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Abstimmung in Langnau
Das Nein zu Tempo 30 sorgt für Tränen und Tristesse

Gemeindepräsident Reto Grau (FDP) im schwarzen T-Shirt diskutierte auf dem Dorfplatz mit den enttäuschten Mitgliedern der IG «Tempo 30 Langnau».
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Eigentlich ist am Sonntagmittag auf dem Langnauer Dorfplatz alles angerichtet für ein freudiges Fest. Mitglieder der Interessengemeinschaft «Tempo 30 Langnau» haben sich hier versammelt. Mit Grill und Festbänken sind sie bereit, um einen Überraschungssieg zu feiern. Doch es kommt anders.

Auf ihren Smartphones sehen sie das Resultat der Urnenabstimmung: Eine Mehrheit der Stimmberechtigten hat die Einführung von Tempo 30 in den Quartieren und auf der Neuen Dorfstrasse im Zentrum abgelehnt. 1567 Nein-Stimmen (58,6%) stehen 1107 Ja-Stimmen (41,4%) gegenüber. Dies bei einer überdurchschnittlich hohen Stimmbeteiligung von 57,9 Prozent.

Auf dem Dorfplatz macht sich Konsternation breit. Vereinzelt fliessen Tränen, mehrere IG-Mitglieder verschwinden nach Hause. Tristesse statt Triumph. «Wir sind hier offenbar nicht im Sihltal, sondern im Neandertal», entfährt es IG-Sprecher Christian Sailer (GLP) im ersten Moment. Langnau sei leider eine der rückständigsten Gemeinden im Bezirk Horgen. Das Resultat aber könnten er und die IG akzeptieren. «So ist Demokratie.»

Im Juni sah es anders aus

Die Enttäuschung ist deshalb so gross, weil die IG im Juni noch obsiegt hatte. Damals wurde an der Gemeindeversammlung bereits einmal über die Tempo-Frage entschieden: In einzelnen Abstimmungen befürworteten die Anwesenden die Einführung von Tempo 30 in fünf Quartieren, im Gartendörfli-Quartier an der Sihl sogar Tempo 20. Auch zur Temporeduktion auf der Neuen Dorfstrasse, die vom Bahnhof hoch durchs Zentrum führt, hatte die Gemeindeversammlung Ja gesagt – wenn auch knapp (247 Ja versus 232 Nein). Doch am Ende des langen Abends wurde ein Antrag gutgeheissen, der forderte, dass an der Urne nachträglich über das Ergebnis der Gemeindeversammlung entschieden wird.

536 Stimmberechtigte nahmen am 8. Juni an der Gemeindeversammlung teil. Sie wurde in einem Festzelt durchgeführt.

Nun also wurde an der Urne das Resultat gekehrt, und zwar deutlich. «Wie es herauskommen würde, war schwierig abzuschätzen», sagt Gemeindepräsident Reto Grau (FDP). «Aber ich hatte gehofft, dass wir ein eindeutiges Ergebnis erhalten.» Grau sagt dies ebenfalls auf dem Dorfplatz, wo er mit den Verlierern über den Ausgang der Urnenabstimmung diskutiert. «Auch im Gemeinderat müssen wir das Resultat nun erst einmal analysieren.»

Der Gemeinderat hatte sich hinter das vollumfängliche Ja der Juni-Gemeindeversammlung gestellt. Davor sah es allerdings noch anders aus: Einzig auf der Neuen Dorfstrasse solle Tempo 50 bleiben, lautete seine ursprüngliche Abstimmungsempfehlung.

«Wir sind hier keine Raser»

Am Sonntag aber konnten die Langnauer nur entweder alles annehmen oder alles ablehnen. Dass sie Letzteres taten, freut Peter Naef (SVP). Er warb zusammen mit anderen Privaten für ein Nein; wie die IG stellten sie im Dorf Plakate auf und verteilten Flyer. Nun hat sich Naef zur Feier des Tages ein Glas Rotwein gegönnt. «Ich hoffe, dass wir bei diesem Thema jetzt ein paar Jahre Ruhe haben», sagt er.

Für ihn zeige das Resultat auch, «dass es die Leute satthaben, wenn man ihnen immer mehr Vorschriften macht». Die Langnauer Bevölkerung wisse, wie man mit angemessenem Tempo durchs Dorf fahre. «Wir sind hier keine Raser.»

In Langnau darf man weiterhin mit Tempo 50 durchs Dorf fahren. Die Kampagne der Tempo-30-Gegner hat gewirkt, trotz demolierter Plakate.

Im bürgerlich dominierten Langnau hatten die SVP und die FDP für ein Nein plädiert – und sich nun zum wiederholten Mal durchgesetzt. Innert rund zwanzig Jahren hat Langnau zum fünften Mal über Tempo 30 abgestimmt. Immer mit dem besseren Ende für jene, die Tempo 50 bewahren wollen.

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