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Bauarbeiten am Ufer von Richterswil
Bestürzte Baumfreunde: Die 39 Kastanien am Seeufer sind weg

Richterswil, Bäume am Seeuferweg sind gefällt, vis-à-vis Garnhänki, Kastanien, über 95 Jahre alt waren die Meisten davon, teils krank, im Zuge der Seeuferaufwertung, Spazierweg, Zürichsee, 5.2.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch

Evi Hirzel mit Hund Karlchen, und Benno Gassner haben sich gegen die Baumfällaktion lange gewehrt. Erfolglos.

Ein Jahr lang hat Benno I. Gassner um den Erhalt der Bäume an der Garnhänki gekämpft. Am Montagmorgen wurden all die Hoffnungen, die der Gönner der Baumfreunde Richterswil gehegt hatte, endgültig zunichtegemacht: Der Kanton und die Gemeinde Richterswil haben die 39 Kastanienbäume, die das Richterswiler Ufer säumten, gefällt. «95 Jahre lang sind die Bäume gewachsen, und innerhalb von vier Stunden sind alle gefällt worden», sagt seine Mitstreiterin Evi Irzl und schüttelt den Kopf.

Weichen mussten sie, weil die Gemeinde und der Kanton zu ökologischen Ersatzmassnahmen verpflichtet sind. Denn Richterswil hat bereits 2003 den Bootshafen verlegt, und der Kanton erstellt das Auslaufbauwerk des Entlastungsstollens Sihl–Zürichsee in Thalwil. Beide verbauen damit Naturraum, das müssen sie kompensieren.

Start der Bauarbeiten

Als Renaturierungsprojekt ist zwischen dem Hafen Richterswil und Wollerau ein Flachufer mit Schilf geplant. Dafür muss ein Teil des Ufers abgetragen werden. Zudem sollen ein landeinwärts versetzter und leicht erhöhter Weg, eine Badestelle, eine Aussichtsplattform sowie Sitzstufen realisiert werden.

Am Montag haben mit der Fällung der Bäume nun die Bauarbeiten für das Projekt begonnen. Voraussichtlich noch bis Ende November wird der Abschnitt des Strandwegs zwischen dem Seebad und der Unterführung Seegarten für Fahrzeuge sowie Fussgängerinnen und Fussgänger gesperrt bleiben.

Kritik an der Gemeinde

Das Projekt Garnhänki sorgte von Anfang an für Diskussionen im Dorf. Auch die Interessengemeinschaft Baumfreunde kritisierte die Pläne. Nicht nur der Verlust der alten Bäume war ihnen ein Dorn im Auge, sondern auch der Verlust von 3000 Quadratmetern Naherholungsgebiet am See.

Dennoch bewilligten 62 Prozent der Richterswiler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Jahr 2021 das Projekt Garnhänki und den Projektkredit von 972’000 Franken. Insgesamt kostet das Projekt 3,86 Millionen Franken, wovon drei Viertel vom Kanton übernommen werden.

«Hätten wir über die Renaturierung nach der Corona-Zeit an der Gemeindeversammlung in der Kirche abgestimmt, wäre diese Vorlage nie bewilligt worden», ist sich Evi Irzl sicher. Sie und Benno I. Gassner sind sich einig, dass die Bevölkerung vor der Abstimmung zu wenig über das Projekt informiert wurde.

Richterswil, Bäume am Seeuferweg sind gefällt, vis-à-vis Garnhänki, Kastanien, über 95 Jahre alt waren die Meisten davon, teils krank, im Zuge der Seeuferaufwertung, Spazierweg, Zürichsee, 5.2.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch

Seine Petition «Rettung der Bundesratsbaumreihe von Hans Streuli 1932 am Ufer von Richterswil», die er vor einem halben Jahr lancierte, fand zwar Unterstützer, doch seine Bemühungen kamen zu spät. Die Gemeinde war an die Urnenabstimmung gebunden.

«Zwar sollen neue Bäume gepflanzt werden, doch es wird Jahre dauern, bis diese Schatten spenden», sagt Gassner und hebt einen kleinen abgesägten Ast mit Kastanienknospen auf.

Holz steht Künstlern zur Verfügung

Bei der Fällung der Bäume am Montag war er nicht dabei. Es sei zu hektisch gewesen am Morgen. Zudem hätte es nichts genützt, denn auf einen Baum wäre er nicht geklettert «Das hätte mich nur meine Hose gekostet», sagt er. Erst am Nachmittag betrachtete er die neue Situation vor Ort. Den Ast mit den Knospen hat er mit nach Hause genommen. Er hofft, dass wenigstens diese noch blühen werden.

Ein weiterer schwacher Trost bleibt ihm: Wie der Kanton auf Anfrage mitteilt, hat eine Gruppe Künstlerinnen und Künstler ihr Interesse für das Kastanienholz angemeldet. Es werde vorerst gelagert und stehe danach den Kunstschaffenden zur freien Verfügung.