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«Zuhause wurde viel gejodelt und gejuuzt»

Schluneggers Heimweh – die Gewinner der diesjährigen Swiss Music Awards begeistern das Publikum mit klangvollen Männerstimmen und sehnsuchtsvollen Liedern.

Popsänger und urchige Jodler, tiefe Bässe und hohe Tenöre aus sieben Kantonen vereinen sich zum Männerchor Schluneggers Heimweh und bringen moderne, poppige Volkslieder auf die Bühne. Initiiert wurde das Projekt von Georg Schlunegger, einer der erfolgreichsten Musikproduzenten der Schweiz, der sich kürzlich aus familiären Gründen etwas in den Hintergrund zurückgezogen hat. Ein Mitglied, der Tenor und Juuzer Beny Betschart, erzählt, wie er zum Chor gefunden hat und weshalb er sich der Volksmusik verschrieben hat.

Das ist nicht von der Hand zu weisen, Schluneggers Heimweh überrascht, irritiert – zumindest auf den ersten Blick.

Bernhard «Beny» Betschart:Das ist gut möglich bei solch hübschen Männern… (lacht)

Ein Chor voller fescher Kerle,tätowiert oder mit Schwingerbody: Wäre da nicht das «Trachtechutteli», würde man Sie wohl in der Rockmusikszene vermuten. Doch Sie singen Heimwehlieder - sanfte, harmonische Volksmusik. Wie passt das zusammen?

Unser Chor zeigt sehr gut, wie vielseitig unsere Musikszene ist. Jeder bringt bei uns seine musikalischen Erfahrungen mit, diese lassen wir dann beim gemeinsamen Singen zusammenfliessen.

Wie haben sich die Mitglieder eigentlich gefunden?

Bei mir war es so, dass eine Mitarbeiterin des Produktionslabels angerufen hat. Sie hat mich von «The Voice of Switzerland» her gekannt und wusste, dass ich neben Rock und Folk auch den Muotathaler Naturjuuz pflege. Mit dieser Vielseitigkeit war ich interessant für das entstehende junge Projekt. Meine anderen «Chorgschpänli» wurden durch ähnliche Kontakte angefragt und ausgewählt. So entstand eine bunte Mischung aus Schweizer Sängern.

War von Anfang an klar, mit welcher Art Lieder Sie auf die Bühne wollen?

Es war am Anfang noch nicht ganz klar, wie wir auftreten werden. Alles, was da war, waren neue Mundartlieder, geschrieben von Georg Schlunegger, und zehn Sänger mit der Motivation, etwas aufzubauen. Wir wussten aber, dass es in Richtung «schwiizerisch» gehen soll. Danach mussten die Lieder arrangiert und die einzelnen Stimmen verteilt werden, ein Gruppenname musste her, das Bühnenoutfit wurde kreiert. Tja, was es halt so braucht…

Entstanden ist nun ein eigenständiges Liederrepertoire: kleine Mundartgeschichten, eingepackt in harmonische Melodien. Sie erzählen von Liebe, Heimat und Verbindlichkeit. Gehören diese Werte grundsätzlich zur Volksmusik oder vertreten Sie diese ebenso in Ihrem Leben?

Das Liederrepertoire ist grundsätzlich aus dem Leben von uns allen gegriffen. Es sind Themen, die wir zum Teil in unserem Alltag selber erlebt haben oder von unserer Jugend her kennen. Das spürt man auch, wenn wir zusammen singen. Ich war am Anfang eher skeptisch, ob diese Texte auch wirklich authentisch rüberkommen können, aber als wir das erste Mal bei einer kurzen Probe zusammen gesungen haben, war für mich klar: Es harmoniert, es ist echt!

Reden wir mal über die Inhalte: Was bedeutet Ihnen die Heimat?

