Übertragung durch Nagetier?Neues Coronavirus bei Säugling entdeckt
Forscher in Südkorea haben ein humanes Coronavirus entdeckt, das sich von Covid-19 unterscheidet. Identifiziert wurde es bei einem 103 Tage alten Säugling mit einer Lungenentzündung.

Forscher in Korea haben ein neues humanes Coronavirus (HCoV) entdeckt, das sich von Covid-19 unterscheidet. Das Virus, das zur Familie der Alphacoronaviren gehört, wurde bei einem 103 Tage alten Säugling mit Lungenentzündungssymptomen nachgewiesen, wie das südkoreanische Gesundheitsportal «Korea Biomedical Review» berichtet.
Den Forschern zufolge stammt das neue Coronavirus mit dem Namen HCoV KUMC22-3 höchstwahrscheinlich von einem wilden Nagetier in Südkorea, der Haselmaus.
Ein Forscherteam der Korea University College of Medicine in Seoul gab Ende Februar bekannt, dass es das neue Virus bei der Analyse von Proben von südkoreanischen Säuglingen, die 2022 mit Lungenentzündungssymptomen ins Spital eingeliefert worden waren, entdeckt hatte.
Der infizierte Säugling wurde im Dezember 2022 mit einer Lungenentzündung und Atemwegssymptomen wie Fieber, Husten und Auswurf ins Krankenhaus von Asan, im Norwesten von Südkorea gebracht.
Neues Virus kann auch Leberfunktionsstörungen hervorrufen
Um die Ursache des neuen Falls zu ermitteln, untersuchten die Forscher 880 wilde koreanische Siebenschläfer, die zwischen 2018 und 2022 gesammelt worden waren, auf Virusinfektionen. Sie fanden heraus, dass 16 der Tiere mit dem neuartigen Alpha-Coronavirus (α-CoV) infiziert waren, das eine genetische Ähnlichkeit von 93 bis 97 Prozent mit dem bei Säuglingen gefundenen neuen humanen Coronavirus aufweist. Das Alpha-Coronavirus ist ein eigenständiges Virus und nicht zu verwechseln mit der Alpha-Variante von Sars-CoV-2.
«Das Virus unterscheidet sich genetisch von den bestehenden menschlichen Coronaviren und stammt wahrscheinlich von Nagetieren», erklärte der Leiter des Forscherteams, Professor Song Jin-won. Der genaue Infektionsweg sei aber noch unklar. Zurzeit ist von sieben Coronaviren aus zwei verschiedenen Gattungen bekannt, dass sie Menschen infizieren.
Song erklärte weiter, dass das neue Virus im Gegensatz zu Sars-CoV-2, das primär Lungenentzündungen verursacht, auch Leberfunktionsstörungen hervorrufen kann, was auch beim eingelieferten Säugling der Fall war. Dieser konnte nach acht Tagen Behandlung das Spital wieder verlassen.
Gefahr einer Infektion bei Menschen muss weiter untersucht werden
Die Gefahr einer Übertragung von Mensch zu Mensch müsse weiter untersucht werden: «Das Auftreten des neuen Virus kann die öffentliche Gesundheit ernsthaft bedrohen, daher müssen wir die Infektionswege und die Pathogenität genau analysieren, um Gegenmassnahmen zu entwickeln», betonte Song weiter.
Im Unterschied zu Sars-CoV-2 ist das neue Virus eng mit dem von Nagetieren stammenden Alpha-Coronavirus, verwandt, das bis jetzt unter anderem in China und Südkorea nachgewiesen wurde.
Keine Gefährdung für die Schweiz
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärt auf Anfrage, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt und es keine Anzeichen für eine Gefährdung in der Schweiz gibt. Man verfolge die Entwicklungen in Bezug auf neue Übertragungen von Viren auf den Menschen laufend und stehe auch im Austausch mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen internationalen Einrichtungen.
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