Corona oder Grippe?Auf die Corona-Welle könnte eine Grippewelle folgen
In Hausarztpraxen am Zürichsee dominiert nach wie vor das Coronavirus. Doch eine Grippewelle ist weiterhin möglich – vor allem auch bei Kindern.
Nach dem aussergewöhnlich milden Verlauf der Grippesaison 2020/21 befürchteten Fachleute im Herbst einen harten Grippewinter. Die These: Weil die letzte Influenzawelle ausgeblieben war, könnten die Menschen nun anfälliger sein. Ein Blick auf den Sentinella-Lagebericht zur Grippe zeigt in der zweiten Januarhälfte steigende Fallzahlen: Hochgerechnet 106 von 100’000 Arztkonsultationen gehen auf Erkrankungen mit grippeähnlichen Symptomen zurück. Im Januar 2021 waren gut 56 von 100’000 Konsultationen wegen Verdacht auf Grippe.
Bei acht Prozent der auf Influenza untersuchten Proben handelte es sich tatsächlich um die Grippe. Die Übrigen gingen auf Covid-19 und andere Krankheiten zurück. Im Vergleich zur Vorwoche sei die Zahl der Influenzafälle gestiegen, heisst es im aktuellen Sentinella-Bericht. Nimmt nun also die befürchtete Grippewelle ihren Anfang?
Ähnliche Symptome
Horgens Bezirksarzt Hannes Frick relativiert: «Die Zahl der Verdachtsfälle ist schwierig zu interpretieren, weil Covid-19 mit ähnlichen Symptomen einhergeht wie die Grippe.» Bei einem Teil der gemeldeten Verdachtsfälle könne es sich also auch um Corona-Infektionen handeln. In seiner Oberriedner Praxis dominiere nach wie vor das Coronavirus das Geschehen, sagt Frick.
Die Bedenken, das Immunsystem könnte nach einer ausgebliebenen Grippesaison aus der Übung sein, teile er nicht, sagt Frick. «Bei Erwachsenen sollte das eigentlich nicht der Fall sein.» Anders sei die Situation allerdings bei Kindern. «Sie werden tatsächlich anfälliger für virale Infekte, wenn ihr Immunsystem längere Zeit nicht mit Krankheiten in Kontakt kommt.» Entsprechend würden Kinder denn auch häufiger erkranken – nicht nur an der Grippe. Auch andere Atemwegerkrankungen hätten ein leichteres Spiel. So ist die Tendenz bei den Grippeverdachtsfällen aktuell auch bei den 0- bis 4-Jährigen sowie bei den 5- bis 14-Jährigen steigend.
Masken und Impfungen
Frick wie auch sein Meilemer Pendant, Bezirksarzt Andreas Steiner, sehen die anhaltenden Corona-Massnahmen als Hauptgrund für die bislang milde Grippesaison. «Es ist nun mal so, dass das Maskentragen nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor anderen Infektionskrankheiten», sagt Steiner. Zudem hätten sich wie im vergangenen Jahr mehr Menschen gegen die Grippe impfen lassen.
Aber auch das Wetter spiele eine Rolle. «Es ist momentan relativ warm und trocken. Für Grippeviren ist das kein ideales Umfeld», sagt Steiner. Seit dem Jahreswechsel habe er keine Patienten mit den eindeutigen Symptomen einer schweren Influenza – also sehr hohes Fieber, Schüttelfrost, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen – mehr behandelt.
Momentan ist Steiner zuversichtlich. Eine Zunahme der Grippefälle sei aber durchaus vorstellbar, falls die Corona-Massnahmen allesamt aufgehoben würden, sei es gut möglich, dass es doch noch zu einer Grippewelle kommen könnte, sind sich die Bezirksärzte einig.
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