Ein Dokfilm gewinnt in Solothurn
Die Filmtage zeichnen Boutheyna Bouslamas Debüt mit dem Hauptpreis aus. Der Prix du Public geht an Samir.
Draussen wars gewohnt neblig, drinnen in den Sälen gewohnt voll. Die 55. Solothurner Filmtage – die ersten unter der neuen Leiterin Anita Hugi – zogen das Publikum einmal mehr in Scharen an (über 66000 Eintritte). Diese Publikumsflut überforderte allerdings das Ticketing-System, welches von Beginn an überlastet war – vor allem morgens, also dann, wenn die Billette für den nächsten Tag freigeschaltet wurden. Das Filmvolk ertrug es mit einigem Murren.
Der Hauptpreis des Festivals, der mit 60'000 Franken dotierte Prix de Soleure, ging – einmal mehr – an einen Dokumentarfilm: In «A la recherche de l'homme à la caméra» erzählt Boutheyna Bouslama von ihrer dreijährigen Suche nach einem verschollenen syrischen Medienaktivisten, einem Jugendfreund. In dem tagebuchartigen Werk befragt die Regisseurin Weggefährten des Verschwundenen und entwirft damit indirekt das Porträt eines Geistesverwandten, der von einem repressiven System verschluckt wurde.
Die Siegerin musste 2014 die Schweiz verlassen
Bouslamas Erstlingswerk wird von der Jury (Ursula Meier, Cemile Sahin, Mirko Manzoni) für «die Narration, die filmische Handschrift und die deutliche Haltung gegenüber der Leerstelle, die ihr Freund hinterliess», gelobt. Die tunesische Regisseurin, die an der Kunsthochschule Genf studierte, musste nach Ablauf ihrer Aufenthaltsbewilligung 2014 die Schweiz verlassen und lebt seither in Istanbul.
Den mit 20'000 Franken dotierten Prix du Public gewann Samir für «Baghdad in my Shadow». Der irakisch-schweizerische Regisseur verknüpft in diesem Spielfilm die Schicksale von Ex-Irakern in London zu einem themengetriebenen Thriller. Dabei gehts um die grossen Tabus der arabischen Welt: Ungläubigkeit, weibliche Selbstbestimmung und Homosexualität.
Unter den diesjährigen Neuerungen am Festival in Solothurn fiel eine Nicht-Solothurner Location auf: Im Industrieareal Attisholz wurden nicht nur die Nachwuchspreise («Upcoming Talents») vergeben, sondern auch die Absolventen der Schweizer Filmschulen zur Party geladen. Ein guter Move: So sorgt man nicht nur für eine markante Verjüngung des Publikums, sondern kann auch auf eine Filmernte jener Studierenden hoffen, wenn sie denn mit ihren Premierenfilmen später an die Filmtage zurückkehren.
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