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Schweizer Waldstudie
Bäume wachsen nur an wenigen Tagen im Jahr

Mit einem sogenannten Punktdendrometer messen Forschende der WSL minimste Veränderungen im Stammradius. Die Daten liefern Informationen zum Wachstum und zum Wasserhaushalt von Bäumen.
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Bäume in der Schweiz wachsen nicht wie bisher angenommen über weite Teile des Jahres, sondern nur an einigen Tagen. Wie Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf in der Fachzeitschrift «Ecology Letters» berichten, wuchsen Bäume von sieben untersuchten Arten im Mittel an nur 29 bis 77 Tagen im Jahr. Eine längere Vegetationsperiode führte nicht automatisch zu mehr Wachstum.

In Bezug auf den Klimawandel in gemässigten Breiten heisst das auch: Anders als vielfach angenommen tragen mehr wärmere Tage im Frühling und Herbst offenbar kaum zum Holzwachstum bei. Tendenziell sei es sogar so, dass ein früher Wachstumsstart vor April sowie ein spätes Ende nach Oktober zu weniger Jahreswachstum führe.

Forschende untersuchten acht Jahre lang 160 Bäume an 47 Standorten

Steigende Temperaturen im Zuge der Erderwärmung verlängern die potenzielle Wachstumsperiode in unseren Breiten – mit mehr Waldwachstum als möglicher Folge. Beim Wachsen lagern Pflanzen Kohlenstoff ein – mehr Wachstum kann dazu beitragen, mehr klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen.

Die Forschenden um Sophia Etzold von der WSL analysierten Wachstumsdaten aus acht Jahren (2012–2018) von 160 Bäumen an 47 Standorten in der Schweiz. Sieben Baumarten wurden einbezogen – alle legten an überraschend wenigen Tagen neue Holzzellen an.

Generell wuchsen die Bäume im Frühjahr zunehmend mit einem Spitzenwachstum von April bis etwa Mitte Juni und einem meist starken Rückgang kurz vor der Sommersonnenwende im Juni. Wahrscheinlich wirke die abnehmende Tageslänge ab der Sonnenwende als Signal, um das Wachstum abzuschliessen und anderen Prozessen wie der Anlage von Früchten und Knospen Vorrang zu geben, so die Wissenschaftler.

«Fichten in tieferen, trockeneren Lagen dürften in der gegenwärtigen Klimaentwicklung kaum eine Chance haben.»

Sabine Etzold, WSL

Beeinflusst wird das Wachstum von Bäumen unter anderem von der Temperatur, der Wasserverfügbarkeit und den Lichtverhältnissen. «Erstaunlich war, dass alle sieben untersuchten Baumarten durchschnittlich an nur 29 bis 77 Tagen pro Jahr wuchsen», sagt Etzold. Die meisten Tage pro Jahr wuchs demnach die Tanne, die wenigsten die Waldkiefer. Die Fichte wiederum verzeichnete die grössten täglichen Wachstumsraten (25 Mikrometer pro Tag), erreichte aber im Mittel nur 43 Wachstumstage pro Jahr.

Negative Einflüsse wie Trockenheit oder grosse Hitze während der Wachstumsmonate April bis Juni beträfen Nadelbäume stärker als Laubbäume, da sie in der Regel bis zu 30 Tage später anfingen, Holz anzulegen und damit ein kürzeres Zeitfenster des optimalen Wachstums hätten. «Fichten in tieferen, trockeneren Lagen dürften auch deswegen in der gegenwärtigen Klimaentwicklung kaum eine Chance haben», sagt Etzold. In höheren Lagen hingegen könnten höhere Temperaturen den Bäumen nützen.