Vor dem Spiel gegen SpanienBei Deutschland ist schon ganz viel Druck auf dem Kessel
Dem selbst ernannten Favoriten droht ein frühes Aus – am Sonntag sind ausgerechnet die Spanier Gegner, die im ersten Spiel sieben Tore schossen.
Die Fragen, die seit Mittwoch dramatisch daherkommen, stellt «Bild» als Zentralorgan der deutschen Fussball-Befindlichkeit: «Ist Hansi zu nett? Kommt der Ruck? Oder zerbricht der Teamgeist?»
Die Aufregung ist gross in Deutschland nach dem 1:2 gegen Japan zum Start in die WM. Diese Niederlage bedeutet, dass die Mannschaft, die in Katar eigentlich den fünften WM-Titel gewinnen will, nach 2018 schon wieder in der Gruppenphase ausscheiden kann. «Wir haben natürlich Druck auf dem Kessel», bringt es Stürmer Kai Havertz auf den Punkt.
Am Sonntagmittag gibt es immerhin eine gute Nachricht: Weil Japan am Sonntagmittag gegen Costa Rica strauchelt, würden die Deutschen auch mit einer Niederlage gegen Spanien im Rennen um die Achtelfinals bleiben. Das ändert nichts daran, dass die Anspannung gross bleibt.
«Kennen Sie Hansi Flick?» –«Hansi Flick, was ist das?»
Auf den schweren Ausrutscher gegen Japan folgten bei den Deutschen Schuldzuweisungen. Ilkay Gündogan attackierte die Defensive und Offensive zugleich und tat das mit gutem Grund. Seine Kritik gipfelte im Hinweis, wie er das 1:2 sah: «Ich weiss nicht, ob jemals bei einer WM ein einfacheres Tor erzielt wurde.» Die Deutschen verteidigten auf läppische Art, Takumi Asano bedankte sich und traf aus spitzem Winkel. Und der Münchner Thomas Müller erkannte: «Jetzt haben wir den Salat.»
Asano ist einer dieser freundlichen Japaner, die nach dem Spiel die Kabine blitzblank hinterliessen. Asano, im Alltag beim VfL Bochum tätig, ist auch der Stürmer, von dem es nach der Auslosung der WM-Gruppen im April ein herrliches Kurzinterview im Fernsehen gab. «Kennen Sie Hansi Flick?», wurde er nach dem deutschen Bundestrainer gefragt, er schaute mit grossen Augen in die Kamera und antwortete strahlend: «Hansi Flick, was ist das?»
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Flick, was ist das? Vielleicht schon bald ein gescheiterter Trainer, der die Deutschen zur nächsten Blamage geführt hat. 2018 schieden sie an der WM als Titelverteidiger schon nach den Gruppenspielen aus, letztes Jahr bei der EM mussten sie nach dem Achtelfinal heimreisen, und nach dem Desaster gegen Japan haben sie, inklusive des EM-Halbfinals von 2016, von ihren letzten neun Spielen an Turnieren nur zwei gewonnen, dafür sechs verloren. Ihr Nimbus von der Turniermannschaft ist massiv angekratzt.
Der «nette Hansi» steht seit Mittwoch gehörig in der Kritik. Von der Aufbruchstimmung, die Flick bei seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr verbreitete, ist nichts mehr übrig. Seine Aufstellung und besonders seine Auswechslungen stiessen auf wenig Verständnis. Lothar Matthäus, Wortführer der deutschen Kritiker, ging dabei vorneweg. «Hansi ist mein Freund», sagte er, «aber gegen Japan hat er sich vercoacht.»
Nach dem Spiel zogen sich die Deutschen in ihr Luxusresort zurück, 100 Kilometer von Doha entfernt, umgeben von Einöde und Langeweile. Berichtet wird von einer intensiven Aufarbeitung der Niederlage und von kontroversen Diskussionen. Havertz meldet jedenfalls: «Dass man sich mal angeht, ist vollkommen okay und auch gut.»
0:1, 0:1, 0:6 – schmerzhafte Niederlagen gegen Spanien
Die Deutschen gehören zu jenen, die lauthals verkündeten, sie würden mit der «One Love»-Binde antreten, sie dann aber nach der Androhung von Konsequenzen durch die Fifa brav wieder zur Seite legten. Sie wollten dann am Mittwoch trotzdem aufmucken und hielten sich die Hand beim Mannschaftsfoto vor den Mund. Sollte heissen: Wir haben einen Maulkorb erhalten. Captain Manuel Neuer redete danach von Nebengeräuschen, die wichtig gewesen seien. Die Spieler hätten sich wohl besser auf den Gegner konzentriert als aufs Aushecken einer solchen Geste. Sie war kindisch und kraftlos.
Jetzt also warten die Spanier, ausgerechnet die Passmonster, die gegen Costa Rica 1063 Pässe spielten, von denen 1003 ankamen. Gegen sie haben die Deutschen in den letzten Jahren schmerzhafte Niederlagen kassiert – 0:1 im EM-Final 2008, 0:1 im WM-Halbfinal 2010 und gleich 0:6 in der Nations League vor zwei Jahren.
Am Tag vor dem Spiel sagt Trainer Flick: «Wir sehen morgen eine Mannschaft, die weiss, um was es geht. Wir sind optimistisch.» Alles nur ein Pfeifen im Wald?
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