Glosse aus dem BundeshausDie 16 Sekunden der Nadine Gobet
Eine kleine Geschichte über die grosse Selbstinszenierung einer neuen FDP-Nationalrätin.
Das Leben als Neuparlamentarierin ist hart. Da hat sie monatelang Flyer verteilt. Hat Zehntausende von Franken für Wahlwerbung ausgegeben. Hat sich an jede Hundsverlochete gequält. Und dann – welcher Triumph! – wird sie am 22. Oktober tatsächlich gewählt. Plötzlich ist sie Nationalrätin. Sie, die FDP-Politikerin aus Bulle, Kanton Freiburg, Direktorin eines lokalen Gewerbeverbands: Plötzlich gehört sie zu den ganz Grossen.
Aber nur in Freiburg. Ennet der Kantonsgrenze kennt sie niemand. Bis gestern. Heute kennt Nadine Gobet im Bundeshaus jeder.
Am Montagnachmittag hat die 54-Jährige ein Video ins Internet gestellt, auf Twitter, Instagram, Linkedin.
Ein Reel, 16 Sekunden in Slow Motion. Nadine Gobet betritt das Bundeshaus. Sie schreitet die mächtige Treppe vor den drei Eidgenossen empor, der Blick nach oben, zuversichtlich, ernst, zielstrebig. Dann fokussiert die Kamera auf ihre schwarzen Stöckelschuhe, die auf dem grauen Teppich bedeutungsschwer Stufe um Stufe nehmen. Und dann erst dieser Blazer: blütenweiss, die Farbe aller Welterlöser und Prophetinnen. Dazu der Soundtrack, eine Ouvertüre: «Feel Again» von Yarin Primak.
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Was für ein Auftritt, was für ein Amtsantritt! Schweizer Politik, next Level.
Auf «Watson» wird das Video bereits verulkt, der «Nebelspalter» macht sich lustig (der «Blick» wird auch bald kommen) – Nadine Gobet ist schon am ersten Sessionstag eine nationale Figur.
Es ist ein hartes Ankommen in Bern. Dabei zeigt das Video im Grunde doch nur eines: Nadine Gobet wurde in den Nationalrat gewählt. Und sie hat pünktlich zum ersten Sessionstag ihren Arbeitsplatz gefunden. Dass sie dabei ausgerechnet die Treppe zum Vorzimmer der Linken heraufslowmosched: Anfängerpech.
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