Neue Protagonisten und Covid-SorgenAm Giro wird Portugiesisch gesprochen
Der Giro d’Italia hat eine aufregende Startwoche hinter sich. Doch eine unangenehme Nachricht beschäftigt alle.
Zuerst die unangenehme Nachricht: Sie kommt am Freitagabend und rüttelt diesen Herbst-Giro durch. Simon Yates beklagt sich nach der Etappe beim Teamarzt über ein Unwohlsein, erhöhte Temperatur wird festgestellt. Spätabends folgt ein Covid-19-Test im Teamhotel, noch später die Gewissheit: Der Brite hat sich mit dem Virus angesteckt.
Nun wird auch das ganze Team kontrolliert, Fahrer wie Helfer, schliesslich leben sie innerhalb des Rennens in einer Blase. Doch alle Tests kommen negativ zurück, zumindest sie können den Giro d’Italia fortsetzen.
Doch die Verunsicherung geht damit nicht weg. Die grossen Fragen bleiben offen: Wo respektive durch wen hat sich Yates angesteckt? Und: Folgen nun weitere positive Fälle? Denn Yates, vor dem Giro als einer der ersten Anwärter auf den Gesamtsieg gehandelt, wirkte im Rennen nie wie ein Fahrer dieses Status.
Bereits am Montag, hinauf zum Ätna, wurde er abgehängt, ohne dass die Favoriten ein wirklich hartes Tempo anschlugen. Sprich: Gut möglich, dass er da schon infiziert war und damit die ganze Woche mit dem Virus im Peloton mitfuhr.
Die Nachricht ist auch ein Weckruf an den Radsport ganz generell. Nachdem es an der Tour de France drei Wochen lang keinen einzigen positiven Fall gegeben hatte, hatte sich die Zuversicht breitgemacht, dass der kühne Plan mit der in drei Monate gequetschten Saison tatsächlich funktionieren könnte.
Zuletzt aber mehrten sich die Rennabsagen wegen verschärfter Corona-Massnahmen nach den deutlichen Anstiegen der Fallzahlen. Erst das Amstel Gold Race in den Niederlanden, zuletzt Paris–Roubaix in Frankreich. Das letzte Eintagesrennen ist die Flandernrundfahrt kommenden Sonntag, das Fragezeichen bleibt die Vuelta a Espana, die zwei Tage später starten soll – in einem vom Virus stark betroffenen Land.
Kelderman und Fuglsang wirken stark
Am Giro scheint sich hingegen eher das Wetter als Spielverderber aufdrängen zu wollen. Bei der Bergankunft in Roccaraso in den Abruzzen kommen die Fahrer bei Dauerregen und neun Grad ziemlich durchfroren ins Ziel. Obwohl dieses nur auf 1655 Meter über Meer liegt. Das ist nichts im Vergleich zur in der Schlusswoche geplanten Etappe: Dann soll es über den Stelvio (2757 m ü. M.) gehen – von dort wurden am Sonntag minus 5 Grad und Schneefall gemeldet...
Damit zum Radsport am Giro: Die erste Woche zeigte, dass Arnaud Démare (3 Etappensiege) im Sprint derzeit unangefochten ist. Dass Filippo Ganna (Sieg im Auftaktzeitfahren und in der bergigen 5. Etappe) eine sehr grosse Zukunft hat. Und dass die Männer der Stunde portugiesisch sprechen. Zum Beispiel Joao Almeida, seit Montag in der Maglia rosa. In Roccaraso verliert er ein paar Sekunden auf die Favoriten, verteidigt die Gesamtführung aber souverän. So wirken auch Wilco Kelderman und Jakob Fuglsang: Beide holten auf den steilen letzten Metern einige Sekunden heraus im Kampf um den Gesamtsieg.
Die 9. Etappe wird so zum portugiesischen Feiertag: Aus der Fluchtgruppe heraus holt mit Ruben Guerreiro ein Landsmann Almeidas den Tagessieg. Ein Lächeln bringt der Trainingskollege des Gesamtleaders auf der Ziellinie aber nicht mehr hin, so durchfroren ist er. Konsterniert ist dort auch der Gesichtsausdruck von Kilian Frankiny. Nicht nur wegen der Kälte. Sondern weil er im Schlussaufstieg nicht ganz mit Guerreiro mithalten kann – und als Vierter knapp den Coup verpasst.
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