Was der Fan zur WM wissen muss6000 Container-Zimmer in der Wüste – eine Nacht kostet 200 Franken
Wie heiss wird es in Katar? Werden die Stadien wirklich klimatisiert? Und schaffen es Kurzentschlossene noch an die WM?

Wie ist das Wetter in Doha?
Die prognostizierten Höchsttemperaturen für Doha in den nächsten Tagen liegen zwischen 29 und 33 Grad Celsius, in der Nacht sind bis zum WM-Start am kommenden Sonntag keine Temperaturen unter 23 Grad vorhergesagt. Im Verlauf des Turniers dürfte es jahreszeitenbedingt leicht kühler werden. Im Dezember liegt die durchschnittliche Maximaltemperatur bei 25 Grad, die durchschnittliche Tiefsttemperatur in der Nacht bei 15 Grad. Eine Herausforderung für die Spieler könnte die teilweise hohe Luftfeuchtigkeit werden.

Werden die Stadien wirklich klimatisiert?
Bei einer WM im Juni und Juli wäre es tagsüber regelmässig über 40 Grad heiss geworden – und in der Nacht kaum kühler als 30 Grad. Doch auch bei der Winter-WM dürfte in den Stadien die Luft regelmässig gekühlt werden, obwohl die Fifa schreibt: «Da die WM im November und Dezember stattfindet, wird die Nutzung des Kühlsystems während des Turniers selbst begrenzt sein, da die Aussentemperaturen auf 18 bis 24 Grad Celsius geschätzt werden.»

Sieben von acht WM-Stadien können klimatisiert werden. Die Luft wird laut Fifa mit Solarenergie gekühlt und über Luftgitter auf der Tribüne und am Spielfeldrand in den Innenraum des Stadions geblasen. Saud Abdulaziz Abdul Ghani ist Professor für Ingenieurswesen an der Universität Katar, sie nennen ihn jetzt auch «Dr. Cool». Er hat das Kühlsystem entwickelt und sagt auf der Website der Fussball-Weltverbands: «Die Form der Stadien wirkt wie eine Barriere und stellt sicher, dass die Kälteblase im Innenraum stabil bleibt.»

Während der WM-Partien soll die Temperatur in jedem mit Klimaanlage ausgerüsteten Stadion auf rund 20 Grad gesenkt werden. Bleibt die Frage, wie viel Sinn es ergibt, Stadien auch bei vergleichsweise moderaten Aussentemperaturen zu kühlen. Nachhaltig klingt das nicht. Die Fifa verkündet trotzdem: «Innovation und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt der Vorbereitungen für die WM – und die Kühltechnologie für die Stadien ist eine der grössten Erfolgsgeschichten des Turniers.»
Wie berichtet das Free-TV?
SRF zeigt sämtliche 64 Partien live. ARD und ZDF übertragen 48 Spiele, darunter das Eröffnungsspiel, die Auftritte der deutschen Nationalmannschaft, die Halbfinals und den Final. Exklusiv vom Telekom-Kanal Magenta TV werden in Deutschland zwei Achtelfinals sowie ein Viertelfinal und der Match um Rang 3 übertragen, sofern Deutschland da nicht mitspielt.
Auch der ORF besitzt nicht die Live-Übertragungsrechte für sämtliche Partien, in Österreich werden 25 Partien von Servus TV übertragen, darunter 19 Partien aus der Gruppenphase, je zwei Achtel- und Viertelfinals sowie ein Halbfinal und das Spiel um Rang 3.
Wann finden die Spiele statt?
Katar ist uns zwei Stunden voraus. In der Gruppenphase werden die Partien um 13 Uhr, 16 Uhr, 19 Uhr und 22 Uhr Ortszeit angepfiffen – in Mitteleuropa also um 11 Uhr, 14 Uhr, 17 Uhr und 20 Uhr. Ab den K.-o.-Runden beginnen die Spiele in der Schweiz um 16 und 20 Uhr. Der Final startet am 18. Dezember um 16 Uhr MEZ.
Wo finden die Spiele statt?
Bei der ersten WM überhaupt, 1930 in Uruguay, fanden sämtliche Spiele in Montevideo statt. Danach gab es nie mehr so kurze Wege wie jetzt. Sieben der acht Stadien liegen in Doha oder in unmittelbarer Nähe von Doha. Und bis zum Stadion al-Bayt, das am weitesten von Doha entfernt liegt, sind es auch nur 50 Kilometer.

