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Stephan Eichers neues Album
Mal grossartig, mal wie eine Belästigung

Gleichzeitigkeit von Niedergeschlagenheit und Hoffnung: Stephan Eichers neues Album «Ode».
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Stephan Eicher liebe Unfälle, Fehler, Dinge, die es nicht gebe – heisst es im Beipackzettel zum neuen Album «Ode» des Mannes aus Münchenbuchsee. Es steht dort noch allerhand mehr zu seinem neuesten Album. Hochtrabendes, Welterklärendes, Überschäumendes. Wagner wird als Referenz aufgefahren, der Jazzpianist Bill Evans oder der Baron von Münchhausen. Und wenn man es sich dann anhört, dieses Album, wenn man es auf die versprochenen Unfälle, Fehler, kompositorischen Tiefen oder auf grossartige Hochstapeleien abklopft und dann doch grossmehrheitlich nur frankofone Popmusik findet, macht sich ein ganz bisschen Enttäuschung breit. 

Material für drei Alben sollen sich angestaut haben in den letzten Jahren. Einer Zeit, in der Eicher zuerst mit seiner Plattenfirma im Streit lag und seine Musik zurückhielt. Und dann war da noch die Pandemie, während welcher er seine Eltern verlor. Und im kulturellen Lockdown cruiste er mit einem «Floss der Unnützen» durchs Land, um der Degradierung der Kunst als irrelevantes Nice-to-have-Gut zu trotzen. 

In Aufbruchstimmung

Nach all dem Leid sollte ein positives Album entstehen, eines, das sich anfühlt wie eine Umarmung, wie Stephan Eicher in diversen Interviews erklärte. Es ist ihm nur bedingt geglückt. Zwar streckt das Album die Arme nach einem aus, doch dem Liebeswerben fehlt es aus musikalischer Sicht zuweilen etwas an Subtilität, an Geheimnissen und auch ein bisschen an Raffinesse. Poetisch gelingt diese Aufbruchstimmung etwas stimmiger, zum allzu Salbungsvollen ist es indes auch hier nicht weit (zehn Lieder hat wie gewohnt der Schriftsteller Philippe Djian betextet, eines Martin Suter, eines ist ein Cover von Gisbert Zu Knyphausen und Nils Koppruch): «Parfois je reste éveillé la nuit / Je rêve des plus belles mélodies / Qui flottent dans l'obscurité / Je flotte avec elles / Quelque chose en moi veut briller et aller vers le ciel», heisst es beispielsweise in «Le plus léger au monde».

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Es ist, als habe Stephan Eicher für das ohne Promo-Vorlauf veröffentlichte Album zwölfmal in etwa den gleichen Song geschrieben – jedenfalls weisen die meisten den etwa gleichen Gefühlshaushalt auf: Es geht um die Gleichzeitigkeit von Niedergeschlagenheit und Hoffnung, eine Disziplin, in der die Popmusik meist ein Piano-begleitetes Intro vorsieht, das sich zu einem öffnenden Refrain und gegen Ende zum Bombast weitet. 

Diesem Leitfaden folgen auch einige der Lieder auf «Ode». Und doch gibt es erfreuliche Ausreisser: Da ist zum Beispiel das ohrwurmige «Où sont les clefs», das mit einer japanischen Rap-Einlage verblüfft. Da ist das mit grosser Popgeste vorgetragene «Doux dos», das ein wenig an seinen Hit «Des hauts, des bas» erinnert. Und es gibt das unheimliche «Orage», in dem Eicher zusammen mit dem Akkordeonisten Mario Batkovic auf den Spuren der grossen Chansonniers wandelt. 

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Aber da sind eben auch Lieder wie das schmachtpoppige «Eclaircie» oder das schmalzige «Rêverie», in denen Stephan Eicher in seichtesten Pathos-Sümpfen absäuft, in denen die Umarmung fast schon einer Belästigung gleichkommt.

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Es sind Lieder, in denen sich Eichers Stimme in ungeahnte und auch unschöne Höhen hochschraubt, in denen er mit einem von ihm bisher nicht gekannten Übermass an gefühligem Nachdruck überrascht. Wenn damit die Unfälle und Fehler gemeint sind, die Eicher so gerne mag, dann darf dieses Album als vollends gelungen betrachtet werden.

Stephan Eicher: «Ode» (Electric Unicorn Music/Universal).