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Neue Anlage im Zoo Zürich
Hier müssen Tiger, Löwe und Schneeleopard ihre Beute selber jagen

Ein Schneeleopard springt hoch, um ein Stück rohes Fleisch zu greifen, das von oben baumelt, vor einem natürlichen Felsenhintergrund.
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In Kürze:
  • In der neuen Grosskatzenanlage Panthera müssen Besucherinnen und Besucher die Tiere suchen.
  • Tigern, Löwen sowie Schneeleoparden stehen vier Lebensräume zur Verfügung, die sie im Wechsel nutzen.
  • Mittels Futterseilbahnen müssen die Raubkatzen ihre Beute mit bis zu 40 km/h jagen.
  • Der neue Insektenwald präsentiert vierzehn verschiedene Arten ohne trennende Barrieren.

Zwei Jahre mussten Fans von Löwe, Tiger und Schneeleopard im Zoo Zürich unten durch: Es gab keine Grosskatzen zu sehen. Die Gehege wurden zur Grossbaustelle.

Nun sind alle drei Tierarten zurück. Am Donnerstag stellte der Zoo den Medien die neue, 10’000 Quadratmeter grosse Anlage namens Panthera vor. Ab Freitag ist sie für das Publikum zugänglich.

Der Clou der neuen Anlage: Zoobesucherinnen und -besucher müssen sich, um die Grosskatzen zu sehen, auf die Suche begeben. Denn feste Aufenthaltsorte gibt es für die Tiere nicht mehr.

Was Sie sonst noch zu Panthera wissen müssen.

Sind die neuen Gehege schon bewohnt?

Ja, aktuell leben ein Tigermännchen und ein -weibchen, ein Schneeleopardenpaar sowie zwei Löwenweibchen im Zoo. Im Mai soll ein Löwenmännchen dazukommen.

Zwei Löwen im üppig grünen Gehege im Zoo Zürich. Einer sitzt, der andere läuft weg.

Die Schneeleoparden sind alte Bekannte, sie waren schon vor dem Umbau im Zoo Zürich heimisch. Die Amurtiger und die asiatischen Löwen sind Neuzugänge.

Was macht die Anlage weltweit einzigartig?

In Panthera teilen sich drei Katzenarten eine Anlage mit vier Lebensräumen, bestehend aus den ehemaligen Gehegen für Schneeleoparden, Tiger, Wölfe und Löwen. Sie sind neu als Gebirge, Laubwald, Lichtung und Trockenwald gestaltet.

Die vier Lebensräume sind miteinander verbunden. Das dürfte weltweit einzigartig sein. Stege zwischen Innen- und Aussenanlagen gibt es zwar auch in anderen Tierparks, und in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona können manche Tiere in weitläufigen Gittergängen durch den Zoo wandern. «Uns ist aber kein Zoo bekannt, der eine Rotation von drei verschiedenen Grosskatzenarten praktiziert», sagt Zoodirektor Severin Dressen.

Für Besucherinnen und Besucher im Zoo Zürich besonders spannend ist der «Catwalk», eine 17 Meter lange, 4 Meter hohe Stahlbrücke, in die ein Baumstamm mit abstehenden Ästen eingelassen ist. Darüber können die Katzen vom ehemaligen Tigergehege ins ehemalige Wolfsgehege balancieren. Zwei weitere Durchgänge führen durch die Innenanlagen.

Eine Stahlbrücke mit einem eingelassenen Baumstamm für die Grosskatzen. Über den Steg können sie die Anlage wechseln.

Mehr Platz und Aussicht bietet die neue Anlage auch den Kleinen Pandas, die Zugang zu einer abgetrennten Baumgruppe im Bereich der Grosskatzen erhalten. Ein beweglicher Ast dient als Brücke über die Köpfe der Zoobesucher. Die Pandas und die Katzen können sich auf diese Weise sehen, kommen aber nicht in Kontakt.

Nicht mehr in Betrieb ist hingegen der Tunnel, durch den die Wölfe früher in die Tigeranlage konnten, wenn die Tiger im Innenbereich waren. Er wäre für die Katzen zu klein und eng.

Wann und wie oft wechseln die Tiere die Anlage?

Das muss sich erst zeigen. Zuerst müssen sich die Tiere einleben, in dieser Zeit bleiben sie immer im selben Gehege. Langfristig aber haben die drei Katzenarten keine «Homebase» mehr; alle drei benutzen künftig alle Anlagenteile.

Direkt begegnen werden sich die drei Tierarten aber nicht. Wenn nötig, wird jeweils eine Art abgetrennt, während die andere den Lebensraum wechselt.

