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Cooper Raiff
Vom Uber-Fahrer zum Hit-Regisseur

Auf dem Weg zum Erfolg: Regisseur, Autor und Schauspieler Cooper Raiff.
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Eigentlich sollte «Cha Cha Real Smooth» ja der grosse Film von Dakota Johnson sein. Die «Fifty Shades of Grey»-Darstellerin verkörpert darin als alleinerziehende Mutter mit autistischer Tochter eine ungewöhnlich gefühlvolle Rolle. Profitieren wird vom Film trotzdem ein anderer. Er heisst Cooper Raiff und sieht aus wie der kleine Bruder von Robert Pattinson (mit etwas grösseren Zähnen). Der Texaner ist 25 und hat vor ein paar Jahren noch für Uber Eats Essen ausgeliefert. Jetzt legt der Collegeabbrecher mit «Cha Cha Real Smooth» seinen zweiten Spielfilm vor, den er selbst geschrieben hat und darin auch die Hauptrolle übernimmt.

Das Branchenmagazin «Variety» hatte Raiff bereits im Januar zu einem der vielversprechendsten Regisseure des Jahres geadelt. Zu Recht, wie sich nun zeigt. Am Sundance Festival, das auch 2022 nur virtuell stattfand, gewann «Cha Cha» den Publikumspreis und geriet darauf in einen jener Bieterkriege (siehe unten), die typisch für das Festival sind: Apple kaufte «Cha Cha» für 15 Millionen Dollar.

Zum Vergleich: Seinen ersten Spielfilm «Shitface» (2020) hatte Raiff, der als Vorbilder Greta Gerwig, Jay Duplass und Sofia Coppola nennt, für gerade mal 15’000 Dollar gedreht. Doch dieser Erstling, der zahlreiche Festivalpreise gewann, öffnete Türen.

Und Sundance? Das Festival gilt als Top-Adresse für qualitativ hochstehende US-Arthousefilme. Entsprechend reissen sich in Sundance die grossen Hollywoodstudios und seit 2017 auch Streaminggiganten um die vielversprechendsten Produktionen.

Echte Autistin statt gehörlose Familie

Dass Raiffs Film jetzt bei Apple gelandet ist, hat insofern seine Richtigkeit, als «Cha Cha» auch als Variation des diesjährigen Oscarsiegers «Coda» durchgehen könnte. Diesmal einfach mit einer Autistin anstelle einer gehörlosen Familie. Und ja: Auch «Coda» war von Apple in Sundance gekauft worden – im Januar 2021 für den Rekordpreis von 25 Millionen Dollar.

Dabei muss man bedenken: Es reicht nicht, potenzielle Mitbewerber bezüglich der Weltrechte eines Films aus dem Feld zu schlagen. Man sollte als Käufer auch eine Vermarktungsstrategie und Oscarambitionen mitbringen. Aber selbst dann ist ein Kino- oder Streamingerfolg keineswegs garantiert, die Liste der Sundance-Rohrkrepierer ist lang.

Nach authentischen Vorbildern gezeichnet

Bei Cooper Raiff darf man insofern zuversichtlich sein, als «Cha Cha Real Smooth» richtig viel Charisma hat. Wahrscheinlich auch, weil der Regisseur die weiblichen Hauptfiguren Domino (Dakota Johnson) und Lola (Vanessa Burghardt) nach authentischen Vorbildern gezeichnet hat – nach seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester. Letztere hat eine Hirnfehlbildung und kann weder laufen noch sprechen.

Diese Unmittelbarkeit, Nähe und Sorge ist in «Cha Cha» spürbar und der stete Begleiter durch eine überraschungsreiche Geschichte. Dabei steht die autistische Lola nicht im Zentrum, aber sie bündelt die Aufmerksamkeit der Hauptfiguren. Und gerade weil sie damit wie ein Detektor der Unzulänglichkeiten wirkt, funktioniert der Film ausgezeichnet. Festivalgängerinnen und –gänger schlossen «Cha Cha» ins Herz. Ob es nun auch das Streamingpublikum tut?

«Cha Cha Real Smooth»: Ab 17. Juni auf Apple TV+

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Tops und Flops bei Sundance-Bieterkriegen

«Little Miss Sunshine» (2006)

Olive (Abigail Breslin) in «Little Miss Sunshine».

Käufer, Preis: Fox Searchlight, 10,5 Millionen Dollar.
Darum gehts: Die rundliche kleine Olive will einen Schönheitspreis gewinnen. Dafür wird sie von ihrer schrägen Familie unterstützt, die in einem VW-Bus quer durch die USA fährt.
Resultat: Internationaler Publikumsliebling, der in Locarno Europapremiere feierte. Weltweit über 100 Millionen Dollar Einnahmen und zwei Oscars (bestes Drehbuch, beste Nebenrolle).

«The Birth of a Nation» (2016)

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Käufer, Preis : Fox Searchlight, 17,5 Millionen Dollar.
Darum gehts: Ein schwarzer Sklave zettelt 1831 im US-Bundesstaat Virginia einen Aufstand an.
Resultat: Der Film galt als haushoher Oscarfavorit, aber dann wurde Regisseur/Hauptdarsteller Nate Parker von seiner Vergangenheit eingeholt: Man hatte ihn 1999 angeklagt, eine Mitstudentin vergewaltigt zu haben, die sich später umbrachte. Darauf floppte der Film und hatte auch bei den Oscars keine Chance.

«Palm Springs» (2020)

Käufer, Preis: Hulu und Neon, 17,5 Millionen Dollar plus 69 Cents. Die 69-Cent-Drauflage gabs, weil Hauptdarsteller und Produzent Andy Samberg unbedingt den Sundance-Rekord von «The Birth of a Nation» brechen wollte.
Darum gehts: Nyles erlebt seinen Hochzeitstag wieder und wieder – eine Variation von «Täglich grüsst das Murmeltier».
Resultat: Zahlreiche Preise, simultaner Kino- und Streamingrelease. Während die Kinoeinnahmen wegen Corona bescheiden blieben, brach «Palm Springs» am Eröffnungswochenende den Streamingrekord auf Hulu.

«Coda» (2021)

Emilia Jones und Marlee Matlin in «Coda».

Käufer, Preis: Apple, 25 Millionen Dollar.
Darum gehts: Die 17-jährige Ruby, das einzige hörende Mitglied einer gehörlosen Fischerfamilie, muss sich von ihrer Umgebung loseisen, um ihren Traum von der Musik zu verfolgen.
Resultat: Drei Oscars (bester Film, bestes Drehbuch, bester Nebendarsteller). Streamingerfolg unbekannt (Apple veröffentlicht keine Daten). Laut «Variety» sollen die Zuschauerzahlen nach der Oscarnacht jedoch um 300 Prozent gestiegen sein.

«Good Luck to You, Leo Grande» (2022)

Daryl MacCormack und Emma Thompson.

Käufer, Preis: Hulu und Searchlight, 7,5 Millionen Dollar.
Darum gehts: Eine Witwe (Emma Thompson) will mit 55 Jahren endlich ihren ersten Orgasmus erleben und besorgt sich deshalb einen Callboy.
Resultat: Erfolgreiche Festivalkarriere; in der Schweiz läuft der Film ab 1. September im Kino.