«Wer könnte Zirkus authentischer präsentieren als ich»
Dieses Wochenende lädt Rolf Knie alle Interessierten in seine Galerie in Rapperswil-Jona. Präsentiert werden seine neusten Werke – natürlich rund um das Thema Zirkus. Zu sehen gibt es neben verbogene Artistenkörper auch Hundedressuren.

Nach einem halben Jahr Schaffenszeit auf Mallorca präsentiert der Rapperswiler Künstler Rolf Knie der Öffentlichkeit am Wochenende seine neusten Werke. Für die ZSZ hat der Kunstmaler die Türen zu seiner Galerie aber schon vorab geöffnet. Wobei, so ganz stimmt das nicht. An der Rütistrasse 165, zwischen Waldrand und Autobahnausfahrt gelegen, empfängt zunächst nur Brigitte Neeser, rechte Hand des Zirkusmacher, die Besucher. Der Künstler selber steckt zu diesem Zeitpunkt noch in einer Besprechung. Geduld ist gefragt.
Bei einem Kaffee zieht Neeser Bilanz über das erste Jahr am neuen Standort. Die Lage sei wirklich ideal, sagt sie. Ausserhalb des städtischen Verkehrschaos und doch gut erschlossen. Ganz anders, als dies in St.Gallenkappel der Fall war, wo die Galerie zuvor zuhause war. Im letzten Jahr seien denn auch immer mal wieder Besucher vorbeigekommen, welche die reine Neugier geleitet habe und nicht ein konkretes Kaufinteresse.
Seit 13 Jahren arbeitet Neeser nun schon mit Rolf Knie zusammen. Sie organisiert Termine, leitet das Marketing sowie den Ein- und Verkauf, betreut Kunden und macht gleichzeitig noch die ganze Buchhaltung. In Tagen wie diesen ist sie zudem damit betraut die neusten Werke Rolf Knies in der 200 Kunstwerke umfassenden Galerie aufzuhängen. Sie zeigen – wenig überraschend – den Zirkusalltag.
«Authentizität ist das wichtigste in jeder Kunstform. Und wer könnte Zirkus authentischer präsentieren als ich, der jahrelang darin gelebt hat», meint ein aufgestellter Rolf Knie als er zum Gespräch im Ausstellungsraum dazustösst.
Trotz des immergleichen Grundthemas fordert Knie von sich selbst eine beständige Weiterentwicklung. «Wenn ich noch genau gleich malen würden wie 1977 als ich begann, dann wäre das langweilig und schlecht.» Die Herausforderung bestehe für ihn deshalb darin, immer wieder mit neue Materialien und Formen zu arbeiten. In diesem Jahr hat sich der 68-Jährige deshalb ganz intensiv mit Kontorsionistinnen, – auch Schlangenfrauen genannt – auseinandergesetzt. «Die verbiegen sich so, dass es alleine vom zusehen schon weh tut.»
Ebendies habe er versucht wiederzugeben. Konkret hat der Rapperswiler Form und Beweglichkeit des Frauenkörpers in den Hintergrund der Szenierie integriert. So gehen Kulisse und Körper, meist in schwarz-weiss gehalten, fliessend ineinander über. «Man könnte es auch «cherchez la femme» nennen.» Und wahrlich, beim schnellen Hinsehen lassen sich oftmals nur Linien erkennen. Erst auf den zweiten Blick erkennt das Auge den verborgenen Körper, die Frau.
Ästhetik und Erotik – zwei der wichtigsten Komponenten
Für den eigentlich längst pensionierten Rapperswiler haben Schlangenfrauen ihren ganz eigenen Reiz. «Ihre Darbietung ist seit jeher hoch erotisch.» Bereits in den 1920-er Jahren seien sie im Zweiteiler in der Manege aufgetretten. Lange bevor der Bikini Schule gemacht hat. «Das war aber kein bisschen anrüchig oder pornografisch.» Ästhetik und Erotik seien noch immer zwei der wichtigsten Komponenten, die den Reiz des Zirkus ausmachen, zeigt sich Knie überzeugt. «Deshalb haben wir mit unserem Liebeszirkus «Ohlala» auch so einen Erfolg.»
Das ganze auch in den Bildern so zu verwirklichen, dass eine wirkliche Harmonie zwischen Körper und Szenerie entstand, sei eine sehr komplexe Sache gewesen. «Fehler sind keine erlaubt, denn dann ist das Bild nicht mehr zu retten.» Knie selber zeigt sich deshalb auch vollends zufrieden mit den aktuellen Werken. «Es ist etwas völlig neues, an das ich mich noch nie zuvor herangewagt hatte. Und ich bin der Meinung, dass es mir geglückt ist.»
Die beweglichen Frauenkörper sind aber längst nicht alles, was Knie im letzten halben Jahr geschaffen hat. So präsentieren sich Interessierten auch farbenfrohe Bilder, die Momente aus der Zirkusmanege festhalten. Auffallend dabei: Wo früher Elefanten und Wildkatzen in der Manege thronten sind heute Hundedressuren zu sehen. Ein Sinnbild für Knies Einstellung zum Zirkus. Alten Zeiten mag er nämlich nich nachhangen. «Es kommt wie es kommt.»
Vernissage mit Anwesenheit des Künstlers: 21. und 22. Oktober, 10 - 17 Uhr, Rolf Knie Galerie, Rütistrasse 165, Rapperswil-Jona
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