Wie der EHC Kloten jetzt aufgestellt ist
Hans-Ulrich Lehmann gibt die Clubführung der Zürcher Unterländer nach drei Jahren an den Unternehmer Rolf Tresch ab.

Der EHC Kloten hat neue Besitzer. «Wieder mal» ist in diesem Zusammenhang nicht falsch, immerhin ist die jüngste Übergabe der Aktien an Nachfolger bereits die fünfte seit 2008. Da übernahm Jürg Bircher von Peter Bossert, 2012 sprang Philippe Gaydoul beim konkursiten Club ein, 2015 verkaufte er an die nordamerikanische Gruppe ASE, die nur ein Jahr später den Abgang durch die Hintertür wählte. Hans-Ulrich Lehmann übernahm 2016, und beinahe schon mit Amtsantritt kündigte er an, dass er auf baldige Nachfolger hoffe.
Die Übergabe erfolgte gestern, eine Liga tiefer als 2016, und später als erwartet (oder erhofft). «Nun ist es an der Zeit, ein wirtschaftlich fast gesundes Unternehmen in neue Hände zu geben», lässt sich Lehmann im Communiqué zitieren. Und diese Hände gehören dem neuen Verwaltungsrat, der an der nächsten Generalversammlung vorgeschlagen wird. Rolf Tresch, ein Sponsor und Supporter, soll als Präsident amten, Mike Schälchli, bisher Delegierter des Verwaltungsrats, als Vizepräsident. Heinz Eberhart, bereits im aktuellen Verwaltungsrat, und CEO Pascal Signer als Delegierter des Verwaltungsrats sind die weiteren Personen. Michael Kloter, 2012 in einer Taskforce zur Rettung des EHC in einer wichtigen Rolle und danach ständig im VR, tritt zurück.
Tresch leitet die MRT Engineering AG mit Sitz in Zug. Die Firma tritt als Totalunternehmer sowie als Planungsbüro für Projekt- und Bauleitung in den Bereichen Telekommunikation, Leitungsbau, Strassenbau und Kunstbauten auf. Sportlich war er während zehn Jahren Präsident des FC Oberägeri. Seit drei Jahren ist er Logenbesitzer und Sponsor in Kloten.
Die breite Abstützung
Doch der Präsident soll, anders als bisher, nicht im Mittelpunkt stehen. Denn die breite Abstützung, zu der man sich im letzten Jahr bei der Nachfolgeregelung bekannte, sieht ein ganz anderes Führungsmodell vor. Neben dem Verwaltungsrat wird eine Gruppe von «Kloten-Freunden» das finanzielle Risiko abfedern. Wie gross das als maximal definierte, allfällige Defizit ist, das die Gruppe in Form einer Garantie deckt, darüber wurde Stillschweigen vereinbart.
«Zehn Firmen und Privatpersonen aus der Region sind es», sagt Jan Schibli. Der langjährige Sponsor engagiert sich ein weiteres Mal für Kloten, er führt diese Gruppe an und steht für Seriosität. Diese «Unterstützer» aus dem Wirtschaftsraum Flughafen Zürich werden den Weg ebnen, allfällige finanzielle Herausforderungen künftig gemeinsam zu meistern, heisst es in der Mitteilung. Das Engagement ist zeitlich nicht beschränkt, Schibli verspricht, dass es ein langfristiges ist.
Er und seine «Freunde» haben keine Aktien von Lehmann übernommen, aber die Gruppe hat ein Stimm- oder Mitspracherecht im VR. Lehmanns Aktien sind wohl, auch wenn das niemand bestätigen will, an die Mitglieder des neuen Verwaltungsrats übergegangen. «Der Verwaltungsrat ist das Sprachrohr der Aktionäre», sagt dazu CEO Pascal Signer.
Schibli ist optimistisch, dass diese neue Struktur funktioniert. Aus sehr vielen Gesprächen habe er gespürt, dass da eine sehr homogene Gruppe zusammengekommen sei. Und das ist ihm, der zu den Zeiten Jürg Birchers so einiges Unangenehmes miterlebte, extrem wichtig. Es soll keine Ein-Mann-Show mehr geben. Das sagt nicht nur Schibli, das sagt auch Schälchli, der als Delegierter des Verwaltungsrats den Prozess des Besitzerwechsels orchestrierte.
Das letzte Minus
Während des Winters hatte Besitzer Hans-Ulrich Lehmann damit kokettiert, dass man den Club für einen Franken haben könne, er sei saniert. Da wusste er noch nicht, dass die Mannschaft auch in seinem dritten Präsidialjahr die Erwartungen nicht erfüllen würde. Geschätzt eine Million Franken betrug das Minus, das wegen der fehlenden Playoff-Einnahmen entstand. Mit einem Vorstossen in den Final wäre die Rechnung ausgeglichen ausgefallen. Lehmann übernahm nochmals den Fehlbetrag.
Wenn sowohl die neue als auch die alte Führung explizit davon spricht, dass ein «wirtschaftlich fast gesundes Unternehmen» den Besitzer wechselt, zeigt das auf, dass da doch noch ein Betrag offen ist, über den man sich letztlich nicht einig wurde. Ohne die exakte Jahresrechnung einzusehen, ist es schwierig, den Fehlbetrag zu benennen. Vermuten kann man, dass es sich dabei um das Darlehen handelt, das Lehmann bei der Übernahme der Gastro-Rechte einbrachte. Oder zumindest um einen Teil davon.
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