«Hipster-Zeug!»Wie YB in 24 Stunden eine Viertelmillion eingenommen hat
Die Young Boys haben einen Bestseller produziert: das Aare-Trikot. Das hat viel mit einem Designstudio zu tun, dessen Gründer als illegaler Sprayer angefangen hat.
Vor kurzem trafen sich Zinédine Zidane, Patrick Vieira, Alessandro Del Piero, Rio Ferdinand und Bastian Schweinsteiger an einem Pool. Auf Hockern und Liegestühlen tranken sie Espresso und Wasser, auf einem Glastisch standen Früchte bereit und im Hintergrund ein Grill der Marke Unerschwinglich. So ein Bild geht dann schnell einmal um die Welt.
Genau das war das Ziel dieser Reunion. Die Fussballgranden kamen zusammen, um die Retroshirts ihrer ehemaligen Vereine zu promoten. Schweinsteiger etwa präsentiert jenes des FC Bayern München. Auf der Brust prangen das Trefoil, das alte Adidas-Emblem, und das Bayern-Logo aus den Siebzigerjahren.
Gestaltet hat das Trikot das Münchner Grafikstudio Bureau Borsche. Dessen Gründer Mirko Borsche, heute 53 Jahre alt, begann seine Karriere als Graffitisprayer. Dem «Guardian» sagte er einmal: «Das Bombing (illegales Besprayen) von Zügen und Wänden hat mich sehr beeinflusst.» Heute gestaltet Borsche mit seinem Team die Welt ein bisschen mit. Er hat für die Modehäuser Balenciaga und Givenchy gearbeitet, für Birkenstock, Nike und Apple. Er hat die neuen Logos des FC Venezia und von Inter Mailand geschaffen. Und jetzt hat er ein Leibchen der Bayern gestaltet.
Bei so vielen grossen Namen geht etwas fast unter: Borsche hat auch das Aare-Trikot der Young Boys entworfen. Seit längerem stehen die Berner mit den Münchner Designern in Kontakt. Vor allem deren Arbeit für Venezia habe YB inspiriert, schreibt der Verein auf Anfrage.
Premiere sorgt für Diskussionen
Türkisfarben soll das Trikot das Wasser der Aare symbolisieren. Es ist neben dem gelben und dem weissen das dritte im Berner Materialschrank, beim 2:2 in Yverdon trugen sie es zum ersten Mal. Danach wirbelten die Kommentare durch die virtuelle Welt: «Mehr Trikots als Punkte», hiess es, «die Farbe ist inspiriert vom Wasser, das YB bis zum Hals steht» oder: «Hipster-Zeug!»
Manche stören sich am Zeitpunkt, doch YB musste die Premiere seines Aare-Trikots bereits vor der Saison bei der Liga anmelden. Und so bescheiden die Berner aktuell auch spielen mögen, mit diesem Trikot haben sie sich einen Bestseller designen lassen.
Angelehnt an das Gründungsjahr des Clubs, verkaufen sie es in limitierter Auflage von 1898 Stück. Besser gesagt: verkauften. Die Trikots kamen am Freitagabend in den Verkauf, am Samstagabend nach dem Spiel gegen Yverdon waren alle weg. Für je 119 Franken. Die Young Boys haben innert 24 Stunden also 225’862 Franken eingenommen, knapp eine Viertelmillion. Ein Teil davon geht an Hersteller Nike.
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Die Kollaboration mit Borsche sorgt für Aufsehen. So berichtete unter anderem die Plattform «SoccerBible», die alleine auf Instagram 6 Millionen Follower hat, über das Aare-Trikot.
Seit Mittwoch ist auch das Kindertrikot ausverkauft. Wer bisher zu langsam war: Im Onlineshop gibt es noch die passenden Hosen oder Stulpen für die Männer und seit Mittwoch auch das Aare-Trikot im Frauenschnitt. Oder wie wäre es mit dem gelben Aufwärmshirt? Auch dieses YB-Produkt hat übrigens das Bureau Borsche gestaltet – jene Designer, die sonst für die ganz grossen Adressen arbeiten und es so auf das Poolfoto mit Zidane, Vieira, Del Piero, Ferdinand und Schweinsteiger schafften.
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