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Hass im Netz
Wegen ihres Körpers verhöhnt – WM-Dritte wehrt sich unter Tränen

Anna Hall in einer Aufnahme von der WM 2022. 
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Es war ein harmloses Kurzvideo, das Anna Hall postete. Zu sehen ist, wie sich die WM-Dritte im Siebenkampf für ihren Hochsprung-Versuch motiviert – ehe sie auch tatsächlich hoch springt (1,89 m). Daran ist weder etwas aussergewöhnlich noch auffällig. Doch selbst dieses banale Filmchen der 22-jährigen Amerikanerin provozierte ihre Hater, mit entsprechenden Hass-Kommentaren darauf zu reagieren und sie beziehungsweise ihren Körper abzuwerten. Das ist das Hochsprung-Video:

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Hall musste also Beleidigungen über sich lesen wie: «Mädchen haben keine solchen Beine.» Oder: «Sie sieht wie ein Kerl aus. Ich kann nicht sagen, was für ein Geschlecht sie hat.» Und am primitivsten: «Gut gemacht, dass du deinen Penis an die Seite geklebt hast!»

Unter Tränen reagierte Hall darauf. Sie nannte es «ihre Bitte an die Öffentlichkeit».

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Sie lautet wie folgt und ist leicht sprunghaft – Hall ist sichtlich emotional dabei: «Hört auf damit, Athletinnen zu sagen, sie würden wie Männer aussehen. Wir Athletinnen haben schon genug mit unserem eigenen Körperbild zu kämpfen. Nachdem ich ein Hochsprung-Video geteilt habe, muss man mir nicht sagen, dass ich wie ein Mann aussehe. Haltet einfach die Klappe. Ich arbeite so hart, damit ich vielleicht mal eine Olympiamedaille gewinne oder einen Rekord aufstelle. Ich sehe stark aus, weil ich dafür stark sein muss. Ich kämpfe schon selber damit, ich brauche keine Kommentare über meinen Körper. Es tut so weh. Warum nehmt ihr euch Zeit für so etwas? Scrollt doch einfach weiter.»

Dass sich Athletinnen vom Format Halls in den sozialen Medien so direkt gegen ihre Hater wenden, kommt eher selten vor. Viel beachtet war darum ein Beitrag der schottischen Weltklasseläuferin Eilish McColgan. Diese listete quasi ein Best-of der Beleidigungen auf – schwärzte die Absender aber, weil sie eine unpolemische Debatte zu einem Thema führen wollte, das noch immer gern tabuisiert wird: die abschätzige Bewertung von Frauen- respektive Sportlerinnenkörpern, auch in den sozialen Medien.

«Verstörend», sagt der oberste Leichtathlet

Der Leichtathletik-Weltverband sorgte als einer der ersten globalen Sportverbände immerhin für ein wenig Konturen dazu. Er präsentierte sowohl nach den Olympischen Spielen von 2021 wie auch nach der WM von 2022 jeweils eine Studie zum Thema Hass im Netz. Präsident Sebastian Coe nannte die Resultate «verstörend», weil sowohl Menge wie Tonalität erschreckend seien. 

Rund um die Spiele von Tokio mussten sich 15 Prozent der untersuchten Athleten und Athletinnen (via total 161 Twitter-Accounts) entsprechende Hassbotschaften gefallen lassen – 87 Prozent aller Nachrichten wurden an Athletinnen gesandt. An den Weltmeisterschaften vom vergangenen Jahr waren 59 Prozent der Hassbotschaften an die Leichtathletinnen gerichtet.

Während die Männer primär rassistisch und/oder generell beleidigt wurden, führte das Beleidigen bei den Frauen hauptsächlich über ihren Körper beziehungsweise ihr Aussehen – so wie bei Anna Hall, die kürzlich immerhin ihre Weitsprung-Bestleistung auf 6,61 m steigerte und damit verdeutlichte: Mögen diese Botschaften noch so schmerzhaft sein, sportlich lässt sie sich davon nicht unterkriegen.