Advent in ÖsterreichWarum die Salzburger Weihnachts-Meister sind
Die Mozartstadt ist so etwas wie die Advents-Metropole Europas. Wir zeigen, was man dort im Dezember auf keinen Fall verpassen darf.
Salzburger Festspiele, Mozart oder «The Sound of Music» in allen Ehren, aber im Advent darf man diese Stichworte getrost vergessen. Dann ist Salzburg nämlich im WM-Fieber – wobei WM hier nicht für Fussball oder sonst einen Sport steht, sondern für: Weihnachtsmärkte!
An jeder noch so kleinen Ecke findet sich einer. Die fünfte Jahreszeit, wie die Salzburger «ihren» Advent nennen, wird zelebriert, was das Zeug hält. Und zwar – und das ist das besonders Schöne daran – nicht nur für die Touristen, sondern vor allem auch für sich selbst.
Adventsmärkte – vom grössten am Domplatz bis zum Bauernadvent in Glanegg
Mindestens ein Dutzend Adventsmärkte gibt es in und um Salzburg. Und jeder ist eine Überraschung, weil kein Stand das gleiche Angebot hat wie die anderen. Natürlich muss man den traditionellen und grössten Christkindlmarkt auf dem Dom- und Residenzplatz besuchen. Allein schon, um dort einen «Haunsberger» beim Stand der Familie Muckenhammer zu verkosten. Vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, so eine warme Semmel gefüllt mit Schweinsbrät, Senf, Sauerkraut, Zwiebel und Curry, aber sie mundet – und es gibt sie nur während des Advents.
Ebenfalls einen ausgiebigen Bummel wert ist der Hellbrunner Adventzauber, etwas ausserhalb der Stadt. Das Lustschlösschen steht dann inmitten eines Märchenwaldes aus über 700 Nadelbäumen, die mit 10’000 roten Kugeln und Lichterketten geschmückt sind.
Richtig urig gehts am Bauernadvent Glanegg zu. Dort riechts nach Lebkuchen, Tannenästen und Gewürzen. Die Einheimischen treffen sich an den Handwerksständen und am offenen Feuer, trinken Punsch und essen eine knackige Wurst.
Adventsingen im Grossen Festspielhaus
Wer einmal kommt, kommt immer wieder, heisst es über das Salzburger Adventsingen. Es ist ja auch herzberührend, wenn die rund 150 Mitwirkenden im Festspielhaus ihre volksmusikalischen Weisen verbunden mit einer szenischen Erzählung rund um die Weihnachtsgeschichte aufführen – und dies seit 1946. Zu den Höhepunkten gehören die Auftritte der singenden und musizierenden Hirtenkinder und der Andachtsjodler, die am Ende des Stückes, diesmal «Fürchte dich nicht!», zum Mitsingen einladen und Hühnerhautstimmung erzeugen.
Historisches Turmblasen am Christkindlmarkt
Wenn die Lichter am Residenzplatz gedimmt werden, blicken alle Augen nach oben, und die Ohren werden gespitzt. Jeweils am Donnerstag und Samstag, Punkt 18.30 Uhr, heben die Bläserinnen und Bläser abwechselnd von den Domarkaden, der Terrasse des Salzburger Weihnachtsmuseums und dem Glockenspielturm ihre Trompeten, Posaunen, Hörner und Alphörner an und spielen weihnachtliche Melodien.
Das traditionelle Turmblasen geht aufs Jahr 1952 zurück und knüpft an einen historischen Brauch an: Früher war es an allen wichtigen Höfen Europas üblich, mittels Turmblasen vor Gefahren zu warnen oder wichtige Anlässe zu begleiten.
Winterfest unter der Zirkuskuppel
Was für eine andere Ambiance doch im Volksgarten nur wenige Gehminuten von der Innenstadt herrscht! Von Ende November bis Anfang Januar lädt hier ein Zirkuszelt inmitten der mächtigen Bäume zum Winterfest ein. Als kreativer Gegenpol zum traditionellen Advent in Salzburg gedacht, ist das Winterfest seit mehr als 20 Jahren ein fixer Programmpunkt.
