Aktueller StummfilmAls Buster Keaton die Wahrheit filmte
Den Klassiker «The Cameraman» von 1928 gibt es frisch restauriert – er enthält eine überraschende Auseinandersetzung mit Fake News.
Was braucht ein Mann, um die Gunst einer Frau zu gewinnen? Eine Kamera! Dies denkt sich auf jeden Fall Buster Keaton, als er die hübsche Disponentin sieht, die Aufgaben für Kameraleute bei einer Film-Wochenschau verteilt. Seine Konkurrenz hat zwar grössere, besser ausgerüstete Geräte. Aber er versucht es trotzig mit seinem antiquarisch erstandenen Ding.
«The Cameraman» aus dem Jahr 1928 ist ein Stummfilmklassiker von Buster Keaton. Er enthält einige der besten Szenen des Komikers, der vor der Kamera niemals lachte. Herrlich zum Beispiel sein Besuch mit der Angebeteten im Schwimmbad, der damit beginnt, dass er versucht, mit einem anderen Mann gleichzeitig in einer engen Kabine die Badehose anzuziehen. Und mit dem Verlust eben dieser Hose unter Wasser endet.
Jetzt gibt es eine restaurierte Fassung des Films, die am soeben zu Ende gegangenen Festival Lumière in Lyon von 5000 Personen gefeiert wurde. Dabei überraschte aus heutiger Sicht ganz speziell: Eigentlich ist «The Cameraman» ein Vertrauensbeweis dafür, dass man mit der Kamera die Wahrheit erfassen kann.
Eine Heldentat, die aber verleugnet wird
Buster Keaton kommt nämlich, wie immer, zuerst unter die Räder. Die MGM-Frau geht mit einem andern aus, der sie zu einem Motorbootrennen führt. Die beiden verunglücken, der Mann brüstet sich, die Frau aus dem Wasser gerettet zu haben. In Tat und Wahrheit war es aber Buster Keaton, der die Heldentat vollbrachte. Aber er hat keine Chance gegen die vom Nebenbuhler verbreiteten Fake News.
Doch dann bringt, in einer unerwarteten Schlusspointe, die Kamera – notabene von einem Äffchen bedient! – die Wahrheit ans Licht. Die Bilder, die da über die Leinwand flimmern, überzeugen alle andern. Happy End!
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Für Buster Keaton war das Ende alles andere als glücklich. «The Cameraman» war der erste Film, den er für die mächtige Produktionsfirma MGM drehte. Da genoss er noch künstlerische Freiheiten, die immer mehr eingeschränkt wurden. Der Schauspieler, der auch ein geschickter Akrobat war, fand sich im rigiden Studiosystem nicht zurecht. Drehte noch einige Filme, verschwand dann von der Bildfläche und wurde erst kurz vor dem Tod im Jahr 1966 wiederentdeckt.
«The Cameraman» war in diesem Sinn der Anfang vom Ende. Der Film ist Zeugnis davon, wie viel absurder Witz in diesem Komiker steckte. Und wie sehr er schon damals über das Medium nachdachte, das ihm so viel Ruhm gebracht hatte. Und später so viele Schwierigkeiten verursachen sollte.
«The Cameraman» gibt es auch im Internet. Aber es lohnt sich, zu warten, bis irgendwo die restaurierte Fassung auftaucht.
Fehler gefunden?Jetzt melden.