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Basketballer Marco Lehmann
Viel Zuspruch für das Coming-out – ein mulmiges Gefühl bleibt

Erleichtert: Marco Lehmann hat fast durchwegs positive Reaktionen auf sein Coming-out erhalten.
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In der Schweiz und im Ausland, von Italien über Russland bis in die USA: Marco Lehmann sorgt für Aufsehen. Am Freitag gab der Schweizer Spitzen-Basketballer in dieser Zeitung sein Coming-out. Gleichzeitig öffnete er sich in einer Videobotschaft des Basketball-Weltverbandes über seine Homosexualität und ging auch auf seinen Social-Media-Accounts in die Offensive. «Endlich frei», schrieb er auf Instagram.

Die Reaktionen auf das Coming-out des 27-jährigen Kloteners sind überwältigend – und überwältigend positiv. «Bravo, Herr Lehmann, das ist der Slamdunk ihres Lebens. Ich bewundere Ihren Mut», schrieb ein User in den Kommentarspalten dieser Zeitung. Ein anderer: «Danke, Herr Lehmann. Mutige und ehrliche Menschen braucht das Land.» Ein Dritter: «Ein grosser und wichtiger Schritt – für Sie und alle in der gleichen Situation.»

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Lehmann hatte in den Nächten vor der Publikation seines Coming-out nicht gut geschlafen, er war nervös und konnte nicht abschätzen, was ihn erwarten würde. In seinem Privatleben hatte er sich längst geöffnet, seit dreieinhalb Jahren lebt er in einer Beziehung. Aber im Sport führte er bislang ein Doppelleben. Vor allem aus Selbstschutz: Lehmann berichtete auf eindrückliche Weise von der Homophobie, die er selbst in der überschaubaren Schweizer Basketballszene regelmässig erfahren hat.

Aus Angst vor negativen Reaktionen oder Ablehnung durch ihre Teamkollegen, Trainer oder Präsidenten haben kaum je homosexuelle Mannschaftssportler ihr Coming-out gewagt. Dass der einzige bekannte schwule Sportler in der Schweiz ein Einzelsportler ist, überrascht deshalb weniger. Es war Schwinger Curdin Orlik, der im vergangenen März erstmals öffentlich über seine Homosexualität sprach. Weiter hat sich 2017 Fussball-Schiedsrichter Pascal Erlachner geoutet. Demgegenüber stehen gleich eine Reihe Schweizer Sportlerinnen zu ihrer Homosexualität.

«Das Coming-out von Marco Lehmann ist ein Meilenstein», schrieb das US-Sportportal Outsports.com, das an die LGBTQ-Community gerichtet ist. Es erklärte Lehmann zum «Gewinner der Woche» und begründete: «In der Welt des Teamsports ist es überaus selten, dass ein Sportler über seine Homosexualität redet.» Basketball sorgte schon einmal für einen Durchbruch: Es war 2013 der frühere NBA-Profi Jason Collins, der als erster noch aktiver Sportler aus einer der grossen vier US-Sportarten sein Coming-out gab.

Nachrichten aus aller Welt

Lehmann hat in den letzten Tagen alles regelrecht eingesaugt, was an Reaktionen eingetroffen ist. Artikel über ihn sind in Zeitungen wie dem «Corriere della Sera», der «Marca», «As» oder «L’Equipe» erschienen, im «San Francisco Chronicle», selbst die «Washington Post» berichtete über ihn. Aus aller Welt erhält er zudem auf privaten Kanälen Zuspruch. «Ich bekomme positive Nachrichten von überall her, aus Buenos Aires oder Neuseeland, das hätte ich nicht erwartet.» Er sei enorm erleichtert und glücklich.

Anders gesagt: «Ich schlafe wieder extrem gut.»

Nun gelte es aber, sagt er, «auch wieder mit sportlichen Leistungen für Schlagzeilen zu sorgen». Mit dem Schweizer Nationalteam spielt er im neuartigen Halbfeldformat 3x3 auf der World Tour mit, er ist die Nummer 63 der Welt. Mit dem Team Lausanne hat er die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio verpasst, doch bereits gilt sein Fokus Paris 2024. Der Startschuss zur World Tour 2021 soll Ende März in Doha erfolgen. Ein mulmiges Gefühl bleibt: «Wie das nun an Turnieren wird, werde ich sehen», sagt Lehmann.

«Wir sind stolz auf ihn»

Die Unterstützung seiner Teamkollegen ist ihm gewiss. Zur Westschweizer Zeitung «24 Heures» sagt Lausanne-Captain Gilles Martin nach dem Coming-out: «Ich bin stolz auf ihn. Wir haben das Jahr 2021, Homophobie hat im Sport keinen Platz. Sie sollte wie Rassismus geahndet werden.»

Neben seiner vielversprechenden Karriere im 3x3 möchte Lehmann auch im traditionellen Hallenbasketball, dem 5 gegen 5, wieder einen Verein finden. Zuletzt hatte er bei Spitzenclub Fribourg Olympic unter Vertrag gestanden. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie beendete dieses Engagement beim Schweizer Rekordmeister jäh.

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