Manchester City, Leipzig und BelgradIn dieser Champions-League-Gruppe darf YB sogar von Platz 2 träumen
Die Champions-League-Gruppen sind bekannt: YB trifft auf den Titelverteidiger, einen Bundesligisten und einen serbischen Traditionsverein.
Eine lange, eine sehr lange Stunde dauerte es, bis der ehemalige englische Profi Joe Cole endlich die Kugel mit den Young Boys zog. Das Kleid der Host glänzte, der Bart ihres Kollegen war Millimeter genau getrimmt, so wie die Rasenflächen, auf denen diese Champions League ausgetragen wird. Zum Auftakt hatte einer auf dem Yamaha-Flügel die Hymne gespielt, eine Saxofonistin blies ein wenig Jazz dazu. Es war einer dieser Momente, in denen der Fussball mal wieder mehr zu sein versuchte, als er ist. Denn hier in Monaco, an diesem Donnerstagabend, da wollten doch alle bloss wissen, wer gegen wen spielt.
Und damit sie nicht eine Stunde lang lesen müssen: Die Young Boys treffen in der Gruppe G auf Manchester City, auf RB Leipzig und auf Roter Stern Belgrad. Trainer Raphael Wicky sagt: «Kracher, oder?»
Auf den ersten Blick tatsächlich: YB spielt gegen den Titelverteidiger, den Dritten der abgelaufenen Bundesliga-Saison sowie den serbischen Traditionsverein. Auf den zweiten Blick ist das Los sportlich reizend: Denn der zweite Platz wäre in dieser Gruppe zwar eine Überraschung, aber der dritte Platz scheint möglich. Damit würde YB im Frühjahr in der K.-o.-Phase der Europa League spielen.
Manchester City – mit Starstürmer und Schweizer
Die Vertreter von Manchester City dürfen der Gruppenphase gelassen entgegenblicken. Aus Topf 2 entgingen ihnen Brocken wie Real Madrid oder Inter Mailand; aus Topf 3 hätte es Lazio Rom oder Eindhoven sein können; und aus Topf 4 jagen ihnen die Young Boys auch keinen Schweiss auf die Stirn. Wobei: Raphael Wicky hat dieses Manchester City in der Champions League mit dem FC Basel bezwungen. Allerdings schied Basel in jenem Achtelfinal trotz dieses Sieges im Rückspiel aus.
Schon damals, vor sechs Jahren, war Pep Guardiola Manchesters Trainer. Ausgestattet mit der Vorgabe, die Champions League für die neureichen Engländer zu gewinnen. Vergangene Saison hat er diesen Titel mit City erstmals geholt. Und schaut man dieser Mannschaft zu, lauscht man Expertinnen und Kommentatoren oder ergötzt man sich an der Kaderliste, dann gibt es nur die Schlussfolgerung, zu der auch Wicky kommt: «Das ist die beste Mannschaft der Welt mit dem besten Trainer der Welt.»
Die Young Boys treffen neben dem zurzeit begehrtesten Mittelstürmer Erling Haaland auch auf den Schweizer Nationalspieler Manuel Akanji, der seit seinem Abgang von Borussia Dortmund 2022 in der Verteidigung von Manchester City gesetzt ist. Daran hat, zumindest bis jetzt, auch der Rekord-Zuzug von Josko Gvardiol nichts geändert. In fünf Spielen stand Akanji viermal in der Starformation.
Gvardiol ist diesen Sommer von RB Leipzig zu City gewechselt. Und damit zum zweiten Gegner der Berner.
RB Leipzig – die Kritik der Fans reist immer mit
Manchester City ist im Besitz der City Football Group, die wiederum mehrheitlich der Herrscherfamilie Abu Dhabis gehört. Das hat den Engländern Kritik beschert. Und auch RB Leipzig, der YB-Gegner aus Topf 2, ist seit Jahren Ziel der Kritik von Fans, weil der Club das Flaggschiff der Fussballabteilung des Getränkekonzerns Red Bull ist.
Die letzte Bundesliga-Saison schloss Leipzig auf dem dritten Rang ab. Und neben dem schnellen Fussball ist das Herkunftsland so etwas wie das grösste Magnet. Loris Benito etwa sagt: «Ich bin ein Fan der Bundesliga.» Der Innenverteidiger rechnet sich und seinem Team «Chancen in dieser Gruppe aus».
Und tatsächlich hätte es aus Topf 2 dicker kommen können. Leipzig scheint nicht die Übermannschaft, die hinter Manchester City Platz 2 auf sicher hat. Vielleicht ergibt sich gegen die Ostdeutschen tatsächlich die Möglichkeit, diese Gruppe sogar zu überstehen.
Ganz sicher aber dürfen die Young Boys den dritten Platz anstreben. Denn aus Topf 3 ist ihnen der auf dem Papier schwächste Gegner zugelost worden.
Roter Stern Belgrad – eine Rechnung ist noch offen
Milan, Lazio, Salzburg oder Eindhoven – das wären die Kracher aus Topf 3 gewesen. Geworden ist es Roter Stern Belgrad, der serbische Meister der letzten vier Jahre. 2019 hat Roter Stern letztmals Champions League gespielt und abgesehen von einem Sieg gegen Olympiakos Piräus hohe Niederlagen kassiert.
Die Serben hatten die Champions League damals erreicht, weil sie sich in den Playoffs gegen die Young Boys durchgesetzt hatten. Dank der Auswärtstor-Regel. Benito sagt: «Diese Rechnung ist noch offen.»
Am 19. und 20. September beginnt die Gruppenphase. Dann ist der Fussball wieder das, was er ist.
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