Zahlen zur Lehrstellen-SituationNoch sind bei weitem nicht alle Lehrstellen besetzt
Rund ein Fünftel der Lehrstellen, die bis letzten Juli ausgeschrieben wurden, sind noch nicht besetzt. Manche Angebote sind jedoch blitzschnell ausgebucht.
Der Trend ist deutlich. Der Kanton Zürich erwartet gemäss eigenen Angaben, dass die Zahl der Lernenden zwischen 2022 und 2037 um 8600 Lernende auf 51’200 Lernende anwachsen wird. Dies entspricht einem Zuwachs von 20 Prozent. Damit genügend Lehrstellen zur Verfügung stehen werden, soll die Schaffung von Lehrstellen gefördert werden, wie die Bildungsdirektion kürzlich mitteilte. Im Jahr 2023 wurden 12’954 Lehrverträge abgeschlossen.
Wie viele Lehrstellen wurden besetzt?
Von den rund 10’000 beim Lehrstellen-Nachweise gemeldeten Stellen blieben bis im vergangenen Juli 22,6 Prozent unbesetzt. Das ist der zweithöchste Wert in den letzten 11 Jahren. Nur 2022 waren es mit 25,3 Prozent noch mehr. Im Angebotsrekordjahr 2016 sind nur 11 Prozent der Lehrstellen frei geblieben.
Laut Auskunft des kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamt ist die Zahl der offenen Lehrstellen jedoch mehr oder wenige gleich geblieben, denn die Unternehmen haben zusätzliche Lehrstellen geschaffen, etwa im Bereich Fachleute Gesundheit. Das sei sehr wichtig, da in den kommenden Jahren die Zahl der Lernenden stark ansteigen werde.
In welchen Berufen gibt es am meisten Lehrstellen?
Mit 1363 gemeldeten Stellen gab es 2023 besonders viele Lehren in Gesundheitsberufen (z.B. Fachmann Gesundheit, Dentalassistentin oder Medizinischer Praxisassistent). Auf Platz 2 und 3 folgen die kaufmännischen und Detailhandelslehren mit 1328 respektive 972 Lehrstellen. Die Top 5 komplettieren Berufe in der Betreuung (700) und bei den Elektroinstallateuren und Automatikerinnen (535).
Sind diese Berufe auch beliebt bei den Lernenden?
Kaufmännische Lehren blieben gemäss Bildungsstatistik nur wenige offen, 59 per Ende Juli 2023. In den Gesundheitsberufen sind es 165. Ganz viele gemeldete offene Stellen gab es im Detailhandel 330 offene Stellen und in der Betreuung 293.
Waren diese Berufe immer schon Spitzenreiter?
Zu den Aufsteigern in den vergangenen Jahren gehören die Betreuungsberufe. Sie waren vor elf Jahren noch nicht in den Top 5 vertreten. Heute gibt es in diesem Bereich 77 Prozent mehr gemeldete Lehrstellen als 2013. Besonders bei der Betreuung von Kindern und Menschen mit Beeinträchtigung ist das Angebot gestiegen. Was aber auffällt: Zwar gibt es mehr Lehrstellen, doch viele der Stellen bleiben frei.
Die Zahl der Lehrstellen in den Gesundheitsberufen hat in den vergangenen elf Jahren um 31 Prozent zugelegt, in der Betreuung um über 70 Prozent.
Welche Berufe haben Mühe, ihre Stellen zu besetzen?
Unter den Berufsgruppen mit mindestens 50 Lehrstellen haben insbesondere Bauberufe Mühe, Lernende zu finden. Bein den Polybauern blieben 37 der gemeldeten Stellen unbesetzt. Auch bei den Maurern (57), den Gärtnerinnen (73) und im Strassenbau (38) konnten die Lehrangebote häufig nicht besetzt werden. In absoluten Zahlen blieben allerdings am meisten Lehrplätze in der Coiffeurbranche offen, insgesamt 154 Stellen.
Welche Berufe sind beliebt?
Bei den Berufen mit über 100 Lehrstellen sind es Zeichner (Architektur, Ingenieurbau etc.), Pharma-Assistentinnen, KV, Informatiker, Polymechaniker.
Und was ist mit den besonderen Berufen?
Eine angehende Müllerin liess sich 2023 nicht finden. Ein angehender Hufschmied ebenso wenig. Dafür wird ein Vergolder oder ein Geflügelfachmann ausgebildet. Und eine Büchsenmacherin. Sie stellt Schusswaffen her oder repariert und justiert diese.
Korrekt, 23.8.2023, 15.55 Uhr: Dieser Artikel basiert auf Daten, welche die Bildungsstatistik des Kantons Zürich auf ihrer Website ausweist. Bei der Zahl der Lehrstellen handelt es sich allerdings nur um die dem Lehrstellen-Nachweis (Lena) gemeldeten Stellen. Eine Meldepflicht besteht nicht. Während die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge in den vergangenen Jahren relativ konstant zwischen 12'000 und 13'000 lag, verringerte sich die Zahl der Meldungen auf Lena deutlich. Die Aussage, dass die Anzahl effektiv angebotener Lehrstellen gesunken ist, war somit falsch. Der Artikel wurde entsprechend angepasst.
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