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Italien-Ferien
Zu Mr. Foxtrail ins Piemont

Von Weinreben umgeben: Das Gut Giarvino, der Name ist eine Kombination aus den italienischen Worten für Garten (Giardino) und Wein (Vino).

«Ich hatte auch mit einem Wildtierpark in Südafrika geliebäugelt», erzählt Fredy Wiederkehr, frisch pensioniert und doch alles andere als im Ruhestand. «Aber kein klassischer, keiner mit Raubkatzen. Nun hält ein Gästehaus in Italien den gross gewachsenen Berner mit Aargauer Wurzeln auf Trab. Aber kein klassisches. Das wäre Wiederkehr zu wenig. Zum Gästehaus Giarvino gehören Weinberge, Dschungel und viele Geschichten. Kein Wunder, nahm der Gründer der institutionalisierten Schnitzeljagd sofort die Fährte auf, nachdem ihm seine Schwiegertochter die Verkaufsanzeige des Grundstücks vorgelegt hatte.

Voller Ideen: Fredy Wiederkehr gab Ende 2019 die Arbeit bei seinem Lebenswerk Foxtrail endgültig ab und ermöglicht jetzt seinen Gästen erlebnisreiche Ferien im Piemont.  

Das verwinkelte Gut mit Terrasse, Garten und Umschwung birgt unzählige Nischen, Ecken und Geheimnisse. Kein Raum ist wie der andere, weder die acht Suiten und Zimmer noch die Gemeinschaftsräume. Endlos scheint der Blick über die umliegende Hügellandschaft. Der Name Giarvino, eine Kombination aus den italienischen Worten für Garten (Giardino) und Wein (Vino), ist Programm, denn auf dem Gut wachsen Reben. «Es war Liebe auf den ersten Blick», beschreibt Wiederkehrs Partnerin und Co-Gastgeberin Romy Dübener den ersten Besuch auf dem Grundstück.

Statt Gästen kam Corona

Hier lässt es sich gut ausspannen: Terrasse und Gartenanlage des Gasthauses Giarvino.

Im Oktober 2019 unterzeichnete Fredy Wiederkehr den Kaufvertrag, im Dezember gab er die Arbeit bei seinem Lebenswerk Foxtrail endgültig ab. Und im Februar, inmitten der Vorbereitungsarbeiten für die erste Saison, kam Corona.

Es höre sich komisch an, aber die Einschränkungen seien sogar gelegen gekommen. «Wir konnten uns auf die Umbauarbeiten konzentrieren. In einem Vollbetrieb wäre eine solche Zäsur viel einschneidender gewesen.» Der Boden im Event-Saal ist so frisch verlegt, dass die freudige Begrüssung durch den aufgeweckten Viszla-Rüden Jarosz etwas unkoordiniert ausfällt. «Hier war ein Schwimmbecken», erklärt Wiederkehr. Eine Fehlplanung – denn wer wolle bei der Landschaft draussen schon drinnen planschen?

Die Schaffung eines Saals war naheliegend, denn im Giarvino sollen schon bald Hochzeits- und Familienfeste gefeiert, Seminare und Singwochen durchgeführt werden.

Er ist gerne Gastgeber: Fredy Wiederkehr bereitet in seiner Café-Bar einen Cappuccino zu.

Wiederkehr hat eine Garage durch eine Café-Bar ersetzt. «Dem Milchschaum die richtige Konsistenz zu verpassen, ist kein Kinderspiel», erklärt er, während die Düse der Astoria Storm zischt. Für das Wohl der Gäste einen Barista-Kurs zu belegen, war für ihn Ehrensache (und trägt Früchte, wie der Cappuccino-Test zeigt). «Ich gebe gerne den Gastgeber», erklärt der vielseitige Pensionär. Die Unterhaltung der Menschen scheint ihm das oberste Gebot zu sein. Ein Bühnentyp sei er aber nicht. «Lieber gucke ich hinter dem Vorhang hervor, wie sich die Leute amüsieren.»

Genauso wenig wie Fredy Wiederkehr ein «normales» Gästehaus führen möchte, gibt er sich mit den üblichen Baumassnahmen zufrieden. Im Piemont hat der Macher der Schweizer Schnitzeljagd eine neue Spielwiese gefunden.

Baumhaus für Erwachsene

Und so rattern an diesem Montagmorgen gleich zwei Bagger den steinigen Weg zum Anwesen herunter. Der eine gräbt beim Nussbaum. «Dort kommt ein kleines Teatro hin», sagt Fredy. Das andere Baugerät arbeitet dort, wo ein Stück der Terrasse zum Infinity-Pool werden soll. Draussen statt drinnen, mit ausladendem Blick über die Rebberge und aufs Waldstück, das Wiederkehr seinen «kleinen Dschungel» nennt.

Was sich zwischen den Bäumen herumtreibt, weiss der ehemalige Jungwachtleiter dank seiner Wildtierkamera genau. Diese Woche erst ist ihm ein Wildschwein vor die Linse gelaufen. «Dort bauen wir ein Baumhaus», erläutert er. «Aber keines zum Hochklettern, sondern eines mit einer Passerelle. Damit unsere Gäste bei der Wildbeobachtung ein Glas Wein trinken können.»

Giarvino soll die Natur näherbringen und ein Ort für Geniesser und Ruhesuchende sein.
Für Kleinkinder sei das möglicherweise nicht der Ideale Ort, räumt der dreifache Grossvater ein. Er denkt aber nicht an eine Altersbeschränkung, einige der geplanten Themenwochen richten sich explizit an Familien.

Kein Einmann-Unternehmen

Sie führen das Gästehaus gemeinsam: Fredy Wiederkehr und Romy Dübener.

Auch wenn Fredy Wiederkehrs Handschrift deutlich wird, Giarvino funktioniert nicht als Einmann-Unternehmen. Auch Partnerin Romy Dübener hat hier ihr Glück gefunden. Das Herzblut der Sopranistin gehört der Musik, und so gestaltet sie unter anderem das Kulturprogramm. Auf einem Bauernhof ausserhalb von Bern aufgewachsen, fühle sie sich hier rundum wohl. «Ich kann machen, was ich liebe. Mich in der Natur und im Garten beschäftigen.» Dazu gehört auch mal der beherzte Rettungsversuch einer verletzten Eidechse.

«Wir sind noch am Herausfinden, was oder für wen das Giarvino genau ist», gesteht Fredy Wiederkehr. An flüchtige Durchreisende richtet sich das Gästehaus jedenfalls nicht. Denn es braucht Zeit, um die liebevoll konzipierte Unterkunft zu geniessen. Schliesslich will der Foxtrail-Pionier bei seinem neusten Coup keine Wünsche offenlassen.