus.
Was ist an diesem Abend genau passiert? Wer konnte sich aus dem brennenden Haus retten? Und wer nicht? Und was hat es mit den fremdenfeindlichen Kommentaren der Zaungäste auf sich?
Die «Magazin»-Autorinnen Barbara Achermann und Anja Conzett haben 35 Jahre nach dem verheerenden Brand nochmals ausführlich zu diesem Fall recherchiert – und die Familie Kandiah mehrfach getroffen. Auf welche Ungereimtheiten sie dabei gestossen sind, erzählen sie in einer neuen Staffel des Podcasts «Unter Verdacht».
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