«Vermieter nimmt keine Rücksicht»Mieter in Adliswil frieren wochenlang
In einem Wohnblock fielen Mitte September die Heizungen aus. Der Eigentümer reagiere nicht, sagen die Mieter und machen ihrem Ärger Luft.
Im Wohnhaus an der Lindenstrasse 11 in Adliswil ist es kalt. Und das schon seit Mitte September. Seither läuft die Heizung in den 12 Wohnungen nicht mehr. Die Mieterinnen und Mieter im Alter zwischen 3 und 90 Jahren frieren.
Eine von ihnen ist Regula Egger. «Als am 10. und 11. September ein Kälteeinbruch kam, war es während dreier Tage zwischen 16 und 19 Grad kalt in den Wohnungen.» Die Temperatur lag also unter der vom Mieterverband festgelegten Mindesttemperatur von 19 Grad. Viele der Mieterinnen und Mieter hätten sich deshalb beim Eigentümer gemeldet. Da habe das eigentliche Problem erst angefangen.
Telefonate, Briefe und Schlichtungsversuch
Die Antwort des Eigentümers fiel laut Egger unterschiedlich aus. Manchen Mietern habe er gesagt, die Heizperiode beginne erst am 10. Oktober, anderen sei gesagt worden, er schicke einen Mitarbeiter vorbei.
«Tatsächlich ist besagter Mitarbeiter am 16. September vorbeigekommen», erinnert sich Regula Egger. Dieser habe jedoch nur festgestellt, dass kein Heizöl mehr vorhanden war. Auf die Frage, ob nun Heizöl per Express innert 24 Stunden geliefert wird oder normal innerhalb von 30 Tagen, erhielt Egger telefonisch keine Antwort.
Als es zwei Tage später noch immer kalt war, verlangten diverse Mieterinnen und Mieter per eingeschriebenem Brief die Behebung des Problems. Und sie wollten eine Reduktion des Mietzinses. «Kein Mieter hat seitens der Verwaltung eine Antwort erhalten», sagt Egger.
Auch das Einschalten von Rechtsschutzversicherung und Schlichtungsamt habe keinen Erfolg gebracht. Regula Egger sagt: «Es führt zu sehr viel Unverständnis und Verärgerung bei uns Mietern, dass der Eigentümer keine Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mieter seiner Liegenschaften nimmt.»
Adliswil scheint nicht der einzige Fall
Der Eigentümer der Liegenschaft in Adliswil ist kein Unbekannter. Ihm und seinen Firmen gehören mehrere Grundstücke und Häuser in der Deutschschweiz. Schon vermehrt ist er in die Schlagzeilen geraten. In Winterthur habe er ein Mehrfamilienhaus verlottern lassen, eine Gemeinde beauftragte einst gar eine Detektei, weil sie hinter seinen Firmen Abzockersystem vermutete. Beweisen konnte man damals nichts.
Der Eigentümer wehrte sich stets gegen die Vorwürfe. Das ist auch im Fall von Adliswil so. Regula Egger hatte sich in ihrer Verzweiflung an mehrere Redaktionen gewendet. Unter anderem auch an «20 Minuten». Als diese den Eigentümer mit den Vorwürfen konfrontiert, will der Mann nichts davon wissen. «Es kann gar keine 16 Grad haben in der Wohnung. Meine Wohnung ist auch schlecht isoliert und es ist immer wärmer als 16 Grad.» Auch die «Geschichte mit den eingeschriebenen Briefen» bestreitet er.
Gegenüber «20 Minuten» sagt er zudem, dass das Heizöl zwar rechtzeitig bestellt wurde, es dann aber zu Verspätungen gekommen sei. «Wir sind bemüht, dass das in Zukunft nicht wieder vorkommt.» Er verspricht den Mieterinnen und Mietern zudem eine Entschädigung.
Nachdem sich die Bewohnenden des Hauses an die Öffentlichkeit gewendet haben, scheint tatsächlich Tempo in die Sache gekommen zu sein. «Seit Mittwochmittag funktionieren die Heizungen wieder», sagt Regula Egger.
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