Kundgebung auf BundesplatzTausende lauschen Rede von Selenski | Kritik an Nestlé | Cassis hofft auf Waffenruhe
«Solidarität mit der Ukraine. Stoppt den Krieg jetzt!», lautet das Motto der Veranstaltung. Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wurde zugeschaltet.
Das Wichtigste in Kürze:
Mehrere Tausend Menschen, darunter viele Ukrainerinnen und Ukrainer, haben auf dem Bundesplatz den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gelauscht.
«Sie alle wollen dir zeigen, dass dein Volk nicht alleine ist», sagte Bundespräsident Ignazio Cassis zur Begrüssung.
Selenski bedankte sich für die Unterstützung der Schweiz, forderte aber auch noch mehr Engagement. Insbesondere übte er Kritik an Nestlé.
Zuvor hatte Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried nach einer angriffigen Rede den alten Vietnam-Protest-Song «War, what is it good for? Absolutely nothing» angestimmt.
Die Bilder
Weiteres Programm
In der Folge standen verschiedene Rednerinnen und Redner auf der Bühne: Vertreter der Kirche, aus der Politik, Kulturschaffende. Gegen 17.15 war der Anlass beendet. Hier geht's zur Reportage (Abo).
Zurück nach Bern
Die Verbindung ist wohl wieder gekappt – die Menschen in Bern sind wieder unter sich. Ein Handyvideo von der rufenden Menschenmenge wird zum ukrainischen Präsidenten geschickt, dann werden zahlreiche Angehörige des diplomatischen Korps auf die Bühne gerufen. Zu sehen sind georgische, albanische, deutsche, ungarische Flaggen. «Es geht um Europa!» Dass das noch untertrieben ist, zeigt, dass auch Vertreter der japanischen Botschaft auf der Bühne stehen.
Die Vertreter verschiedener Nationen drücken nun ihr Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk aus und unterstreichen ihre Unterstützung. «We are one»-Rufe, wir sind vereint, ertönen immer wieder.
Ignazio Cassis
Der Bundespräsident wolle den Beistand aufrecht erhalten und wünscht Wolodimir Selenski alles Gute: «Pass auf dich auf!»
Wolodimir Selenski
Viel Applaus war zu hören, als Bundespräsident Ignazio Cassis Wolodomir Selenski, den Präsidenten der Ukraine, mit der Ansprache «Lieber Wolodimir» begrüsste und dessen Stimme über die Lautsprecher zu hören war.
In der Folge übersetze ein Dolmetscher die Rede von Selenski auf Deutsch. «Wir haben jetzt eine Chance, Russland und jedem terroristischen Staat zu zeigen, dass der Krieg nicht nur den Opfern einer Invasion grossen Schaden zufügt, sondern auch denjenigen Ländern, welche den Krieg beginnen. Es ist vielleicht die letzte Chance der Menschheit, Krieg zu stoppen.»
Selenski betonte, dass er die Schweiz mehrmals besucht habe. «Als ich einmal neben dem Château de Chillon stand, habe ich meine Begleiter gefragt, warum wir in der Ukraine nicht so leben können. Mit diesem Lebensstandard und dieser Freiheit», so Selenski in seinem Text weiter. Er habe damals gesagt, dass er wolle, dass die Ukrainer eines Tages genauso leben können wie die Schweizer.
Dank und Kritik
Er dankte der Schweiz, dass sie die Ukraine in dieser schweren Zeit unterstützt. «Man kann in diesem Krieg nicht beiseite stehen, in dem hunderte von Raketen auf ukrainische Städte fallen. Und in dem Kinder sterben. Stand heute morgen hat die russische Armee 112 ukrainische Kinder getötet», klagte der Präsident.
Ausdrücklich dankt er dem Bankenland Schweiz für die Sanktionen, für das Einfrieren russischer Gelder und Konten. Und zugleich prangert er die Firma Nestlé an, «die Russland nicht verlassen will», sich also eben nicht an den Sanktionen beteiligt. «Geschäfte in Russland funktionieren, obwohl unsere Kinder sterben und unsere Städte zerstört werden.» Buh-Rufe aus dem Publikum vor der Bühne.
