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Finanzierung der Initiative
Was Gewerkschaften bei der 13. AHV-Rente ausblenden

Themenbild: aktive Senioren. Unterwegs mit der Nordic Walking Gruppe der Pro Senectute Rafz
28.08.2017
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Hört man auf die Gewerkschaften, könnte man meinen, die AHV sei eine regelrechte Geldvermehrungsmaschine: Zahle auf dem Lohn bloss mickrige 0,4 Lohnprozentpunkte mehr, dann erhältst du  später als Pensionär zusätzlich eine 13. Rente, versprechen sie sinngemäss. Doch lässt sich das so einfach sagen? 

Zusätzliche AHV-Last durch Babyboomer

Für die Finanzierung der 13. AHV-Rente braucht es zwar gemäss Prognosen des Bundes tatsächlich bloss eine Erhöhung der Lohnabzüge von je 0,4 Prozentpunkten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Bei einem Durchschnittsverdiener mit einem Lohn von 6500 Franken würde pro Monat damit nur 26 Franken mehr abgezogen. Allerdings werden die Kosten der AHV wegen der demografischen Entwicklung  in den nächsten Jahren auch unabhängig von der 13. Rente steigen: Denn zusätzlich zur 13. Rente müssen die Erwerbstätigen eine grösser werdende Zahl von Rentnern finanzieren. Um Einnahmen und Ausgaben der AHV im Gleichgewicht zu halten, müssten die Lohnbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bis 2035 insgesamt nicht um 0,4, sondern um je 0,95 Prozentpunkte erhöht werden. Die Abzüge auf einen Lohn von 6500 Franken werden bis 2025 also nicht bloss um  26, sondern um rund 61 Franken steigen. Davon gehen jedenfalls die offiziellen Prognosen aus. Gewerkschaften halten sie für zu pessimistisch.

Arbeitgeber wälzen Kosten ab

Wenn die AHV-Abzüge erhöht werden, tragen Arbeitnehmer letztlich auch zumindest einen Teil der Kosten der Arbeitgeber mit. Marius Brülhart, Professor für Volkswirtschaft, sagt: «Man muss davon ausgehen, dass die Arbeitgeber bei einer Erhöhung der Lohnabzüge auch einen Teil des Arbeitgeberbeitrags auf die Angestellten abwälzen werden, zum Beispiel indem sie in den folgenden Jahren weniger Lohnerhöhungen gewähren.» Andere Ökonomen teilen diese Einschätzung. Einige gehen sogar davon aus, dass die Arbeitgeber letztlich die gesamten Arbeitgeberkosten auf die Angestellten abwälzen werden.

Mehr AHV kann Schweizer Wirtschaft schwächen

Eine Erhöhung der Lohnabzüge zur Finanzierung der 13. AHV-Rente hätte laut Brülhart ökonomisch gesehen grundsätzlich zwei Effekte: Erstens gäbe es einen zusätzlichen Umverteilungseffekt von reich zu arm. Zweitens würde die Erhöhung der Lohnprozente die Arbeit «ein wenig verteuern», weil die Arbeitgeber wohl nicht restlos alles auf die Arbeitnehmer abwälzen können. Das mache das Produzieren von Waren in der Schweiz teurer. Mögliche Folgen: zusätzliche Automatisierung von Arbeitsabläufen und Arbeitsplatzverlagerungen ins Ausland. Tiefere Nettolöhne könnten laut Brülhart zudem «gewisse Arbeitnehmer dazu veranlassen, ihre Arbeitspensen nicht aufzustocken oder gar zu reduzieren».

Auch alternative Finanzierung hätte Tücken

Heute wird die AHV zu 73 Prozent über Lohnbeiträge finanziert. Weitere 20 Prozent kommen direkt aus der Bundeskasse. Zudem bekommt die AHV noch ein Prozentpunkt der Mehrwertsteuer. Statt die Lohnprozente anzuheben, könnte man auch die Mehrwertsteuer erhöhen. Würde man sowohl die demografisch bedingten Mehrkosten der AHV wie die 13. Monatsrente statt mit Lohnprozenten mit der Mehrwertsteuer finanzieren, müsste man diese bis ins Jahr 2032 um 1,8 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent anheben. Laut Ökonom Brülhart hätte die Finanzierung über die Mehrwertsteuer wahrscheinlich weniger Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit. Andererseits wäre der Umverteilungseffekt von reich zu arm dann wesentlich geringer. Als Konsument würde man die Erhöhung der Mehrwertsteuer als einmaligen Teuerungsschub von ein bis zwei Prozenten spüren. 

Wird die AHV bis 2050 noch teurer?

Auf Wunsch des Parlaments haben die Experten des Bundes Prognosen zur AHV bis ins Jahr 2050 gemacht. Demnach könnte wegen der demografischen Veränderung und der 13. AHV bis dahin eine Erhöhung der Lohnabgaben von Arbeitnehmern und Arbeitgebern um je 1,3 Prozent notwendig sein. Damit würden allein die Arbeitnehmer-Anteile bei einem Lohn von 6500 Franken um 84 Franken steigen. Allerdings betonen selbst die Experten, dass so langfristige Prognosen sehr unsicher seien.