Entlassungen auf dem ZürichseeAuf mehreren ZSG-Rundfahrten bleiben die Restaurants geschlossen
Die Corona-Krise hinterlässt bei der Gastronomie auf dem Zürichsee Spuren: Mitarbeiter werden entlassen, und auf verschiedenen Rundfahrten kann nichts mehr gegessen werden.

Zwölf Stellen werden bei der Schiffsgastronomie auf dem Zürichsee gestrichen – das ist jede vierte Ganzjahresstelle des Gastropächters. Schuld daran ist Corona. Der Pächter, die R.T. Gastro AG von Roland Thalmann, verzeichne einen deutlichen Rückgang bei den Konsumationen auf den Schiffen, wie es in einer Mitteilung der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) heisst.
Statt wie im Vorjahr 160’000 Konsumationen verzeichnet das Gastrounternehmen nur noch deren 69’000. Für Roland Thalmann ein harter Schlag: Denn es ist nicht nur die massiv eingebrochene Zahl an Konsumationen, die ihm zu schaffen macht. «Im Vergleich zum Vorjahr ging der durchschnittliche Konsumationsbetrag um 6 Franken zurück», erklärt er auf Anfrage. Statt im Schnitt 35 werden nun noch 29 Franken ausgegeben.
Schon einmal Personal entlassen
Für den Gastro-Pächter besonders bitter: 2017 musste er bereits einmal ein Viertel der Belegschaft entlassen – wegen des Schiffsfünflibers. Nach dessen Abschaffung konnte er das Personal wieder einstellen. Doch nun ist kein Ende der Krise in Sicht. «Wenn ich wüsste, wann es aufhört, könnte ich anders planen», sagt Thalmann hörbar betroffen. Unter den gekündigten Mitarbeitern sind auch langjährige Teammitglieder des Pächters.
Den Pachtvertrag mit der ZSG musste der Gastrounternehmer anpassen, weil er nicht einmal die vereinbarte Fixmiete stemmen kann. Sein Vertrag läuft nun bereits Ende 2021 statt Ende 2022 aus.
Angebot eingeschränkt
Nun hat Thalmann für jeden einzelnen Kurs berechnet, ob sich das gastronomische Angebot noch lohnt. Das Resultat: Auf den umsatzschwachen Kursen bleiben die Gastrobetriebe ab sofort geschlossen.
Erlebnisschiffe nicht betroffen
Alle weiteren Kursfahrten sowie sämtliche Erlebnisschiffe würden wie üblich bedient, heisst es in der Mitteilung. Wie lange die neue Regelung gilt, hänge entscheidend von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Allerdings: Die betroffenen Kurse verkehren nur noch bis zum Ende der Sommersaison. Mit dem Winterfahrplan ab dem 19. Oktober ist nur noch die grosse Seerundfahrt mit Abfahrt um 11.15 Uhr ab Zürich (Kurs 105/106) ohne gastronomisches Angebot unterwegs.
«Wir hoffen, dass die Situation nur vorübergehend ist und die Zürichsee-Gastro bald wieder den gewohnten Service anbieten kann», wird ZSG-Direktor Roman Knecht in der Mitteilung zitiert. Er appelliere an die Solidarität der Fahrgäste und hoffe, dass viele Passagiere die schönen Herbsttage für eine Schifffahrt auf dem Zürichsee nutzen. Wie die ZSG auf Anfrage erklärt, rechnet man wegen der Corona-Pandemie aktuell mit einem Passagierrückgang von etwa 60 Prozent. Bei der ZSG selbst stünden aber keine Kündigungen im Raum.
Pop-up-Restaurant in der Werft
Roland Thalmann hofft, mit einem Pop-up-Take-away in der Werft wenigstens noch etwas Umsatz machen zu können. Angeboten werden Spezialitäten vom Grill, Pizza, Salate und Getränke. «Seit dem Start im April konnten wir rund 10 Prozent unseres Umsatzes mit dem Pop-up generieren», sagt Thalmann. Er will das temporäre Angebot auch über die Wintermonate aufrechterhalten.
Eine solche Umsatzstütze sei wichtig, denn auch die Erlebnisschiffe seien nicht gleich gut ausgelastet wie in anderen Jahren – und das, obwohl dort keine Maskenpflicht gilt. Auf den Erlebnisschiffen gilt das Schutzkonzept der Gastronomiebranche, weil diese Fahrten nicht zum öffentlichen Verkehr zählen. Die ZSG macht in der Mitteilung denn auch darauf aufmerksam, dass auf den normalen Kursschiffen die Maske ebenso abgesetzt werden darf, wenn man isst oder trinkt.
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