Es wird zeitgenössische Zirkuskunst von internationalen Künstlern geboten. Diesen Winter gastiert der schwedische Cirkus Cirkör mit einer mystischen Performance. Die The 7 Fingers aus Kanada bieten halsbrecherische Akrobatik, und der Cirque La Compagnie aus Frankreich und der Schweiz erzählt kuriose Geschichten um fünf Brüder kombiniert mit origineller Akrobatik.
Krampus und andere gruselige Figuren
Wenn sie mit ihren zotteligen Fellen und dumpfem Gebrüll, halb tanzend, halb stampfend, durch die Gassen ziehen, kann einem schon etwas «gschmuuch» werden. Rund um den 6. Dezember sind sie unterwegs, die Krampusse und Perchten.
Erstere sind teufelsähnliche Wesen, die ihren Namen ihren Krallen verdanken; sie begleiten den Heiligen Nikolaus. Die Perchten hingegen sind Brauchtumsgestalten mit kunstvoll geschnitzten Masken und sollen den Winter austreiben. Eigentlich treten sie erst in den Raunächten zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag auf, mittlerweile finden Perchtenläufe schon den ganzen Dezember über statt.
Auf der Spur eines Weihnachtsohrwurms
Wenn die Weihnachtstage schon so nah sind, muss man unbedingt auch in die Salzburger Umgebung fahren. Dort entstand vor über 200 Jahren der berühmte Ohrwurm «Stille Nacht, heilige Nacht». Am besten besucht man zuerst das gelbe Haus vor der Wallfahrtskirche in Arnsdorf und lässt sich vom Museumsleiter alle Details über die Entstehung des Weihnachtsliedes erklären. Hier wohnte und schrieb der Lehrer Franz Xaver Gruber die Melodie, die heute jedes Kind kennt, zum Text von Hilfspriester Joseph Mohr.
Nur vier Kilometer entfernt gibt es in Oberndorf einen ganzen Stille-Nacht-Bezirk. In der dortigen Kirche St. Nikola erklang 1818 die weltberühmte Melodie erstmals. Heute steht an diesem Ort eine kleine Stille-Nacht-Kapelle, vor der sich schon mal lange Schlangen bilden. Was gar nicht so schlimm ist, wenn drinnen jemand das berühmte Lied nur von einer Gitarre begleitet singt – was zur Weihnachtszeit durchaus passieren kann.
Stadtwandern durch den Salzburger Advent
Wer bei all diesen adventlichen Angeboten den Überblick verliert, begibt sich am besten auf die Stadtwanderung «Advent in Salzburg». So verpasst man keines der Highlights. Ausgangspunkt ist beim Christkindlmarkt vor dem Dom. Die Route führt entlang des Kapitelplatzes durch den Friedhof von St. Peter zur Stiftskirche. Ein Zwischenhalt lohnt sich hier nicht allein wegen der Krippe in der Kirche, sondern auch wegen der «Weihnachtswunderwelt» im St. Peter Stiftskulinarium, dem vermeintlich ältesten Restaurant Europas (seit 803!). Weiter gehts an die Getreidegasse Nr. 39 zur Sporer Likör- und Punschmanufaktur mit der wohl kleinsten Gaststube weitum. Gerade mal zwei auf drei Meter gross ist sie. Unbedingt den Orangenpunsch probieren!
Entlang der Salzach und über den Müllner Steg gelangt man in den Mirabellgarten samt Schloss zum nächsten Weihnachtsmarkt. Via Steingasse und Mozartsteg ist man bald zurück in der linken Altstadt. Am Mozartplatz hat man die Möglichkeit für einen Besuch im Weihnachtsmuseum, das übrigens ganzjährig offen ist. Für den perfekten Ausklang gehts hinauf zur Festung Hohensalzburg, wo ein letzter kleiner, aber wunderschöner Weihnachtsmarkt mit Blick über die Stadt einlädt.
Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt von Veranstaltern, Hotels und Tourismusagenturen.
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