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«Danke Ihnen, danke der Schweiz, es lebe die Ukraine», schliesst Wolodimir Selenski seine Rede.
Ignazio Cassis
Nun ergreift Bundespräsident Ignazio Cassis das Wort. Tausende Menschen stünden hier in Bern, die «dir, lieber Wolodimir», zeigen wollen, dass er und seine Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Ukraine nicht alleine seien.
Die Entschlossenheit, mit welcher das ukrainische Volk für Freiheit und gegen Unterdrückung einsteht, sei beeindruckend. Die Ukraine stünde für Werte ein, die auch die Grundwerte der Schweiz seien.
«Wir hoffen, die Waffen ruhen bald wieder», schliesst Ignazio Cassis seine Rede. «Die Bühne gehört dir», sagt er dann zu Wolodimir Selenski – im übertragenen Sinne.
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Technische Probleme
Anscheinend gibt es technische Probleme bei der Verbindung zu Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski – kein Bild, doch der Ton funktioniert. «Ich höre euch», ertönt seine Stimme aus den Lautsprechern.
Stadtpräsident
«Wir wollen keinen Krieg auf dieser Welt», sagt Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried und erntet dafür lauten Applaus. Dann stimmt er das Lied «War (what is it good for)» an, die Menge macht zaghaft mit, aber von Graffenried nimmt es mit Humor.
Dann schlägt von Graffenried ungewohnt deutliche Töne an: «Putin wird diesen Krieg verlieren», «er wird als Kriegsverbrecher sterben». Er sichert der Ukraine Beistand an «auf dem Weg zur Freiheit».
Der zweite Versuch mit dem berühmten Anti-Kriegs-Lied funktioniert dann schon wesentlich besser. Der Refrain von der Menge auf dem Bundesplatz ist nun klar besser zu verstehen.
Botschafter
Im Anschluss bedankt sich der Ukrainische Botschafter Artem Rybchenko für die grosse Solidarität der Schweizer Bevölkerung. Er dankt für die humanitäre Hilfe, die seit drei Wochen aus der Schweiz entsandt wird ebenso wie für den Empfang von Flüchtenden, dass ihnen Unterschlupf gewährt wird, bei Privatpersonen ebenso wie in Unterkünften und Bunkern.
Begrüssung und Hymnen
Sasha Volkov von der Ukrainischen Vereinigung heisst die Anwesenden auf dem Bundesplatz Willkommen. Dann erklingt erst einmal die ukrainische Hymne, anschliessend auch der Schweizer Psalm. Bundespräsident Ignazio Cassis steht bereits auf der Bühne, hinter ihm auch Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried mit gut sichtbarem Ukraine-Pin auf der Brust. Der Bundesplatz ist gut gefüllt, aber längst nicht platschvoll, die Reihen sind eher locker.
Rede von Selenski angekündigt
Der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine fordert immer mehr Opfer. Gleichzeitig halten die Proteste in vielen Ländern an. Auch in der Schweiz.
Für heute Samstag laden die ukrainische Botschaft und der ukrainische Verein Bern zu einer Protestveranstaltung auf den Bundesplatz ein. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird an der Solidaritäts-Demonstration für die Ukraine in Bern live zugeschaltet werden. Eingeführt wird seine Rede von Bundespräsident Ignazio Cassis.
Eine entsprechende Anfrage habe die ukrainische Botschaft in Bern gestellt, sagte Michael Steiner, der Kommunikationschef des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das EDA und die Botschaft hätten sich dann auf dieses Vorgehen geeinigt.
Zuerst war geplant gewesen, dass Selenski lediglich in einer Video-Botschaft zu den Anwesenden spricht. Die Demonstration «Solidarität mit Ukraine, stoppt den Krieg jetzt!» soll um 15 Uhr beginnen. Cassis werde die Einführungsrede um 15.15 Uhr halten, sagte Steiner. Danach werde Selenski zu den Anwesenden sprechen.
Laut den Veranstaltern ist eine «friedliche Veranstaltung mit Botschaftern diverser Länder sowie bekannten Artisten und Sportlern» geplant. Der Botschafter der Ukraine in der Schweiz, Artem Rybchenko, wird an der Veranstaltung eine Rede auf Deutsch halten. (sda)
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