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Metal-Open-Air in Deutschland
«Wacken ist meine Religion»

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Grosse Ehre: Holger Hübner, Gründer des Wacken Open Air Festivals, zeigt vor einer touristischen Hinweistafel den Metal-Gruss. Das Schild wurde Mitte Juli 2022 enthüllt. Laut eigenen Angaben ist das Festival das «grösste Metal-Open-Air der Welt». 
Ein paar Shows gibts schon vor dem offiziellen Start am Donnerstag: Nach pandemiebedingter Pause findet vom 4. bis 6. August 2022 wieder das Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air in Schleswig-Holstein statt. Auftritt der Band Brothers of Metal aus Schweden. (3. August 2022)
Allgegenwärtiger Metal-Gruss: Fans zeigen während eines Auftritts der Band Mythraeum aus den USA ihre «devil horns». 
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Wackens Wiesen sind wieder voller Zelte, aus den Boxen wummert es, die Sonne scheint. Nach zwei Sommern ohne Heavy-Metal-Festival sind die Fans wieder in das beschauliche Dorf mit 1800 Einwohnern in Schleswig-Holstein eingefallen. Schon vor dem offiziellen Start des Wacken Open Air (W:O:A, 4. bis 6.8.) ist der als Pommesgabel bezeichnete Gruss der Metalheads allgegenwärtig. Das Festival mit 75’000 verkauften Tickets ist seit langem ausverkauft.

«Es gibt auf jeden Fall Nachholbedarf», sagt Festivalbesucherin Christina Plattig aus München. Die 22-Jährige ist zum zweiten Mal auf dem Open Air, macht eine besondere Atmosphäre aus. «Es interessiert niemanden, wie Du aussiehst, wie Du Dich anziehst, ob Du dick bist oder dünn.» Wenige Meter neben ihr greift Paul Ziche an der Bushaltestelle in die Tasten seines Akkordeons, spielt einen Song von Iron Maiden und singt dazu.

Christina Plattig aus München steht auf der Hauptstrasse in Wacken.

Am Mittwoch war erst ein Teil des Festivalgeländes offen. Die beiden Hauptbühnen werden erst am Donnerstag bespielt. Dann wollen dort unter anderem Judas Priest den Fans einheizen. Insgesamt werden 200 Bands erwartet, darunter Slipknot, Powerwolf, Hämatom, In Extremo, Lordi, Slime, Venom und erstmals die Kölner Band Höhner. Absagen gab es von Limp Bizkit und Rammstein-Sänger Till Lindemann. Hier gehts zum Interview mit «Metal God» Rob Halford, dem Sänger von Judas Priest. Mit dieser Zeitung hat er über die heilende Wirkung von Heavy Metal, seine Homosexualität, Partys von Freddie Mercury gesprochen – und wie es sein wird, wenn er dereinst in den Himmel kommt.

Aus dem kleinen Dorffestival mit 800 Besuchern im Jahr 1990 wurde ein riesiges Event, dass in den vergangenen Jahren regelmässig 75’000 Fans nicht nur aus Deutschland, sondern teils auch von weit her angelockt hat. «Wacken ist meine Religion», sagt Raul Saavedra aus Kolumbien. «Ich liebe diesen Ort wirklich.» Stolz zeigt er sein Wacken-Tattoo auf der Brust, auf dem Arm hat er sich die Koordinaten des Infields von Wacken stechen lassen. Sein Kumpel Andres Urbano sagt, alles sei speziell. «Es ist hier nicht wie bei anderen Festivals, man fühlt sich wie in einer grossen Familie.»

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Andres Urbano (links) und Raul Saavedra aus Kolumbien halten die kolumbianische Flagge und zeigen den Metal-Gruss. 
Raul Saavedra aus Kolumbien zeigt sein Wacken-Tattoo auf der Brust. 
Andres Urbano (links) und Raul Saavedra aus Kolumbien halten die kolumbianische Flagge und zeigen den Metal-Gruss. 

«Betrunkene Leute werden nicht tätowiert»

Die Lage sei bislang «insgesamt ruhig, kaum Zwischenfälle», sagt eine Polizeisprecherin. Viel los ist abseits des Festivals nicht nur in der Hauptstrasse des Ortes, wo manch Anwohner auf seiner Auffahrt einen Bierwagen oder Wurststand hat aufbauen lassen, sondern auch im örtlichen Tattoo-Studio. «Wir stechen täglich zwischen 15 und 30 Tattoos», sagt Tätowiererin Nadine Pieper. Viele wollten den klassischen Wacken-Schädel, Stammkunden gebe es auch. Nur: «Betrunkene Leute werden nicht tätowiert.»

In den beiden vergangenen Jahren fiel das W:O:A wegen der Corona-Pandemie aus. 2020 gab es lediglich eine Online-Ausgabe. Wackens Bürgermeister Axel Kunkel freut sich über das Festival-Comeback. «Ein richtig tolles Gefühl.» Es sei schön zu sehen, wie die meist schwarz gekleideten Fans wieder durch das Dorf zögen. Auch Anwohner Dirk Krause sagt, «die letzten zwei Jahre hat etwas gefehlt». Er befürchtet jedoch, dass wegen der Pause nun noch mehr Touristen ohne Karten nach Wacken kommen.

Eine weite Anreise hatte Claudia Ghisi aus dem brasilianischen São Paulo. «Wacken ist Wacken, alles ist speziell», sagt sie. Die zwei Sommer ohne seien sehr traurig gewesen. «Wir sind so glücklich, wieder hier zu sein», sagt ihr Mann Felipe. Zu Hause hätten sie letztes Jahr Videos aus den Vorjahren angesehen. Er ist bereits das zehnte Mal in Wacken, für seine Frau ist es der sechste Besuch.

Claudia Ghisi (links) und Felipe Ghisi aus São Paulo, Brasilien, küssen nach ihrer Ankunft den Boden. 

Unter den Gästen des Festivals ist laut NDR auch die Kieler «Tatort»-Crew. Die Schauspieler Axel Milberg und Almila Bagriacik drehen mit dem Produktionsteam für einen neuen Krimi.

SDA/step