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Velotour in Sizilien
Durch Jahrtausende radeln

Sizilien ist der grösste Olivenproduzent Italiens, ein Erbe der Griechen.
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Süsslich, salzig mit einem Schuss Essig. So präsentiert sich «Caponata», ein sizilianisches Antipasto aus Auberginen, Oliven, Kapern, Stangensellerie und Peperoni. Das ratatouilleartige Gericht ist ein Abbild Siziliens – ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, die seit drei Jahrtausenden ihre Spuren auf der grössten Mittelmeerinsel hinterlassen. «Der Geist der Araber, die vor gut 1000 Jahren Palermo zur Inselhauptstadt erkoren, ist spürbar, auch wenn es von ihnen keine Gebäude mehr gibt», sagt die Einheimische Rachele Fiorelli bei einem Rundgang durch Palermo.

Tipptopp ist eines der Wörter, die die Stadtführerin von ihrer Schweizer Schwiegermutter gelernt hat. Tipptopp ist so auch der Beginn der Ferien. Das Verständnis für Land, Leute und die Kulturen ist «Rückenwind» für die achttägige Velotour von Castellammare del Golfo nach Selinunte, entlang der Westküste Siziliens.

Die rund 260 Kilometer lange Strecke führt vorwiegend über Nebenstrassen, mehrheitlich entlang der Küste. In der zweiten Hälfte weist sie keine nennenswerten Höhenunterschiede auf. Die Landschaft ist geprägt durch den Anbau von Weizen, Oliven und Reben; sie ist wie ein «Plätzliteppich» von Feldern in verschiedenen Grüntönen.

Da und dort stehen verlassene, einstöckige Gebäude. In ihrer einfachen Bauweise und ihren Naturtönen sind sie trotz des sichtbaren Zerfalls zusammen mit den knorrigen Olivenbäumen eine schlichte Schönheit. Die Olivenbäume bieten auch eine willkommene Möglichkeit fürs Picknick im Schatten, denn Wälder sind weit und breit keine zu sehen.

Die Kornkammer der Römer

Das ist ein Erbe aus der Römerzeit. Die Herrscher liessen ganze Waldgebiete roden und machten die Insel zur Kornkammer Roms. Noch heute ist der Hartweizenanbau ein wichtiger Teil der sizilianischen Landwirtschaft.

Caterina, «La Mugnaia» aus Sciacca, die Müllerin also, hat sich diesem Erbe verschrieben. Sie lässt alte Weizensorten anpflanzen, mahlt sie und gibt ihr Wissen in Kochkursen weiter. «Ich bin überzeugt, dass das ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität ist und dass diese Getreide verträglicher für die Menschen sind.» Es ist ein hartes Geschäft. Zwei Euro für ein Kilogramm ihres Mehles leisten sich auf der Insel mit hoher Arbeitslosigkeit nur wenige.

Trapani ist Etappenziel am dritten und am vierten Tag. Der Ort auf einer sichelartigen Landzunge war vor Christus eine wichtige Drehscheibe zwischen Orient und Okzident und im Mittelalter bedeutend für den Salzhandel. Heute ist Trapani eine der schönsten Städte in Westsizilien.

Trapani, die Salzstadt, liegt sichelartig auf einer Halbinsel. Die Stadt zählt zu den schönsten in Westsizilien.
Frühmorgens am Fischerhafen von Trapani: Die frisch gefangenen Fische werden oft mit Gemüse zu würzigen Teigwarensaucen verarbeitet.

Neben der sehenswerten Altstadt mit barocken Palazzi und Kirchen und dem Postgebäude im Jugendstil lässt es sich genüsslich auf der Mauer, der Via Mura, am Meer bummeln. Im Abendlicht erinnert die Häuserfront mit kubischen, dachlosen Häusern in Pastellfarben an arabische Städte.

Der Ort mit seinen rund 70’000 Einwohnern ist auch ein idealer Ausgangspunkt, die Umgebung mit dem Velo zu erkunden. So bietet sich ein entspannter Ausflug auf die kleine Insel Favignana an. Oder auch die Möglichkeit, im flachen Westsizilien zum «Bergfeeling» zu kommen, sofern man nicht die Abkürzung mit der Seilbahn wählt. 700 Höhenmeter auf rund 11 Kilometern hinauf ins Städtchen Erice sind nicht zu unterschätzen.

Serpentinen im Aufstieg am Monte Erice zum gleichnamigen mittelalterlichen Städtchen.

Der Weg steigt bereits am Stadtrand zügig an. Kurve um Kurve geht es hoch; serpentinenartig schlängelt sich die Bergstrasse hinauf. Wer ein E-Bike hat, ist im Vorteil. Bald öffnet sich die Sicht auf das grosse Hinterland von Trapani, zum Meer und über Salzfelder entlang der Küste.

Am Wegesrand immer wieder verlassene Klöster und Häuser aus Stein. Die letzte Kurve ist geschafft. Endlich oben angekommen, ist bald klar: Jeder Schweisstropfen hat sich gelohnt. Im mittelalterlichen Städtchen mit seinen unzähligen Kirchen, Klöstern und den verwinkelten Gassen mit Kopfsteinpflaster scheint die Zeit stillzustehen.

Im mittelalterlichen Städtchen Erice scheint es, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Es gibt viel zu entdecken. Filigran die Rosette über dem Eingang der Kirche Chiesa Matrice. Die Architektur der Decke im Innern ist einmalig und überwältigend schön. Dazu bieten sich herrliche Ausblicke zur Küste und über die Egadi-Inseln bei der Ruine des Castello di Venere, das ursprünglich der Venus geweiht war. An die längst vergangene Zeit der aktiven Klöster erinnern die unzähligen Sorten Süssgebäcke aus Mandeln in der Dorfbäckerei.

Die Weiterfahrt am nächsten Tag nach Marsala und bis zur arabisch geprägten Stadt Mazara del Vallo führt direkt an den Salzfeldern vorbei. Das Wasser in den Becken schimmert je nach Salzgehalt bläulich bis pinkfarben. Himmel, Wolken und pyramidenförmige Salzberge spiegeln sich darin. Dazwischen stehen wie vor 600 Jahren Windmühlen, die das Wasser von einem zum anderen Feld pumpten.

Ein Tempel in der antiken Stätte von Segesta, die vor 2500 Jahren von den Elymern gegründet wurde.

Das Radeln durch Jahrtausende wäre unvollständig, würde man an den archäologischen Stätten von Segesta (vor Trapani) und Selinunte vorbeifahren. Die Tempel sind von weitem auf den jeweiligen Hügeln sichtbar. Erst in diesen Bauten zu stehen und darin zu gehen, lässt etwas von der Grossartigkeit menschlichen Schaffens vor über 2500 Jahren erahnen.

Die Reise wurde von der Eurotrek AG, Dietikon, unterstützt.