Waldbrände auf HawaiiZahl der Todesopfer durch Brände auf Maui steigt auf 93
Während nach den verheerenden Buschbränden auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui das Ausmass der Verwüstung deutlich wird, steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Die Kritik an den Börden wird lauter.
Nach den verheerenden Buschfeuern auf der Insel Maui haben die Rettungskräfte weitere Todesopfer in den Trümmern entdeckt. Wie der Gouverneur des US-Bundesstaates Hawaii, John Green, am Samstag mitteilte, kamen bei der Naturkatastrophe mindestens 89 Menschen ums Leben. Wenig später hob der Landkreis Maui diese Zahl auf 93 an. Das Feuer ist damit das folgenschwerste in den USA seit mehr als 100 Jahren. Die bei Urlaubern beliebte Stadt Lahaina ist fast komplett ausgebrannt. Derweil nimmt die Kritik am Krisenmanagement der Behörden zu.
Mehr als 2200 Gebäude wurden durch die Flammen beschädigt oder zerstört, wie die US-Katastrophenschutzbehörde Fema am Samstag mitteilte. Mehr als 1410 Menschen waren in Notunterkünften untergebracht.
Die Kleinstadt Lahaina ist besonders hart getroffen, viele Strassenzüge dort sehen aus wie ein Kriegsgebiet. Immer lauter werden auch Fragen danach, ob die Behörden nicht deutlich besser auf das Unglück hätten reagieren können.
«Es gibt keine Transparenz», sagte Profisurfer Kai Lenny in einem Video auf Instagram. «Die Regierung sagt uns nicht, was passiert, und dadurch weiss keiner, wie wir helfen können.» Er selbst habe mit einem Jetski über das Wasser Menschen mit dem Nötigsten versorgt, weil viele Strassen gesperrt seien, sagte Lenny.
Die Katastrophenschutzbehörde FEMA erklärte am Samstag, dass rund ein Dutzend Bundesbehörden mit Hilfsmassnahmen für die Brandopfer beschäftigt seien. 150 FEMA-Mitarbeiter, darunter auch Such- und Rettungstrupps, seien bereits auf Maui, weitere seien unterwegs.
Keine Warnsirenen
Kritik hatte es auch daran gegeben, dass auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen sein sollen. Zusätzlich erschwert wurden die Rettungsarbeiten dadurch, dass Lahaina im Norden und Süden jeweils nur über eine grosse Zufahrtstrasse erreichbar ist.
In der Stadt, die vor dem Unglück rund 13’000 Einwohner hatte, hatte es zudem Beschwerden darüber gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut «New York Times» auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehr-Chef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor «nahezu unmöglich» gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.
Der Gouverneur des Bundesstaats, Josh Green, räumte ein, dass die Notversorgung schleppend anlaufe, weil es schwierig sei, von anderen Inseln Material nach Maui zu bringen. Die Lage sei beispiellos verheerend. Er habe eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet, sagte Green laut dem Sender CNN.
Wiederaufbau dürfte Milliarden kosten
Unterdessen sei die Feuerwehr weiter im Einsatz, um Feuer in verschiedenen Regionen der Insel einzudämmen, teilte die Regierung des Bezirks Maui in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mit. Laut aktualisierten Zahlen des Pacific Desaster Center und der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA sind in dem Bezirk rund 2200 Gebäude durch das Feuer beschädigt oder zerstört worden. Erste Schätzungen gehen von rund 5,5 Milliarden Dollar (4,80 Milliarden Franken) für den Wiederaufbau dort aus.
Neben den Feuern im Westen Mauis waren in weiteren Regionen der Insel sowie auf der Nachbarinsel Hawaii Anfang der Woche Brände ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern schnell ausgebreitet hatten. Mit einer Fläche von rund 1900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so gross wie die spanische Urlaubsinsel Mallorca. Sie wird laut Angaben des Einzelhandelsverbands jährlich von rund zwei Millionen Touristen besucht.
König Charles äussert sein Mitgefühl
US-Prominente wie die Schauspieler Jason Momoa und Jessica Alba riefen zur Unterstützung der Nothilfe und zum Wiederaufbau der Region auf. In die internationale Anteilnahme reihten sich auch der britische König Charles III. und seine Frau, Königin Camilla, ein. Sie äusserten sich in einem Brief an den US-Präsidenten Joe Biden «zutiefst entsetzt» über die Lage auf Maui. «Wir können uns das Ausmass der Zerstörung, die die Insel erfasst hat, und die herzzerreissende Verzweiflung derjenigen, deren Lebensgrundlage so katastrophal betroffen ist, nur ansatzweise vorstellen», hiess es.
SDA/AFP/chk/roy/sme
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