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Pfizer investiert in Gentherapie
Schweizer Start-up erhält Geld für neue Therapie von Krankheiten

Arbeit an einer neuen Technologie für die Gentherapie: Forschende bei Anjarium in Schlieren. 
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Das Zürcher Start-up Anjarium Biosciences hat vom US-Pharmakonzern Pfizer und von anderen Risikoinvestorinnen in einer ersten Finanzierungsrunde insgesamt 55,5 Millionen Franken erhalten. «Pfizer ist für uns wie ein Gütesiegel», sagt Gründer Joël de Beer. Er und seine vier Mitarbeitenden, zu denen nun noch mehr hinzukommen sollen, sind dabei, eine neue Technologie für Gentherapien zu entwickeln: Sie soll ohne Viren als Transportmittel auskommen, wie sie die bisherigen Gentherapien wie etwa Zolgensma von Novartis nutzen.

De Beer setzt stattdessen auf Nanopartikel, die auch im menschlichen Körper als Transportmittel vorkommen. Der 33-jährige Zürcher de Beer hat in Basel studiert und schaute sich 2017 zunächst in Allschwil nach einem Labor für sein Start-up mit einer Handvoll Mitarbeitenden um, zog dann aber in frei werdende Labors von Roche in Schlieren. Das Start-up hatte in den ersten Jahren Staatsförderung von Innosuisse erhalten. «Vor knapp einem Jahr haben wir uns dann zum ersten Mal an Investorinnen gewendet», sagt de Beer.

Pharmaindustrie steckt Milliarden in Gentherapien

Geholfen haben Anjarium Biosciences die Covid-Impfungen: Dort haben die mRNA-Impfstoffe gezeigt, dass die Ummantelung mithilfe von Nanopartikeln funktioniert und genetische Informationen wie gewünscht in die Zellen bringt.

«Die Produktion von Milliarden Dosen an Impfstoff zeigt aber auch, dass die Nanopartikel sich einfach und günstig in grossen Mengen herstellen lassen.» Bei der viralen Gentherapie sei dies viel aufwendiger und teurer, da die Viren erst in grossen Bioreaktoren hergestellt und dann gereinigt werden müssten. «Ausserdem sind die Nebenwirkungen bei Viren stärker», sagt de Beer.

Klar ist: Die Pharmaindustrie setzt auf Gentherapien, die defekte DNA ersetzen soll – Novartis, Roche und Pfizer haben in diesen neuen Ansatz in den letzten Jahren Milliarden investiert. Daher ist es nicht erstaunlich, dass mit Hochdruck an der Weiterentwicklung dieser Technologie gearbeitet wird.

Neue Methode für die Behandlung von Krankheiten

«Unter vielen Herausforderungen, mit denen sich Forschende konfrontiert sehen, stechen zwei hervor: Wie kann man die Toxizität der Gentherapie niedrig halten und wie wird verhindert, dass eine Immunantwort die Effizienz schmälert?», erklärt Pharmaspezialist Stefan Schneider von Vontobel. «Dazu gibt es eine Reihe von Forschungsansätzen, die verschiedene Transportvehikel testen, wie die gewünschten Gene am effizientesten in die Zielzellen gebracht werden können. Welche Technologie sich schlussendlich durchsetzen wird, wird sich noch weisen. Wir gehen davon aus, dass je nach Anwendungsgebiet unterschiedliche Technologien zum Zug kommen könnten.»

«Wir haben auch schon die Entwicklung für zwei bestimmte Medikamente im Auge.»

Joël de Beer, Gründer Anjarium Biosciences

Mit der neuen Finanzierung will Anjarium Biosciences seine Technologie-Plattform so weit vorantreiben, dass sie für die Therapie von Krankheiten einsetzbar ist. Zunächst geht es nicht darum, ein bestimmtes Medikament zu entwickeln, sondern nur eine funktionsfähige Methode für die grundsätzliche Behandlung von Krankheiten, eben die neue Art des Transports der DNA auf Basis von Nanopartikeln statt Viren. «Wir haben aber auch schon die Entwicklung für zwei bestimmte Medikamente im Auge», so de Beer. Welche genau dies sind, will er noch nicht sagen. Das Geld sollte reichen, um zumindest für eines die ersten klinischen Versuche zu finanzieren.

Bei der bislang bekannten Gentherapie ist die Art der Gene begrenzt, die von den Viren transportiert werden, und damit auch die Krankheiten, die so therapiert werden können. Die neuartige Gentherapie soll zudem eine grössere Menge an DNA mithilfe von den durch das natürliche Informationssystem des Menschen nachgebildeten Nanopartikeln – sogenannten Hybridosomen – in die Zelle oder ins Gewebe bringen und diese auch punktgenauer andocken können. Zum Beispiel sollen Leber- oder Herzzellen durch Hybridosome mit bestimmten Oberflächenmolekülen speziell angesteuert werden können.

«Das entscheidende bei der Gentherapie ist die schnelle und genaue Lieferung einer neuen DNA, um eine die Krankheit verursachende DNA zu ersetzen», sagt der Anjarium-Gründer. Das Start-up ist nach Angarium benannt, den berittenen königlichen Boten, die rund 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung für den schnellen Briefwechsel zwischen den persischen Hauptstädten gesorgt haben.