Symbolträchtiges SpielWarum der Cupfinal alles über YB und Basel aussagt
Die Young Boys gewinnen erstmals seit 1958 das Double. Der 2:1-Sieg gegen Basel erzählt auch die Geschichte der beiden Clubs.

Vielleicht ist es die herausragendste Eigenschaft, die Gerardo Seoane besitzt: Der Trainer des BSC Young Boys ist ständig dabei, aus Fehlern zu lernen. Und so ist es an diesem überraschend kühlen Augustabend Seoane, der mit einer spritzenden Flasche Champagner Jagd auf Marco Wölfli macht. An der Meisterfeier war es noch der nun abtretende Berner Altgoalie gewesen, der Seoane mit einer Alkoholdusche überrumpelt hatte.
Die Hatz ist eines der letzten Bilder, das von dieser Saison bleibt, die vor über 13 Monaten begonnen hat. Und die nun mit einem 2:1-Finalsieg der Young Boys gegen den FC Basel erst zu Ende gegangen ist, da für YB die kommende Spielzeit in der Qualifikation zur Champions League bereits begonnen hat.
Ein Goaliefehler entscheidet
Darum haben die Berner eigentlich gar keine Gelegenheit auszukosten, was ihnen da gerade gelungen ist: der erste Cupsieg für YB seit 33 Jahren und das erste Double seit 1958. Aber in Zeiten von Corona steht jede Party unter dem Generalverdacht, dass sie zum Superspreader-Event werden könnte. Also stellt Seoane fest, mit ein paar angesteckten Spielern riskiere man ja bereits ein Forfait. Und sagt mit Blick auf die minimierten Feierlichkeiten: «Wir sind da fast unsympathisch konsequent.»
Auf eine andere Art konsequent ist es auch, wie die Basler diesen Cupfinal verlieren. Es läuft die 89. Minute, als Djordje Nikolic unter einem haltbaren Weitschuss Marvin Spielmanns hindurch taucht. Nikolic hat schon beim Out im Viertelfinal der Europa League einen wackligen Eindruck hinterlassen.
Der 23-Jährige steht nur darum im Tor, weil die Basler ihren Stammkeeper Jonas Omlin noch vor dem Ende ihrer Saison nach Montpellier abgegeben haben. Der FCB braucht derzeit halt jeden Franken, den er auf dem Transfermarkt bekommt.
Die Basler könnten diesen Final trotzdem als Sieger verlassen. Sie sind zwar seltener am Ball als YB. Aber sie kommen nach Omar Alderets 1:0 kurz vor und Jean-Pierre Nsames 1:1 kurz nach der Pause zu ihren Chancen. In der 68. Minute scheitert Raul Petretta aus bester Lage an David von Ballmoos, in der 80. tut es ihm Kemal Ademi gleich.
Kollers neue Erfahrungen
Am Ende ist es eine Frage der Qualität, die nicht nur die Kaderbreite betrifft. Seoane kann von der Bank Offensivspieler um Offensivspieler bringen. Bei den Baslern dagegen fehlt Stürmer Cabral wegen einer Corona-Infektion. Mit Samuele Campo und Eray Cömert sitzen zwei weitere Stammspieler nur auf der Bank, weil sie eben erst aus der Quarantäne zurück sind.
Auch das passt irgendwie zum Vergleich zwischen dem ehemaligen und dem aktuellen Vorzeigeclub des Schweizer Fussballs. Hier Spieler, die im Final fehlen, weil sie sich in Kurzferien angesteckt haben. Dort ein Cupsieger-Nachtessen, an dem aus Vorsicht nicht einmal die Familien der YB-Profis erwünscht sind.
Marcel Koller muss Basel also ohne zweiten Cupsieg verlassen. Er wirkt nach Schlusspfiff nicht so, als sei er traurig darüber, dass seine Zeit beim FCB zu Ende geht. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach 23 Jahren im Trainerbusiness noch einmal so viele neue Dinge erfahren kann», fasst er seine zwei Jahre in Rotblau zusammen. Und es ist klar, dass es keine schönen Erfahrungen sind, die er damit meint.

Manchmal, da sei er in seinem «stillen Kämmerlein» schon auch ausgeflippt sagt Koller über die Unruhe im Verein, die sein ständiger Begleiter war. Und er plädiert dafür, «Verständnis» dafür zu zeigen, dass es unter ihm nicht zum Meistertitel gereicht hat: «Die Spieler verdienen zwar gutes Geld. Aber die kriegen ja auch alles mit und besprechen das untereinander.»
Wer Koller zuhört, fragt sich unweigerlich, ob sich der abtretende Trainer und Bernhard Burgener in unterschiedlichen Parallel-Universen aufhalten. Am Donnerstag noch erzählte der Besitzer des FC Basel von der Ruhe, die er in seinem Club spüre: «Die Leute im Verein, mit denen ich rede, sind guter Stimmung.» Seit diesem Auftritt ist Basel mit Plakaten gespickt, auf denen Burgener zum Verkauf des FCB aufgefordert wird.
Das Lob klingt wie Hohn
In Basel tobt gerade ein Kampf um die öffentliche Meinung. Aus Burgeners ehemaligen Weggefährten Marco Streller und Alex Frei sind Gegenspieler geworden. Auch darum hätte Burgener den Cupsieg dringend gebraucht, um Punkte zu sammeln.
Stattdessen sitzt Seoane als Double-Trainer im Wankdorf und spricht Dankesworte aus: «An den Verwaltungsrat, an unseren CEO, die uns in dieser Coronakrise in Ruhe haben arbeiten lassen.» Auch wenn sie nicht so gemeint waren: Die Worte müssen in Basler Ohren wie der pure Hohn klingen.
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