Fotoblog: Der einzigartige KaffeekocherBialetti: Das Ende eines Kultobjekts?
Der belgische Künstler David Bergé erzählt in seinem Bildband die Geschichte des Kaffeekochers, den es vielleicht nicht mehr lange geben wird.
Es ist eines der schönsten Geräusche am frühen Morgen: das Blubbern der Bialetti auf dem Kochherd. Die Mokkakanne, seit 1933 auf dem Markt, ist ein Kultobjekt. Man findet sie in WGs, auf tätowierten Oberarmen und in Nonnas Küche. 300 Millionen Maschinen wurden bis jetzt weltweit verkauft.
Trotzdem steht die italienische Firma vor dem Konkurs. Dieser Umstand hat den belgischen Künstler David Bergé 2019 dazu bewogen, sich näher mit dem Designobjekt zu befassen.
Für seinen Band «Bialetti. A Catalogue» hat er auf Flohmärkten, bei Freunden und in Läden nach den achteckigen Maschinen gesucht, 62 aus den letzten 90 Jahren gefunden und fotografiert: mal ganz klassisch aus silbernem Aluminium oder auch mit einem Oberteil aus mit Blumen bemaltem Porzellan. Und das, obwohl er selber gar keinen Kaffee trinkt.
«Mich interessiert die Entwicklung der europäischen Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg, die Aluminiumproduktion und wie sie sich auf die Umwelt in der Region des Lago Maggiore ausgewirkt hat», sagte er in einem Interview. Die Firma Bialetti hat ihre Modelle nie dokumentiert, das Buch von Bergé ist quasi der erste inoffizielle Katalog.
1945, nachdem Renato Bialetti aus deutscher Kriegsgefangenschaft nach Italien zurückgekehrt war, liess er im kleinen Ort Crusinallo in Norditalien eine Fabrik bauen, die von oben aussah wie ein Flugzeug mit über hundert Fenstern. 1956 arbeiten hier 51 Angestellte in dunkelblauen Shirts mit dem Bialetti-Logo auf der linken Brust: ein Mann mit Schnurrbart, der mit dem Finger ins Universum zeigt – das Design ist bis heute unverändert.
Das Wasser der nahe gelegenen Berge kühlte das glühende Aluminium. Nachdem das Material im Krieg vor allem für Flugzeuge, Bomben oder Schiffe verwendet worden war, wurde es nun auch für Alltagsgegenstände entdeckt.
Heute ist die Fabrik eine Industrieruine. An den Wänden wächst Moos und schwarzer Schimmel. Ein Grossteil der Produktion wurde nach Rumänien und in die Türkei ausgelagert. Der wirtschaftliche Druck wächst. Die Menschen wollen ihren Kaffee heute lieber auf Knopfdruck: in Aluminiumkapseln zum Wegwerfen.
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