Internationaler StrafgerichtshofHaftbefehl gegen zwei Taliban-Anführer beantragt – Frauengruppen feiern
Der IStGH-Chefankläger hat Haftbefehle gegen wichtige Taliban-Anführer beantragt. Afghanische Frauengruppe sprechen von einer «historischen Errungenschaft».

Eine afghanische Frauengruppe hat die am Internationalen Strafgerichtshof beantragten Haftbefehle gegen Anführer der Taliban ausdrücklich begrüsst. Die Entscheidung sei eine «grosse historische Errungenschaft», erklärte die Frauenbewegung für Gerechtigkeit und Bewusstsein am Freitag. Diese Errungenschaft sei ein Symbol der Stärke und des Willens afghanischer Frauen. Die Gruppe erwarte, dass der Schritt ein neues Kapitel der Rechenschaft und Gerechtigkeit in dem Land einläuten werde.
Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, gab am Donnerstag bekannt, dass er Haftbefehle gegen den Anführer der Taliban, Haibatullah Achundsada, und deren obersten Richter Abdul Hakim Hakkani wegen der Verfolgung und Unterdrücken von Frauen und Mädchen beantragt habe. In Kürze will er weitere Haftbefehle gegen führende Taliban-Mitglieder beantragen.
Karim Khan beruft sich auf zahlreiche Beweise wie Zeugenaussagen, offizielle Erlasse, Videos und Erklärungen der Taliban. Nun müssen Richter den Anträgen noch zustimmen. Die Taliban-Führung hat sich noch nicht geäussert.
Massive Verschlechterung der Situation für Frauen
Nach der erneuten Machtergreifung der islamistischen Taliban 2021 seien vor allem Frauen und Mädchen Opfer von «unbeschreiblicher Verfolgung», teilte Khan mit. Ihnen seien Freiheit und Grundrechte entzogen worden, wie das Recht über ihren Körper zu bestimmen, Bewegungsfreiheit, Recht auf Bildung oder Recht auf ein Privat- und Familienleben. Erst kürzlich haben die Taliban per Dekret den Einbau von Fenstern in Wohnhäusern verboten, durch die von Frauen genutzte Bereiche einzusehen wären. Angeblicher Widerstand und Opposition würden von den Taliban brutal unterdrückt mit Mord, Gefangennahme, Folter, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt.
Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) bezeichnete es am Freitag in einer Erklärung als «Tragödie und Travestie», dass Mädchen nach wie vor von Bildung ausgeschlossen würden. «Es ist 1225 Tage her – bald vier Jahre -, dass die Behörden ein Verbot verhängten, das Mädchen über zwölf Jahren den Schulbesuch verwehrt», teilte Unama-Leiterin Roza Otunbayeva mit. Afghanistan sei das einzige Land der Welt, das Frauen und Mädchen gezielt von allen Ebenen der Bildung fernhalte.
DPA/sst
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