Wie viele Schweizer Fans reisen nach Katar?
Deutlich weniger als üblich. Mit Knecht-Reisen und Travelclub bieten zwei Schweizer Reisebüros Gruppenreisen zu den Schweizer Spielen an. Bei Knecht sind die rund 30 Plätze ausgebucht. Weil die Hotelkapazitäten in Katar für eine WM knapp und die Preise entsprechend hoch sind, übernachten die Knecht-Kunden allerdings in Abu Dhabi oder Dubai. Sie kombinieren Badeferien in Luxushotels mit Fussballspass, an den Spieltagen fliegen sie nach Katar.
Rund 6500 Franken kostet die Reise an die Gruppenspiele mit acht Übernachtungen im Doppelzimmer. «Es ist keine WM fürs kleine Portemonnaie», sagt Joel Balmer, Sportreisen-Spezialist bei Knecht, «Studenten, die an ein Spiel reisen, gibt es bei diesem Turnier nur wenige. Die Nachfrage für Reisen an die WM in Katar war da, aber es ist kein Vergleich mit der Nachfrage für die EM 2024 in Deutschland.»
In der vergangenen Woche hatte der Travelclub noch einzelne Plätze im Angebot, mittlerweile sind auch seine Pakete verkauft. Die Gäste des Sportreisen-Spezialisten logieren in Katar auf einem von drei im Hafen von Doha liegenden Kreuzfahrtschiffen, es war die preislich attraktivste Variante vor Ort. Rund 250 Leute bringt der Travelclub ans Brasilien-Spiel, 150 sind gegen Kamerun dabei, 100 beim Duell mit Serbien.
An der WM in Russland 2018 hätten sie rund doppelt so viele Buchungen gehabt, erzählt Geschäftsführer Antonio Gambardella, doch dieses Mal seien eben die Bedingungen für alle schlechter gewesen. Für die Reiseanbieter, weil die WM-Organisatoren grosse Hotelkontigente blockierten, hohe Preise verlangten und nur Buchungen für viele Nächte akzeptierten. Und für die Kunden, die entsprechende Preise zu bezahlen hätten. «Gemessen an der Leistung und verglichen mit früheren Weltmeisterschaften sind die Preise hoch», sagt Gambardella.
WM für Kurzentschlossene: Ist das noch möglich?
Gegen 2500 Tickets für das Gruppenspiel gegen Brasilien hat der Schweizerische Fussballverband über seine Kanäle verkauft, rund 1500 Tickets sind es für die Partien gegen Kamerun und Serbien. Es muss also einige Fans geben, die trotz schwieriger Voraussetzungen unabhängig reisen.
Tatsächlich ist die Ausgangslage für Individualreisende zuletzt besser geworden: Über Buchungsplattformen lassen sich (wieder) Hotels in Katar buchen, die nicht absurd teuer sind. Und auch das lokale OK bietet Unterkünfte an, zum Beispiel in einem Containerdorf mit 6000 Zimmern am Wüstenrand. Die Nacht kostet hier rund 200 Franken.

Tickets für die Spiele sind teilweise noch auf normalem Weg erhältlich. Auf der Weiterverkaufsplattform der Fifa zum Beispiel gab es zumindest am Dienstag vor dem WM-Start noch Karten für Schweiz - Kamerun sowie für weitere Gruppenspiele. Auf Onlinebörsen werden ebenfalls Tickets angeboten, teilweise allerdings zu sehr hohen Preisen und mit einem gewissen (Betrugs-)Risiko.

Wie läuft das mit dem Alkohol?
Direkt bei den Stadien soll es vor und nach den Partien alkoholische Getränke geben, nicht jedoch während der Partie – wobei jüngst gerade wieder Diskussionen aufgekommen sind zwischen dem zurückhaltenden lokalen OK und der Fifa, wo und wann rund um die Fussballspiele Alkohol ausgeschenkt werden soll. Der Fifa sitzt dabei auch ihr Sponsor Budweiser im Nacken. Alkohol gibt es ausserdem in vielen Hotels sowie in den Fanzonen, dort allerdings nur während gewisser Zeiten. Stark angetrunkene Fans müssen damit rechnen, von Ordnungshütern aufgegriffen zu werden. Katar hat für sie Ausnüchterungszonen eingerichtet.
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