Pager-Attacken im LibanonExplosionen treffen Hizbollah-Miliz – über 30 Tote
Nach den Attacken im Libanon mit über 30 Toten und mehr als 3000 Verletzten hat sich der Chef der islamistischen Terror-Miliz in einer TV-Ansprache dazu geäussert.

Nach der Explosion hunderter Kommunikationsgeräte der pro-iranischen Hizbollah im Libanon hat der Chef der schiitischen Organisation einen «schweren Schlag» gegen seine Miliz eingeräumt.
Bei seinem ersten Auftritt seit den Angriffen mit 37 Todesopfern und mehr als 2900 Verletzten sagte Hizbollah-Chef Hassan Nasrallah am Donnerstag in einer live übertragenen Fernsehansprache, Israel habe mit den Explosionen «alle roten Linien überschritten». «Der Feind» habe durch die zeitgleich am Dienstag und Mittwoch zur Explosion gebrachten Pager und Walkie-Talkies «nicht weniger als 5000 Menschen töten» wollen, sagte Nasrallah. «Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich.»
Er kündigte an, dass die Hizbollah den Kampf gegen Israel nicht aufgeben werde, solange der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen nicht beendet sei und sprach auch von Vergeltung. «Die Bestrafung wird kommen», sagte er. Wann, wo und wie werde man sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei.
Israelische Militärflugzeuge durchbrachen während seiner Rede die Schallmauer über Beirut, wie die staatliche Nachrichtenagentur im Libanon berichtete.
In der Regel versammelt die libanesische Miliz eine grosse Menschenmenge, die im Fernsehen übertragene Ansprachen Nasrallahs verfolgt. Davon sah die Hizbollah diesmal aber ab.

Im Libanon waren am Mittwoch hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte explodiert, nachdem bereits am Tag zuvor hunderte Funkempfänger, sogenannte Pager, von Hizbollah-Mitgliedern explodiert waren.
Bei den Explosionen wurden an beiden Tagen nach offiziellen Angaben mehr als 3250 Menschen verletzt und 37 getötet. Die Zahl des Gesundheitsministeriums über die Todesopfer entspricht exakt der Zahl der Hizbollah.
Die Miliz erklärte, dass die 37 Toten allesamt junge Männer seien, darunter ein Jugendlicher. Das Gesundheitsministerium hatte erklärt, dass unter anderem ein Mädchen und ein elf Jahre alter Junge ums Leben gekommen sind.

Am Mittwoch explodierten Funkgeräte in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut, als dort eine Trauerfeier für am Vortag durch explodierende Pager getötete Mitglieder der libanesischen Hizbollah-Miliz stattfand.

Bereits am Dienstag waren in Hochburgen der Hizbollah-Miliz in südlichen Vororten von Beirut und im Süden und Osten des Landes zeitgleich hunderte Pager von Mitgliedern der schiitischen Organisation explodiert. Dabei wurden nach Regierungsangaben mindestens zwölf Menschen getötet und bis zu 2800 weitere verletzt.
Die israelische Regierung hatte am Montag die Ausweitung ihrer Ziele im durch den Hamas-Überfall am 7. Oktober ausgelösten Krieg auf die Hizbollah im Libanon angekündigt. Zu den Explosionen nahm Israel bisher nicht Stellung. Am Mittwoch erklärte Verteidigungsminister Yoav Gallant, der Schwerpunkt des Krieges verschiebe sich für Israel Richtung Norden. Ressourcen würden dieser Front zugewiesen, Israel stehe am Beginn einer neuen Phase des Krieges, betonte Gallant.
DPA/sst/AFP
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