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Joe Biden steht als Kandidat so gut wie fest

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Bernie Sanders wird wohl auch diesmal allerlei Schuldige finden, die Medien, die Amtsträger der Demokratischen Partei, Strippenzieher im Hintergrund. Doch nach einer weiteren Runde der Vorwahlen wird immer klarer: Die demokratischen Wähler wünschen sich nicht den selbst erklärten demokratischen Sozialisten als Präsidentschaftskandidaten, sondern Joe Biden.

Der frühere Vizepräsident gewann am Dienstag in mindestens drei von sechs Bundesstaaten, in denen gewählt wurde, eine klare Mehrheit der Stimmen, darunter in Michigan, dem wichtigsten Staat dieser Wahlnacht. Auch wenn zunächst noch nicht alle Resultate da waren: Biden hat damit seinen Vorsprung bei den Delegierten, die für die Nominierung entscheidend sind, deutlich ausgebaut. Er ist jetzt der haushohe Favorit, und es müsste schon etwas völlig Unerwartetes geschehen, damit jemand anders als er im Herbst gegen Donald Trump antritt.

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Damit könnte der demokratische Wahlkampf ein rasches Ende finden – ein Ende, das noch vor zwei Wochen niemand auf der Rechnung gehabt hatte. In seiner Ansprache in der Wahlnacht gab sich Biden jedenfalls schon fast so, als wäre er bereits der offizielle Präsidentschaftskandidat der Partei. Er streckte Sanders und dessen Anhängern demonstrativ die Hand aus, indem er sich für ihre «Energie und Leidenschaft» bedankte und sagte: «Uns verbindet ein gemeinsames Ziel: Trump zu besiegen.»

Sanders dagegen entschied, in der Wahlnacht gar nicht vor die Medien zu treten, was eher ungewöhnlich war.

Sanders setzte auf Michigan – und verlor

Wie schon vor einer Woche am Super Tuesday konnte Biden auch diesmal auf die überwältigende Unterstützung durch die schwarzen Wähler zählen. In Mississippi legten laut den Nachwahlbefragungen 86 Prozent der Afroamerikaner für den früheren Stellvertreter von Barack Obama ein.

Doch wie der Fall von Michigan zeigt, gewann Biden auch in den meisten anderen Wählergruppen eine Mehrheit. Vor allem siegte er in den Vororten, die sich seit Trumps Wahl als grosses Reservoir von Wählern für die Demokraten erwiesen haben.

Sanders verpasste es, scharenweise junge Leute und Nichtwähler an die Urne zu bringen.

In Michigan war Sanders vor vier Jahren ein überraschender Sieg über Hillary Clinton gelungen. Er hatte in den vergangenen Tagen seinen gesamten Wahlkampf auf den Rostgürtelstaat ausgerichtet. Doch er schaffte es diesmal nicht annähernd, sein Resultat von 2016 zu wiederholen, und er verpasste erneut sein Ziel, scharenweise junge Leute und Nichtwähler an die Urne zu bringen.

Einen recht guten Einblick in die Stimmung bei den Demokraten lieferte in der Wahlnacht Andrew Yang. Der Unternehmer und ehemalige Präsidentschaftsbewerber hatte sich bis zu seinem Rückzug aus dem Rennen vor einigen Wochen um ähnliche Leute bemüht wie Sanders: junge und unabhängige Wähler, die sich grosse Reformen wünschen und der Demokratischen Partei eher skeptisch gegenüberstehen.

Das demokratische Fussvolk hat keine Lust auf einen Aufstand von links, wie ihn Sanders fordert.

Doch als am Dienstag die Resultate aus den Bundesstaaten eintrafen, sass Yang im Studio von CNN und gab eine Wahlempfehlung für Biden ab. Mathematisch sei Biden die Kandidatur kaum mehr zu nehmen, deshalb gelte es jetzt, sich hinter ihn zu stellen: «Wir müssen die Partei zusammenbringen.» Das war ein Appell an Sanders' Anhänger, die mit Bidens Kandidatur nicht viel anfangen können.

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Yang wurde mit seiner Wortmeldung zum elften ehemaligen Rivalen von Biden, der ihm nun die Unterstützung ausgesprochen hat. Bereits am Wochenende hatten die ausgeschiedenen Bewerber Kamala Harris und Cory Booker Biden zur Wahl empfohlen und mit ihm auch Wahlkampf betrieben. Dass diese Zeichen von führenden Demokraten von der Basis so bereitwillig gehört werden, legt den Schluss nahe: Das demokratische Fussvolk hat keine Lust auf einen Aufstand von links, wie ihn Sanders fordert.

Und es hat auch keine Lust darauf, den phasenweise giftigen Flügelkampf noch viel länger hinauszuziehen. Stattdessen scheint die Basis zum Schluss gekommen zu sein, dass Biden jener Kandidat ist, der Trump am ehesten schlagen kann – und das ist für die meisten Demokraten das wichtigste Kriterium.

Der Druck auf Sanders, seine Kampagne schon bald einzustellen, dürfte deshalb in den kommenden Tagen steigen. Auf dem Papier könnte der 78-Jährige zwar durchaus noch genügend Delegierte sammeln, um Biden zu überholen. Doch dazu müsste er in den kommenden Vorwahlen mit sehr grossen Margen gewinnen. Dafür spricht wenig. So haben viele der Bundesstaaten, die als nächste wählen, einen hohen Anteil von schwarzen Wählern, die das Rückgrat von Bidens Koalition bilden. In anderen Staaten, die noch ausstehen, hatte Sanders gegen Hillary Clinton 2016 sehr deutlich verloren.

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Der Dienstag war nicht nur der Tag, an dem Biden zum wahrscheinlichen Kandidaten der Demokraten wurde. Es war auch der Tag, an dem das Coronavirus mit voller Wucht den Präsidentschaftswahlkampf erreichte. Sowohl Sanders wie auch Biden mussten Auftritte vor Tausenden von Anhängern absagen, die sie in der Wahlnacht im Bundesstaat Ohio geplant hatten.

Nachwahlbefragungen zeigten zudem, dass das Coronavirus auch für die Wähler ein wichtiges Thema war – und dass die wachsende Sorge möglicherweise Biden zugute kommt. Eine Mehrheit der Demokraten traut danach dem früheren Vizepräsidenten am ehesten zu, eine schwere Krise zu bewältigen. Noch in der Wahlnacht sagte Biden über den Umgang mit dem Coronavirus: «Wir brauchen eine Führung, die ehrlich, vertrauenswürdig, wahrhaftig und zuverlässig ist.» Und er klang auch damit ganz so, als ginge es jetzt nur noch gegen Trump.