Ich selber wollte in meiner Jugend immer verreisen, in die weite Welt hinausziehen. Heute schätze ich die Lebensqualität in der Schweiz sowie die schönen Berge und unsere Alpen. Heimat ist für mich nicht unbedingt ein bestimmter Ort, es ist ein Gefühl der Zugehörigkeit, der Harmonie und Verbundenheit.

Heimat ist für mich kein bestimmter Ort, sondern vielmehr ein Gefühl der Zugehörigkeit.

Beny Betschart

Wieso denken Sie, dass die konservativen Werte, die Sie besingen, neu auch beim jungen Publikum auf so viel Gegenliebe stossen?

Ich glaube, in der heutigen extrem schnellebigen Zeit, in der man jeden Tag etwas «updaten» muss, ist es immer wichtiger, sich irgendwo festhalten, zurückziehen und erholen zu können. Unsere schöne Schweizer Kultur hat diesbezüglich viel Gutes zu bieten, sei es die Natur, die neue Musikszene ebenso wie die alte Volksmusik, verschiedene Traditionen, die uns einen gesunden Ausgleich schaffen. Nicht ohne Grund spricht man oft auch von der «guten alten Zeit».

Musikalisch bewegen sich die Songs in einer klaren Range, mit eingeflochtenen Juuzer und Jodel, aber ohne stilistische Brüche. Käme für Sie ein Crossover in Frage, zum Beispiel mit dem Schlager?

Das erste Album zeigt eine eher moderne Schweizer Volksmusik, mit Schwerpunkt auf mehrstimmigem Gesang. Die Juuz- und Jodel-Elemente sind dabei als kulturelle, urschweizerische Verzierungen gedacht. Trotz des Erfolgs des ersten Albums darf es bei einem weitern Album auch in eine andere spannende Richtung gehen. Aber in Richtung Schlager wohl eher nicht.

Wie kamen Sie denn zur Musik?

Ich bin in einer Familie oberhalb vom Muotathal auf einem Bergbauernhof aufgewachsen, wo man traditionelle Werte gelebt und gepflegt hat. So vor allem auch den Muotathaler Naturjuuz. Zuhause wurde viel gejodelt und gejuuzt, und bereits als Fünfjähriger stand ich mit meiner Familie auf den Bühnen und war im Fernsehen zu sehen. Ich entdeckte aber früh auch mein Interesse für andere Musik wie Pop oder Rock, die ich später mit verschiedenen Bands ausüben und in meinem zweijährigen Aufenthalt in den USA und in Kanada selber erleben durfte.

Und wie sieht Ihr musikalischer Alltag heute aus?

Heute bin ich in verschiedensten Formationen tätig, zum Beispiel in der Muotathaler Juuzer-Gruppe Natur pur, in der Akustik Band Black Creek oder im Ländlerorchester von Pirmin Huber. Mein Kerngebiet bleibt aber immer noch das Juuzen; diese schöne Tradition vermittle ich auch an Vorträgen und Workshops.

Das Konzept von Schluneggers Heimweh geht jedenfalls auf: Bei den diesjährigen Swiss Music Awards gehörte die Formation zu den grossen Abräumern und konnten gleich zwei der begehrten Trophäen entgegennehmen. Was baut der Männerchor jetzt mit den beiden Betonblöcken?

Dass wir an den Swiss Music Awards so erfolgreich sein würden, hat sicher niemand von uns erwartet. Es zeigt aber auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Für dieses Jahr sind ganz viele Konzerte angesagt, auf die wir uns sehr freuen. Zurzeit sind wir gerade in den Vorbereitungen und Proben für die kommenden Live-Auftritte. Dazu kommen noch zwei bis drei neue Lieder. Man darf also gespannt sein…

Schluneggers Heimweh In Lachen: Samstag, 18. März, 20 Uhr, im Zelt auf der Hafenanlage. / In Zürich: Samstag, 15. April, 20 Uhr, im Zelt auf dem Kasernenareal. Tickets: www.daszelt.ch.