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Leben im Pflegeheim
Auch wer nicht wohlhabend ist, soll ein Einzelzimmer erhalten

Die meisten Menschen wünschen sich ein Einzelzimmer, wenn sie im Pflegeheim leben.
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Im Moment gilt im Kanton Zürich: Wer Zusatzleistungen bezieht, hat nicht das Recht, in Pflegeinstitutionen ein Einzelzimmer zu belegen. Deshalb lebe sein Vater nun am Ende seines Lebens mit einer ihm fremden Person in einem Zweierzimmer, erzählte Christoph Fischbach (SP, Kloten). Sein Vater tue sich schwer damit.

Der Politiker forderte am Montagnachmittag im Kantonsrat in einem Postulat, dass diese Regel abgeschafft werde. Es gehe um Privatsphäre, Respekt und Würde vieler älterer Menschen. Tatsächlich beziehen sechzig Prozent all jener, die in einer Pflegeinstitution wohnen, Zusatzleistungen. «Wer dieses Postulat nicht unterstützt, zeigt sich von der herzlosen und asozialen Seite», sagte Fischbach am Schluss seines Votums.

Sache der Heime

FDP und SVP sprachen sich gegen dieses Postulat aus. Mehrbettzimmer seien zwar tatsächlich nicht mehr zeitgemäss, sagte Linda Camenisch (FDP, Wallisellen). Doch sei es an den jeweiligen Institutionen, die Bewohnerinnen und Bewohner in Einzelzimmern unterzubringen. «Sie müssen allenfalls ihre Grundtaxen neu berechnen, damit sie innerhalb ihres Kostendachs bleiben können.» Es gehe nicht an, dass diese Mehrkosten auf Kanton und Gemeinden überwälzt würden. 

Lorenz Habicher (SVP, Zürich) wies zudem darauf hin, dass ein grosses Problem bei alten Menschen die Einsamkeit sei. «Einzelzimmer können auch Isolation bedeuten.» Seine Parteikollegin Elisabeth Pflugshaupt (Gossau) erzählte von ihrer Mutter, die im Einzelzimmer nachts unter Angstzuständen litt. «Seit sie in einem Zweierzimmer ist, geht es ihr besser.»

Kosten steigen nicht wegen Einzelzimmern

Josef Widler (Mitte, Zürich) erlebt als Heimarzt, dass die Selbstbestimmung bei Menschen in Pflegeheimen ohnehin schon stark beschnitten wird. Er wies darauf hin, dass es nicht die Einzelzimmer seien, welche die Kosten erhöhten. «Es braucht einfach genügend Personal.» Unabhängig davon, ob die Pflegebedürftigen in Einzel- oder Zweierzimmern untergebracht seien. 

Brigitte Röösli (SP, Illnau-Effretikon) leitete bis letztes Jahr den Pflegedienst in einem Alterszentrum. Sie wies darauf hin, dass es bei Zweierzimmern immer wieder zu Streit und Unzufriedenheit komme und die Bewohnerinnen und Bewohner oft umplatziert werden müssten. 

Das Postulat wurde schliesslich mit 94 zu 73 Stimmen an den Regierungsrat überwiesen. Dieser wird nun innerhalb von zwei Jahren einen Bericht dazu verfassen. Darin wird er aufzeigen, welche Anpassungen es braucht, damit künftig auch Menschen, die Zusatzleistungen beziehen, in Pflegeheimen ein Recht auf ein Einzelzimmer haben.