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Ausstellung in Zürich
Auf Kunst-Tauchgang mit Picasso

Imagine Picasso
(c) 2023 ProLitteris, Zürich
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Die digitale Welt hätte seinem Grossvater Pablo Picasso bestimmt gefallen, sagt Olivier Widmaier-Picasso im Einführungsvideo zur Ausstellung «Imagine Picasso». Pablo, sagt der Enkel Picassos und Patron der Schau, sei offen gewesen für Kunstformen jeglicher Art. «Er war ein Mann der Freiheit.»

Pablo Picasso (1881–1973) ist der wohl einflussreichste und beliebteste Künstler des 20. Jahrhunderts. Hinterlassen hat er über 50’000 Kunstwerke vom Gemälde bis zur Keramikskulptur.

In «Imagine Picasso» werden über 200 Bilder aus dem gigantischen Nachlass des Künstlers gezeigt. Dafür werden sie digital aufbereitet und von ihrem Bilderrahmen und ihrer tatsächlichen Dimension losgelöst. Die Show findet statt in der Lichthalle auf dem Maag-Areal.

31 Projektoren lassen die Bilder durch den Raum tanzen

Dort tanzen Picasso-Werke übergross durch den 1400 Quadratmeter grossen Raum. 31 HD-Projektoren geben die Bilder auf der Wand, dem Boden oder auf riesigen Skulpturen, die an Origami-Kunstwerke erinnern, wieder. Die gut halbstündige Projektion läuft in der Endlosschlaufe.

«Immersiv», abgeleitet vom englischen Begriff «Eintauchen», werden solche Produktionen auch genannt. In Zürich sind sie beliebt. Gleich mehrere Kunstschaffende wurden in den letzten Jahren in der Lichthalle Maag immersiv verhandelt. Die Institution setzt bewusst auf Publikumslieblinge. So gab es dort schon Shows über Frida Kahlo und Claude Monet. Kunstkennerinnen und -kenner rümpfen über die dekonstruierten Werke, die dort zu sehen sind, gern die Nase.

Das Landesmuseum wird derzeit ebenfalls mit einer immersiven weihnächtlichen Installation, dem Illuminarium, bespielt. Ebenso die Kirche Egg in Zürich-Wollishofen. Dort zieht das digitale Aquarium «Pixel Zoo» Familien an. Sämtliche digitalen Erlebnisse, auch jene über die Kunstschaffenden, wurden von der Zürcher Gruppe Projektil konzipiert.

Die Show wurde in Frankreich entwickelt

«Imagine Picasso» wurde von einem französischen Team konzipiert. Die Lichthalle hat die internationale Digitalshow nach Zürich geholt, weil sich der Todestag von Pablo Picasso dieses Jahr zum 50. Mal jährt.

Spanish artist Pablo Picasso (1881 - 1973) in front of one of his paintings at home in Cannes.   (Photo by George Stroud/Getty Images)

Die Bilder und Ausschnitte, die in «Imagine Picasso» zu sehen sind, sind riesig – bis zu mehreren Metern hoch. Verschiedene Selbstbildnisse des Künstlers oder Frauenporträts wechseln sich ab mit abstrakten Werken aus der kubistischen oder surrealistischen Phase.

Begleitet von passender Musik, laufen die Kunstwerke teilweise ineinander. Es gibt auch eine Sequenz mit Motiven von Kindern, die Picasso gemalt hat. Dazu läuft ein französisches Kinderlied.

Imagine Picasso
(c) 2023 ProLitteris, Zürich

Gesichter aus verschiedenen Porträts weichen später einem Muster aus Schwarzweisszeichnungen. Einige Werke wie die Komposition «Les Demoiselles d’Avignon» von 1907 sind klar zu erkennen. Ebenso das bekannte Antikriegsgemälde «Guernica» von 1937. Sobald es projiziert wird, färbt sich der Teppich rot. Später fällt auch ein roter Vorhang, oder es erscheinen Regentropfen auf den Wänden.

Solche Regieeingriffe, die die Kunst ergänzen, sowie eine sinnliche musikalische Inszenierung machen die halbstündige Projektion zum Erlebnis. Genauso wie die Tatsache, dass man sich im grossen Raum frei bewegen kann. Und es ist ausdrücklich erlaubt, Bilder zu machen (und auf sozialen Medien zu posten, zu liken und zu taggen).

Liegend und fläzend Kunst konsumieren

Einige Besucherinnen und Besucher dösen während des Besuchs in Fläzsesseln. Liegend lässt es sich tatsächlich besonders gut in den dekonstruierten Picasso-Bildern baden. Es scheint dann, als würde man von ihnen verschlungen.

Je mehr man sich entspannt, desto besser gelingt der Picasso-Tauchgang. In ihrer schieren Grösse entwickeln insbesondere die abstrakten grafischen Werke Picassos eine besondere Kraft.

Manchmal allerdings wirkt die Bilderwucht auch etwas beliebig. Zumindest, wenn man wie die Autorin im Grundstudium der Kunstgeschichte darauf getrimmt wurde, den Aufbau eines Werks zu studieren. Ist man daran gewöhnt, fehlt ohne sprichwörtliche Rahmenbedingung nach einer Weile eine klare Perspektive.

Schade ist, dass die Decke der Lichthalle nicht bespielt wird. Deshalb verliert die Projektion bei den höher gelegenen Plätzen auf der Galerie des Raums ihren Reiz: Der Blick bleibt immer wieder auf der nackten Decke hängen.

Imagine Picasso
(c) 2023 ProLitteris, Zürich

Bedenkt man, dass es sich um eine Projektion und nicht um ein ganzes Museum handelt, sind die Preise eher hoch: Am Wochenende kostet ein Ticket für Erwachsene 31 Franken; Kinder ab 6 Jahren zahlen am Wochenende 19 Franken. Eine vierköpfige Familie mit schulpflichtigen Kindern legt also für die digitale Show (die allerdings nicht subventioniert ist) 100 Franken hin.

Imagine Picasso
(c) 2023 ProLitteris, Zürich

Gerade Kindern scheint es bei «Imagine Picasso» besonders zu gefallen. Während unseres Besuchs tanzen einige zur Musik, andere spielen Verstecken und rennen herum (was eigentlich nicht erlaubt ist). Kunst ist hier ein universelles Erlebnis.

Imagine Picasso, bis 27. Januar 2024, Lichthalle Maag, Zahnradstr. 22, 8005 Zürich, imagine-picasso.ch