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Chaos bei Frankreichs Konservativen
Ausgeschlossener Parteichef Ciotti: «Ich bin Vorsitzender, ich gehe in mein Büro»

epa11293375 President of the French right-wing party Les Republicains (LR) and MP Eric Ciotti (R) looks on he waits for French prime minister's visit to the Parc Imperial High School to launch an 'educational boarding school' experiment for challenging pupils in Nice, south-eastern France, 22 April 2024. Teenagers "on the wrong track" will be hosted in the empty rooms of boarding schools across France during school breaks and attend tutoring lessons, civic education courses along with sports classes, France's prime minister announced during an interview on 18 April.  EPA/VALERY HACHE / POOL  MAXPPP OUT
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Das Chaos bei Frankreichs konservativen Republikanern nimmt kein Ende: Der wegen seiner Unterstützung für die Rechtspopulisten von Marine Le Pen aus der Partei ausgeschlossene Parteichef Eric Ciotti hält an seinem Amt fest. «Ich bin Parteivorsitzender, ich gehe in mein Büro», sagte er am Donnerstagmorgen bei seiner Ankunft vor der Parteizentrale. Er habe zudem juristische Schritte gegen seinen Parteiausschluss eingeleitet, erklärte er. 

Die Parteiführung der konservativen Republikaner, der Partei des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy und Schwesterpartei von CDU und CSU, hatte Ciotti am Mittwoch als Parteichef abgesetzt. In Ciottis Abwesenheit wurde auch dessen Ausschluss beschlossen. Diese Sitzung sei nicht rechtmässig gewesen, sagte Ciotti dem Sender France 2. Den Wirbel um seine Person bezeichnete er als «kleine Streitigkeiten in der zweiten Reihe».

Es werde etwa 70 bis 80 Kandidaten der Republikaner geben, die von der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) unterstützt würden, erklärte Ciotti. «Dank dieses nationalen Blocks zwischen Republikanern und RN wird die Rechte an die Macht kommen», fügte er hinzu. «Wir werden das Land wieder nach vorn bringen und für Ordnung sorgen», sagte er. Ciotti wollte am Donnerstagmittag mit RN-Parteichef  Jordan Bardella zusammentreffen, wie AFP erfuhr.

«Erkenne den Mann nicht mehr»

Die bisherige Generalsekretärin der Republikaner, Annie Genevard, die gemeinsam mit dem EU-Abgeordneten François-Xavier Bellamy den Interimsvorsitz der Partei übernommen hat, kritisierte die Haltung Ciottis. «Ich erkenne den Mann nicht mehr, mit dem ich jahrelang zusammengearbeitet habe», sagte sie dem Sender France Info. Die Parteiführung wollte am Donnerstag erneut zusammenkommen, um den Ausschluss von Ciotti zu bekräftigen.

epa11406256 (L-R) Members of Les Republicains (LR) party Michele Tabarot, Annie Genevard, and president of the Regional Council of Auvergne-Rhone-Alpes Laurent Wauqiez, talk the media following an emergency meeting called by Les Republicains (LR) party members at Musee Social in Paris, France, 12 June 2024. The leader of French party Les Republicains (LR) Eric Ciotti decided on 11 June to close the party's headquarters following his decision to ally with the French right-wing party National Rally (Rassemblement National or RN) in the next snap parliamentary election. Then, Eric Ciotti was unanimously excluded from the Les Republicains party.  EPA/TERESA SUAREZ

Bellamy erklärte jedoch seinerseits, dass er im Fall einer Stichwahl zwischen einem rechtspopulistischen und einem Kandidaten des Linksbündnisses «selbstverständlich» für den RN stimmen würde – eine Wahlempfehlung, die viele vor den Kopf stossen dürfte. 

Ciotti hatte sich am Dienstag für ein Wahlbündnis zwischen den Republikanern und dem RN ausgesprochen und damit einen Tabubruch begangen: Bisher verfolgten die konservativen Republikaner die klare Linie, dass sie Kandidaten des RN nicht unterstützen – ebensowenig wie Kandidaten der Linkspopulisten. Mehrere Kommunalpolitiker und Senatoren der Republikaner hatten daraufhin ihren Parteiaustritt erklärt.

Die Konservativen sehen sich in der Nachfolge von Charles de Gaulle, der im Zweiten Weltkrieg den Widerstand gegen Nazi-Deutschland angeführt hatte. Der RN hingegen ist die Nachfolgepartei des Front National, zu deren Gründern neben Jean-Marie Le Pen auch ein ehemaliges Mitglied der Waffen-SS zählte.

Marine Le Pen: «Mutige Entscheidung»

Der RN hatte Ciottis Angebot begrüsst. Es sei eine «mutige Entscheidung», die von «Verantwortungsbewusstsein», zeuge, sagte Fraktionschefin Marine Le Pen.

Unterdessen gab es weitere Verwerfungen am rechten Rand: Der Chef der rechtsextremen Partei Reconquête, Eric Zemmour, schloss seinerseits die bisherige EU-Spitzenkandidatin Marion Maréchal aus der Partei aus. Er begründete dies damit, dass die Nichte von Marine Le Pen zur Wahl von RN-Kandidaten aufgerufen hatte. 

Nach dem Wahlsieg des RN bei der Europawahl am Sonntag und dem schlechten Abschneiden seiner eigenen Partei hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron überraschend Neuwahlen zur Nationalversammlung  ausgerufen. Die Wahl findet in zwei Runden bereits am 30. Juni und 7. Juli statt. In Frankreich befürchten nun viele, dass die Rechtspopulisten auch im Parlament eine Mehrheit erringen und dann den Premierminister stellen könnten.

AFP/fem