Auf der Jagd nach Erholung
Lohnt es sich mit Kindern für drei Tage in die Ferien zu fahren? «Beinahe» wäre wohl die Antwort unserer YoungMum-Bloggerin.
«Wie ist es möglich, dass wir zwei grosse North Face XL Taschen mitnehmen, obwohl wir nur für drei Tage verreisen?!» höre ich meinen Mann rufen. Er klingt ratlos, geht aber nicht weiter darauf ein, da er genau weiss, wo diese Diskussion endet.
Ja, mit zwei kleinen Kindern braucht man halt so einiges, wenn man verreist. Man braucht Kleider für jedes Wetter und alles mal vier, da die Kinder mit Sicherheit auf dem matschigen Spielplatz das Gleichgewicht verlieren, mit Sicherheit ihre T-Shirts mit der leider in Reichweite stehenden Nivea Creme Tube vollschmieren und mit Sicherheit vier von fünf Hosen nasspinkeln. Ausserdem sind Kurzferien der ideale Anlass, die schönen Kleidchen von der Grossmama mitzunehmen, die wir aufgrund der jeweils fehlenden passenden Gelegenheit nur sehr selten tragen.
Lohnt sich das?
Um in Ruhe zu packen und die Wohnung gründlich zu putzen, hatten Freunde von uns die grossartige Idee, die Kinder für ein paar Stunden auf den Spielplatz mitzunehmen. Der Aufwand scheint gross, aber bei so kleinen Kindern reicht es nicht, nur das Nötigste dabeizuhaben, man muss ALLES dabeihaben. Der grosse Kofferraum unseres Volvos ist vollgepackt mit zwei prallgefüllten Reisetaschen, dem Kinderwagen, dem Trottinett, Babyreisebett, Windschutzzelt und Gartenspielzelt.
Genauso könnten wir für zwei Wochen verreisen. Ich wage die Frage in den Raum zu stellen, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Wir sind so voller Sehnsucht nach einer schönen Zeit miteinander, nach Momenten, die zählen, an die wir uns erinnern möchten, an einer Auszeit in lockerer Atmosphäre, dass wir uns manchmal vielleicht zu viel vornehmen. «Nirgends strapaziert sich der Mensch so sehr wie auf der Jagd nach Erholung» sagte einst Laurence Sterne (1713 - 1768). Das hat schon was.
Anders als erwartet
Am schönen Gardasee angekommen stellen wir fest, dass die zwei Schlafzimmer unseres Ferienhäuschens zu klein sind für das Babybett. Was nun? Wir beschliessen, die Doppelbetten jeweils an die Wand zu schieben und dann getrennt mit je einem Kind im Bett zu schlafen, so dass sie nicht rausfallen.
Am ersten Abend öffnen wir eine Flasche Wein, die wir sehnsüchtig in getrauter Zweisamkeit vor dem Haus im Mond- und Kerzenschein trinken wollten aber leider kommt es anders als geplant. Die Kinder wollen nicht einschlafen, wir müssen uns als natürliches Gitterbett neben sie legen, bis sie eingeschlafen sind. Da wir bis dahin selbst schon im Halbschlaf sind, geben wir uns auf dem Weg ins Badezimmer einen flüchtigen Gutenachtkuss und verschieben den Wein auf morgen.
Dass meine Haut am ganzen Körper nach dem Mandel-Peeling weich wie Seide ist und himmlisch nach marokkanischem Arganöl duftet entgeht meinem Mann unter diesen Umständen natürlich vollumfänglich, mein bedächtig ausgesuchtes roséfarbenes Negligé bleibt in der North Face Tasche liegen. Die Kinder schlafen glücklich und zufrieden mit einem Lächeln ein und wachen am nächsten Tag glücklich und zufrieden um 6 Uhr morgens auf.
Die Rutsche
Das Frühstück, dass wir zwar schlaftrunken aber doch engagiert und liebevoll zubereiten, wird von Vivienne grösstenteils mit einem schelmischen Lächeln ausgespuckt und von Charlotte nur angeschaut und mit «ich will einen Schleckstengel!» kommentiert. Nach der Auseinandersetzung in der Küche machen wir uns auf den Weg ins Gardaland, dem Freizeitpark, den wir schon lange mal besuchen wollten.
Sicher wird Charlotte begeistert sein vom Peppa Pig Land! Was ihr am besten gefällt am Peppa Pig Land ist die Rutsche. Ein Foto mit Peppa Pig in Person, der tolle Zug, der um den Park fährt, die altersgerechten Bahnen, die Kinderherzen höherschlagen lassen, all das ist unwichtig. Was zählt ist die Rutsche. So eine, wie wir sie vor unserem Haus in Zürich haben.
Die Arbeit nach den Ferien
Nach einer fünfstündigen Heimfahrt mit hungrigen, müden und kreischenden Kleinkindern sind wir wieder zurück zu Hause, wo ich sogleich anfange, die Taschen auszuräumen und Wäsche zu waschen. Die nächtliche Feuchtigkeit hat sich durch alle auch ungetragenen Kleider gefressen, alles muss gewaschen werden.
Fünf riesige Waschberge häufen sich im Bad, darunter Grossmamas Sonntagskleidchen, für die wir auch dieses Mal keine passende Gelegenheit gefunden haben. Spielsachen müssen sortiert werden, Necessaires ausgeräumt werden. Ich schaue in den Spiegel und sehe ein bleiches, müdes Gesicht mit dunklen Augenrändern. Gregor holt den Handstaubsauger, um die vielen herumliegenden Reiswaffeln und Salzstangen im Auto wegzusaugen.
Dabei hat er das Auto gerade erst vor unserem Kurztrip schön geputzt, die Sitze mit Lederpflege gereinigt und die Schuhabdrücke auf den Rückenlehnen abgewischt. Nach getaner Arbeit setzen wir uns auf das Sofa und schauen uns Fotos vom Gardasee an, immer lachen wir und haben Spass, sehen vergnügt und verliebt aus. Es war eben doch wieder schön.
«Das Schönste am Urlaub ist die Erinnerung daran» (Gerald Dunkl).
Als Gardasee-Fans können wir es kaum erwarten, den nächsten Trip nach Italien zu planen. Doch eines weiss ich genau, für drei Tage bleibe ich solange die Kinder noch klein sind doch lieber auf dem Spielplatz vor dem Haus.
Silvia Makowski
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