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Blues'n'Jazz sorgt für Dichtestress auf dem Seedamm

19 Messstationen zählen am Obersee die Fahrzeuge: Festgehalten sind die Höchstwerte unter der Woche sowie der prozentuale Anstieg pro Jahr.
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Er gilt als das Nadelöhr der Region und wird täglich von mehreren zehtausend Autos überquert – Tendenz meist steigend. Auf dem Seedamm Rapperswil ging die Entwicklung 2017 für einmal scheinbar in eine andere Richtung: Der Verkehr hat dort um 10 Prozent abgenommen – von 9,1 auf 8,2 Millionen Fahrzeuge. Dies zeigt die Verkehrsstatistik, die der Kanton am Mittwoch veröffentlichte.

Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen: Wie der Kanton später nachschiebt, war die Messstelle auf dem Seedamm rund einen Monat lang defekt. Der Rückgang von rund einer Million entspreche in etwa jener Anzahl Autos, die in der Zeitspanne der defekten Anlage über den Seedamm rollten, sagt Sascha Bundi, Leiter Mobilität und Planung des Tiefbauamts des Kantons St. Gallen. Somit dürfte das Verkehrsaufkommen im berüchtigten Nadelöhr in etwa gleich geblieben sein.

Rückgang auf Hauptachse

Tatsächlich zurückgegangen ist indes der Verkehr auf der dicht befahrenen St. Gallerstrasse, der Ost-West-Achse von Rapperswil-Jona: Die Messstation – hier funktionierte sie ganzjährig – registrierte insgesamt einen Rückgang von minus 1,7 Prozent. Das sei erfreulich, kommentiert Thomas Furrer, Stadtrat und Bauchef (parteilos) von Rapperswil-Jona. Der starke Verkehr auf jener Achse war etwa für die Gegner des geplanten Neuen Jona-Centers stets ein Argument gegen das Projekt gewesen, gibt Furrer zu bedenken.

Die Statistik enthüllt auch, an welchen Tagen auf dem Seedamm Rekordwerte gemessen wurden: Werktags wurden am Freitag, 30. Juni am meisten Autos gezählt, nämlich 29 619. Augenfällig ist hierbei: Die Spitzentage auf dem Rappeswiler Seedamm fallen mit grösseren Events in der Stadt zusammen. So war der besagte 30. Juni etwa der zweite Abend des tradtionellen Open Airs Blues'n'Jazz. Und am Sonntag, an dem am meisten Autos von Rapperswil nach Hurden oder umgekehrt unterwegs waren, fand der Ironman Rapperswil statt.

Die Krux mit dem ÖV-Ticket

Müsste die Stadt, um den Verkehr zu drosseln, an solchen Grossanlässen das ÖV-Angebot attraktiver gestalten? Man versuche bereits jetzt, die Besucher mit Nacht- und Extrazügen zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen, sagt Furrer. Gratis-ÖV an solchen Veranstaltungen sei indes kaum möglich. Beim Blues'n'Jazz war das Ticket bis vor fünf Jahren gleichzeitig Fahrkarte für den öffentlichen Verkehr im ZVV-Tarifverbund. Heute sei dies für einen Festorganisator finanziell kaum mehr zu stemmen, bedauert Furrer. Der Stadtrat würde ein integriertes ÖV-Ticket zwar begrüssen. Allerdings: Ein Zustupf durch die Stadt funktioniere nur nach dem Prinzip «ganz oder gar nicht». Anders gesagt: Entweder die Stadt übernehme im ZVV- und Ostwind Tarifverbund jene Kosten für den ÖV komplett, oder sie sehe ganz davon ab.

Ein integriertes ZVV-Ticket sei tatsächlich mit hohen Kosten verbunden, bestätigt Fabian Villiger, Präsident des Seenachtfests Rapperswil-Jona. Für das diesjährige Fest sei man aktuell in Verhandlungen mit dem ZVV. In welchem Umfang Vergünstigungen möglich sein werden, sei aber noch offen. Das Seenachtfest tangiert allerdings den Verkehr auf dem Seedamm nicht – dieser ist jeweils abends gesperrt.

Verkehr, weil viel gebaut wird

Kantonsweit hat der Verkehr im vergangen Jahr um 0,4 Prozent zugenommen. Die leichte Zunahme sei hinsichtlich der wachsenden Bevölkerung und den Zunahmen in den vergangen Jahren im erwarteten Umfang, sagt Sascha Bundi vom Tiefbauamt St. Gallen. Überdurchschnittlich hohe Zu- oder Abnahmen seien hauptsächlich auf Bautätigkeiten und den damit verbundenen Ausweichverkehr zurückzuführen. Auch der Rückgang an der Messstation Schänis-Windegg lässt sich gemäss Bundi so erklären. Vier Prozent weniger Autos fuhren 2017 über die Ziegelbrückstrasse. «In den letzten Jahren wurden auf der A3 verschiedene Ausbauten und Sanierungsarbeiten durchgeführt, die zu einer Verkehrsverlagerung geführt haben.» Mit dem Ende der Bauarbeiten kehre der Verkehrsfluss wieder in seine gewohnten Bahnen zurück.

Schmerikon mit Rekordwert

Ebenfalls zu einem Rückgang kam es in Gommiswald. Am Risiberg nahm der Verkehr um rund 1,4 Prozent ab. Weniger Autos bahnten sich 2017 auch ihren Weg durch Eschenbach. Am Sternenplatz waren es rund ein Prozent weniger Fahrzeuge als noch 2016. Sascha Bundi geht davon aus, dass es sich bei diesen Werten um normale Schwankungen handelt. «Bei einem Total von 2 420 697 Fahrzeugen respektive 3 243 686 handelt es sich auf die Stunde heruntergebrochen um lediglich vier bis sechs Fahrzeuge», rechnet der Mobilitätsexperte vor. Ähnlich dürfte sich dies auch im Fall von St.Gallenkappel verhalten. Am Standort Kirche nahm der Verkehr um 1,4 Prozent zu.

Klarer Spitzenreiter am Obersee ist derweil Schmerikon. Einmal mehr hat die Messstation auf der A53 (Uznaberg) am meisten Fahrzeuge registriert. Über zehn Millionen Autos rollten im vergangenen Jahr über die vierspurige Autobahn beim Seedorf. Das entspricht einer Zunahme von 2,4 Prozent. An einem durchschnittlichen Werktag flitzen mehr als 30 000 Autos über den Schmerkner Asphalt. Ist damit bereits eine Grenze erreicht? Bei der A53 handle es sich um eine Hochleistungsstrasse, deren Auslastungszustand je nach Tageszeit stark variiere, sagt Sascha Bundi. «Die Infrastruktur wird zu den Spitzenstunden über kurz oder lang immer mehr an ihre Grenzen stossen.» Diese Problematik, sei vor allem im Hinblick auf einen möglichen Ausbau der Oberland Autobahn im Auge zu behalten.