«Auch Männer mit Bart sind in der Feuerwehr willkommen»
«Bart ab», mahnt eine deutsche Kreisbrandinspektorin und ruft ihre Feuerwehrmänner zur Rasur auf – aus Sicherheitsgründen. «Das ist Unsinn», entgegnet der Kommandant der Feuerwehr Rapperswil-Jona.

Viel Rauch um Nichts oder eine Meldung mit einem Fünkchen Wahrheit? Der Aufruf einer deutschen Feuerwehr-Chefin dürfte vielerorts für Lacher gesorgt haben – nicht nur unter Feuerwehrleuten. Die Kreisbrandinspektorin im deutschen Bundesland Hessen sagt Bärten aus Sicherheitsgründen den Kampf an. Feuerwehrleute sollen sich bitte anständig rasieren, befand sie.
Vollbärte und Drei-Tage-Bärte seien zwar gerade in Mode, für Feuerwehrler allerdings gänzlich ungeeignet: «Die Atemschutzmasken vertragen keine Gesichtsbehaarung», begründete sie gegenüber deutschen Medien. Die Masken müssten schliesslich dicht anliegen. Weil die Luft um Feuerwehrleute im Einsatz voller giftiger Brandgase sei, vertrage sich das schlecht mit sogenannten «Hipsterbärten». Brandgefährlich sei das. Bei Männern mit Bart kennt die Frau darum kein Pardon: Diese schicke sie bei Übungen kurzerhand nach Hause. Wer Leben retten wolle, könne halt nicht immer hip sein.
Maske mit Überdruck
Ist ein Bart in der Feuerwehr also ein No-Go? Wer sich durch die Bildergalerien der hiesigen Feuerwehren klickt, könnte fast diesen Eindruck bekommen. Bei der Feuerwehr Rapperswil-Jona präsentieren sich fast alle Einsatzkräfte glatt rasiert. Ironischerweise trägt einzig der «Chef Atemschutz» einen Bart. Müssen Feuerwehr-Anwärter also erst zum Rasierer greifen, bevor sie ins Team aufgenommen werden? «Natürlich nicht», sagt Feuerwehrkommandant Roland Meier schmunzelnd. Auch Männer mit Bart seien in der Feuerwehr willkommen. Anders als beim Militär, wo Gasmasken mit Filter verwendet werden, nutzen Feuerwehrleute meistens einen anderen Typ Maske – im Fachjargon auch «Spinnenmasken» genannt.
Besonders häufig zum Einsatz kommen die Atemschutzmasken mit Überdruck, erklärt Meier – sogenannte Pressluftatmer. Dazu gehört eine Druckluftflasche mit Atemluft für rund 25 Minuten und ein Lungenautomat. Diese Art der Maske tragen die Einsatzkräfte, wenn sie nicht genau wissen, welche Gase in der Umgebungsluft vorhanden sind, führt Meier aus. Der Überdruck verhindert, dass die Person giftige Substanzen einatmet. Vor allem sitze die Maske durch den Überdruck fest am Gesicht, erklärt der Kommandant, auch bei Bartträgern. Haare im Gesicht könnten lediglich dazu führen, dass hin und wieder Luft seitlich entweiche. Die Maske allerdings bleibe dicht. Egal, ob mit Schnauz, Kinnbärtchen oder Dreitagebart.
Ein Check-Up für alle
Ob ein Mitglied der Feuerwehr Bart trage oder nicht spiele demnach keine Rolle, sagt Meier. Viel wichtiger sei es, dass jemand gesund sei und ein Arzt vorher seine Lungenfunktion überprüft habe. Zum Check-Up müssen alle Interessierten antreten, noch bevor sie bei der Feuerwehr den Grundkurs absolvieren können. Ebenso wichtig sei es, die Atemschutzmasken regelmässig zu überprüfen. Nach jedem Einsatz, jeder Übung, oder auch einfach, wenn sie länger nicht genutzt wurden, müssen die Pressluftatmer kontrolliert werden. Dafür werden sie auf den Kopf einer Puppe aufgesetzt, der an den Computer angeschlossen ist. Via Computer kann, so erklärt Meier, die Atmung eines Menschen simuliert werden. So wird in strenger Abfolge sichergestellt, dass die Ventile funktionieren und unter der Maske ein konstanter Überdruck herrscht.
Hin und wieder kommt es trotzdem vor, dass Feuerwehrleute sogenannte Filtermasken tragen – zum Beispiel bei Chemieunfällen, schildert Meier. Mit jenen Masken – sie sind angenehmer zu tragen – könnten es Bartträger tatsächlich schwieriger haben. Doch erstens habe es in der Feuerwehr Rapperswil-Jona kaum jemanden mit Vollbart, und zweitens würde er sonst halt jemanden ohne Bart zum Einsatz schicken. «Oder eine Frau», grinst er.
Mit Bart oder roten Haaren
Letztlich sei er als Kommandant froh, wenn sich genug Nachwuchs für die Arbeit in der Feuerwehr interessiere, sagt Meier. Dieses Jahr beginnen 25 Neulinge mit der Ausbildung. Manchmal springe der eine oder andere wieder ab, weil er merke, dass es halt doch kein Zuckerschlecken sei. «Und weil man halt auch mal um vier Uhr morgens aufstehen muss.» Rote Haare, Vollbart oder Schnauz seien darum bestimmt keine K.O.-Kriterien.
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