Tierpflege und Kuratorin entscheiden täglich neu, ob und wann ihre Schützlinge umziehen und welche Anlagenteile zusammengehängt werden. Fix definierte Wechselzeiten wird es nicht geben. «Das wäre aus der Perspektive des Tierwohls nicht sinnvoll», sagt Zoodirektor Severin Dressen.

Ein Tiger geht vorsichtig zwischen Bäumen in einem dichten Wald entlang, umgeben von üppigem Grün.

Die Idee der neuen Anlage ist es ja gerade, dass für die Tiere nicht alles vorhersehbar ist, sondern sie sich immer wieder anpassen müssen und mit fremden Duftmarken konfrontiert werden. Das fördere das Wohlbefinden und die Gesundheit der Katzen: «Tiere, die nur selten oder wenig kognitiv gefördert werden, sind erwiesenermassen weniger robust.»

Es muss aber kein Tier gegen seinen Willen oder in einem ungünstigen Moment umziehen. Wenn zum Beispiel Löwen gerade erfolgreich gejagt haben und vollgefressen sind, brauchen sie vor dem nächsten Revierwechsel ein paar Tage Ruhe.

Wie funktioniert die «Jagd»?

Die Zeiten, in denen das Zootierleben aus Fressen, Schlafen und Langeweile bestand, sind längst vorbei. Die Grosskatzen erhielten schon bisher unregelmässig Futter und mussten bisweilen auch danach suchen.

In der neuen Anlage müssen sie sich noch mehr anstrengen. Dafür sorgen zwei Futterbäume und drei Futterseilbahnen, an denen Fleischstücke oder auch ganze Beutetiere durchs Gehege gezogen werden.

Ein Tiger streckt sich an einem Baum hoch im dichten Waldgebiet, während ein Stück Fleisch in der Nähe hängt.

Bei einer der Seilbahnen, eine Spezialanfertigung, lässt sich sogar die Geschwindigkeit individuell steuern. Mit bis zu 40 km/h saust die Beute vorbei. Dann müssen die Tiere blitzschnell reagieren, denn das Futter ist nur für kurze Zeit erreichbar. Sind sie zu langsam, müssen sie fasten. Damit wird der Umstand simuliert, dass in freier Wildbahn auch nur einer von zehn Jagdversuchen erfolgreich ist.

Warum gibt es keine Wölfe mehr im Zoo?

Der Zoo ist Teil eines europäischen Programms, das der Erhaltungszucht von bedrohten Tierarten wie den asiatischen Löwen, den Tigern und Schneeleoparden dient. Wölfe passen nicht in dieses Konzept, denn ihr Bestand ist weltweit nicht gefährdet.

Was wurde aus dem ehemaligen Löwenhaus?

Die neuen Bewohner des ehemaligen Löwenhauses sind zwar viel, viel kleiner als Grosskatzen – dürften aber manch eine Besucherin, manch einen Besucher mehr gruseln.

Blick in den "Insektenwald" im ehemaligen Löwenhaus. Ein Pfad führt durch Büsche, in denen verschiedene Insekten leben. Trennscheiben gibt es keine.

Elf Insektenarten, zwei Spinnenarten und eine Tausendfüsslerart bevölkern den Insektenwald, von der Samtschrecke über den Saphir-Rosenkäfer bis zur Geisselspinne. Barrieren oder Scheiben zum Publikum gibt es keine, die Tierchen dürfen sich frei bewegen.

Auch dieses Konzept ist weltweit einzigartig. Vorerst hält der Zoo deshalb hauptsächlich nicht gefährdete Arten im Insektenwald, um Erfahrungen zu sammeln. Langfristig sollen aber auch Arten dazukommen, von denen es in freier Wildbahn nur noch ganz wenige gibt.

Ein lebhaft grünes Insekt sitzt auf einem Ast, während im Hintergrund eine Person mit Kamera fotografiert.

Der Insektenwald soll die Menschen für die Anliegen der Krabbeltierchen sensibilisieren, wie Zoodirektor Dressen sagt. Insekten und Wirbellose seien das Rückgrat der biologischen Vielfalt und intakter Ökosysteme: «Wir Menschen nehmen deren Dienstleistungen meist als selbstverständlich. Das sollen und dürfen wir aber nicht.» Denn das Insektensterben sei dramatisch, allein bei den Fluginsekten habe die Biomasse um 75 Prozent abgenommen.

Was hat die neue Anlage gekostet und wer bezahlt sie?

Bis zur Schlussrechnung gibt der Zoo keine Zahlen zu den Baukosten bekannt. Finanziert wird die Anlage vollständig durch Spenden.