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Geringe Erfolgsaussichten
Amerikaner und Iraner versuchen es nochmals miteinander

Verlangen Garantien von den USA: Der iranische Präsident Ebrahim Raisi (rechts) in Begleitung des Chefs der iranischen Atomenergieorganisation, Mohammad Eslami, vor dem Kernkraftwerk Bushehr im Südwesten des Landes.
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Es ist der wohl letzte Anlauf, um das Atomabkommen mit dem Iran doch noch zu retten: Am Donnerstag reisten die Unterhändler der USA, des Iran und der Europäischen Union nach Wien, um auszuloten, ob eine Einigung möglich ist auf eine Vereinbarung, die der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell vergangene Woche vorgelegt hat. Die Erfolgsaussichten der Gespräche, die noch im Lauf des Tages beginnen sollten, gelten westlichen Diplomaten aber als gering. Der US-Sondergesandte Robert Malley teilte per Twitter mit, die Erwartungen hielten sich in Grenzen.

Der iranische Unterhändler Ali Bagheri-Kani sagte, er reise nach Wien, um «die Verhandlungen voranzubringen». Er machte allerdings klar, dass der Iran die USA in der Bringschuld sieht. Sie müssten die Gelegenheit ergreifen. Die beiden Diplomaten werden nicht direkt miteinander sprechen; das verweigert der Iran. Deswegen wird der EU-Diplomat Enrique Mora zwischen ihnen vermitteln. Eine erste solche Runde in der katarischen Hauptstadt Doha war Ende Juni ergebnislos geblieben.

Borrell hatte danach nochmals leichte Änderungen an dem Text für eine Vereinbarung vorgenommen, die den Weg ebnen würde zur Rückkehr der USA in das Atomabkommen von 2015 – und mit dem sich der Iran zugleich verpflichten würde, dessen Beschränkungen für sein Atomprogramm wieder einzuhalten. Seit einiger Zeit hat der Iran sowohl die Anreicherung von Uran drastisch beschleunigt als auch den Ausbau von Nuklearanlagen. Ein fertig verhandelter Text für eine Übereinkunft liegt seit März vor, bislang stehen aber weitergehende Forderungen des Iran einem neuen Deal entgegen.

Teheran fordert, dass Untersuchungen eingestellt werden

Das Hardliner-Regime ist – anders als bislang – nun offenbar bereit, zu akzeptieren, dass die USA die Sanktionen gegen die Revolutionsgarden zunächst nicht aufheben. Das hatte US-Präsident Joe Biden ausgeschlossen. Allerdings verlangt Teheran weiter Garantien von den USA, dass sie nicht erneut aus dem Abkommen aussteigen, wie es 2018 der damalige Präsident Donald Trump getan hat.

Als weit problematischer gilt aber die Forderung Teherans, die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) müsse ihre Untersuchungen zu mehreren mutmasslichen Anlagen einstellen, die der Iran nicht als Teil seines Atomprogramms deklariert hatte. Inspektoren der IAEA hatten an den drei Orten Spuren von Uran nachgewiesen, Indizien für geheim gehaltene nukleare Aktivitäten. Während die Vorgänge bei zwei der fraglichen Einrichtungen etwa 20 Jahre zurückliegen sollen, dauerten sie bei einer dritten womöglich bis 2018 an, also lange nach Abschluss des Atomabkommens im Sommer 2015.

Europäische Diplomaten stellten klar, dass es ein Ende der Untersuchungen nur geben könne, wenn der Iran die Sachverhalte zur Zufriedenheit der IAEA aufkläre. Einen Arbeitsplan dazu hatten die beiden Seiten im Februar zwar vereinbart. Laut IAEA-Chef Rafael Mariano Grossi verweigert der Iran aber seit Monaten jede Zusammenarbeit. Das hat auch der Gouverneursrat, das höchste beschlussfassende Gremium der Atomenergiebehörde, auf Initiative der USA und der am Atomabkommen beteiligten europäischen Staaten Frankreich, Grossbritannien und Deutschland (E3) im Juni verurteilt.

Ein Scheitern wäre folgenreich

Bei einem Scheitern der Gesprächsrunde in Wien wird es laut mit dem Dossier vertrauten Diplomaten auf absehbare Zeit keine weiteren Verhandlungen mehr geben, ohne dass jedoch offiziell ein Scheitern oder gar das Ende des Abkommens verkündet werden würde. Schon bis zum Wochenende müsse sich zeigen, ob der Iran bereit sei, den Deal anzunehmen, den der EU-Aussenbeauftragte Borrell als «den bestmöglichen» bezeichnet hat. Die Europäer hatten zu den Gesprächen zunächst nur technische Experten entsandt, nicht die politischen Direktoren ihrer Aussenministerien. Falls ein Abschluss greifbar erscheint, würden aber hochrangige Diplomaten nach Wien reisen, möglicherweise sogar die Aussenminister.

Das Regime in Teheran hat inzwischen deutlich gemacht, dass es sein Atomprogramm ohne eine Einigung drastisch weiter ausbauen wird. Inspektoren der IAEA haben verifiziert, dass der Iran Hunderte Zentrifugen des technisch fortgeschrittenen Typs IR-6 erfolgreich in der Urananreicherungsanlage Natanz installiert hat. Ein Berater des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei, Kamal Kharazi, sagte zudem dem Fernsehsender al-Jazeera, der Iran verfüge über die technischen Mittel, um eine Atombombe herzustellen, es gebe aber keine politische Entscheidung, dies zu tun. Offenbar wollte Teheran auf diese Weise noch einmal zusätzlichen Druck entfalten.