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TV-Serie «The Bear»
Besser geht Fernsehen kaum

Kampfgeist, aber was sie wirklich brauchen, ist ein Team: Jeremy Allen White als Carmy und Ayo Edebiri als Sydney in der neuen Staffel von «The Bear».
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Wenn in der zweiten Staffel der Serie «The Bear» die Familienfeier der Berzattos gegen Ende der sechsten Folge in einem Ausmass eskaliert, wie man es sonst nur aus dem skandinavischen Kino kennt, hat man eine der heftigsten aller Fernsehstunden hinter sich. Da haben sich Dialoge in Mahlströme verwandelt, die Figuren in mehrspurige Psychodramen verstrickt, und mittendrin droht das Festmahl zu verkochen, dessen Zubereitung die Matriarchin mit einem halben Dutzend Eieruhren steuert, die schon bald wie Luftschutzsirenen durch das immer brüchigere Idyll schrillen. Besser geht Fernsehen kaum. 

Man kennt die Figuren zu dem Zeitpunkt seit anderthalb Staffeln. Carmen «Carmy» Berzatto, den Sternekoch, der aus New York nach Chicago zurückgekehrt ist, um nach dem Suizid seines Bruders Mikey den Sandwichladen der Familie zu übernehmen. Ihre Schwester Natalie, genannt «Sugar», die mit dem Lokal eigentlich nichts zu tun haben will. Mikeys besten Freund Richie Jemirovich, der das Lokal so weiterführen will wie immer. 


Zwischen Baustelle und Gasherd wird jede Folge zum Epos

Auch dieses Mal ist Carmy die Hauptfigur. Jeremy Allen White spielt ihn mit einer waidwunden Erotik, die ihn auch dann noch unwiderstehlich macht, wenn er nicht nur sich selbst, sondern auch alle um sich herum sabotiert. Der Kern der Geschichte ist dieses Mal allerdings weniger der Klassenkampf zwischen Carmy und Richie, sondern die schiere Unmöglichkeit, aus einem wilden Haufen ein Team zu machen. Deswegen lebt die Staffel mehr vom Ensemble, als von White. Da sind Sydney (Ayo Edebiri als Visionärin) und Natalie (Abby Elliott auf dem Grat zwischen Autorität und Kontrollverlust), die Postenchefinnen und -chefs, die allesamt ihre eigenen Handlungsstränge bekommen. Dazwischen gibt es Gastauftritte von Stars wie Jamie Lee Curtis, die Mutter Donna in einer Höchstform spielt, die noch einmal deutlich macht, warum sie dieses Jahr zu Recht einen Oscar bekam.

Die Serie entwickelt für jede einzelne Figur eine Emotionalität, hinter der die Abgründe warten. Einzig das Essen liefert Erlösung. Wenn der Patissier Marcus eine ganze Folge lang in Kopenhagen die Feinheiten der Spitzenküche lernt, Richie im Sternelokal die Psychologie des Service begreift oder Postenchefin Tina in der Kochschule erfolgreich einen Fisch zerlegt, sind das Heldenreisen. Damit holt «The Bear» die Gastrowelt ganz nebenbei in eine Wirklichkeit zurück, die sehr viel brutaler ist als der Glamour der Realityshows, die aus dem Kochen einen Spitzensport gemacht haben. 

«The Bear», zehn Folgen, auf Disney Plus.