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Vor der Flandernrundfahrt
Und die Zuschauer reiben sich die Hände

Natürlich die beiden: Bei Gent–Wevelgem beschleunigt Van Aert (Mitte) am Kemmelberg, Van der Poel folgt an seinem Hinterrad.
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Ins Ziel kommt der eine als Achter, der andere als Neunter. Normalerweise freut sich Wout Van Aert, wenn er seinen Erzrivalen Mathieu van der Poel hinter sich gelassen hat. Nicht jetzt. Van Aert schäumt, auch als ihm wenig später die TV-Mikrofone hingehalten werden und er Van der Poel bezichtigt, es an diesem Tag alleine darauf angelegt zu haben, dass er, Van Aert, nicht gewinne: «Er weiss, dass ich dieses Jahr schon viel gewonnen habe, und fand, ich könne auch einmal ein Rennen fahren lassen.»

Das Zitat schlägt Wellen, so grosse, dass Van der Poel, der seine Meinung zum Tag bereits zuvor kundgetan hat, noch einmal vor die Kameras zurückkehrt: «Das ist eine eigenartige Reaktion von Wout. Und eine ziemlich schwache Aussage. Ich fahre immer, um zu gewinnen.»

Es ist der Schluss einer höchst unterhaltsamen Ausgabe von Gent–Wevelgem – und die perfekte Lancierung für den Saisonhöhepunkt der Kopfsteinklassiker, eine Woche vor der Flandernrundfahrt am Sonntag. Beim letzten Radmonument dieser komprimierten Radsaison werden die beiden Duellanten wieder nebeneinander am Start stehen. Und ziemlich sicher über 200 Kilometer später immer noch gemeinsam unterwegs sein, in ihrem nächsten, ihrem grössten Duell ihrer Karriere.

Und das will etwas heissen. Es gibt wohl keine zwei anderen Fahrer, die sich so oft duelliert haben wie der Niederländer Van der Poel und der Belgier Van Aert. Nicht um irgendwelche Plätze: Seit sie Junioren sind, entscheiden sich Siege fast nur zwischen den beiden. Bis heute ist das so – Van Aert wurde im September 26, Van der Poel wird es im Januar.

Bessere Gene gehen kaum

Gross wurden die beiden im Radquer, wo Van der Poel früher den Status Wunderkind erlangt als Van Aert. Der Niederländer hat auch hervorragende Gene: Vater Adrie war einst selber erfolgreicher Strassenprofi (Sieger der Flandernrundfahrt 1986), sein Grossvater mütterlicherseits ist Raymond Poulidor, der ewige Tour-Zweite.

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Wieder der Niederländer: Doch Van der Poel (rechts) schafft die erneute Wende mit den WM-Titeln 2019 (im Bild) und 20.
Immer die beiden: An der Radquer-WM 2012 gewinnt Van der Poel die Juniorenkonkurrenz vor Van Aert. 
Die pure Freude: Rang 1 und 2 bleiben auch im ersten WM-Duell in der Elite gleich verteilt.

Im Radquer dominieren sie nach Belieben. Ihre Namen sind so bekannt, dass Abkürzungen reichen: WVA vs. MVDP. Nur: Wen interessiert das ausserhalb der Radquer-verrückten Benelux-Länder? Dessen sind sich auch die Übertalente bewusst. Van Aert bereitet darum 2018 den Wechsel auf die Strasse vor, bei den Frühjahrsklassikern in der Heimat hält er sogleich mit den Besten mit. 2019 folgt ihm Van der Poel und zeigt erneut: Im Wunderkind-Ranking ist er noch eine halbe Stufe höher gestellt. Der Niederländer gewinnt, egal, auf welchem Rad er sitzt. Auf der Strasse sorgt er am Amstel Gold Race für ungläubiges Staunen, siegt nach einer Aufholjagd, bei der sich seine Gegner noch heute kopfkratzend fragen, wie er das nur angestellt hat.

2019 wird zum MVDP-Jahr: Nach dem Quer-WM-Titel und den Frühjahrsklassikern setzt er sich aufs Mountainbike und dominiert da die ganze Weltcupkonkurrenz – inklusive Nino Schurter. Die Bilanz von vier Weltcupstarts: drei Siege, ein zweiter Platz.

Corona: Van der Poels Pech, Van Aerts Glück

Und das soll noch nicht alles sein: Das wahre Van-der-Poel-Jahr soll 2020 werden, mit dem Mountainbike-Olympiasieg. Daraus wird nichts. Corona macht dem Niederländer einen Strich durch die Karriereplanung.

Es ist, als hätte Van Aert genau auf diese Lücke, dieses Zögern des Erzrivalen gewartet. Sein 2019, die erste Saison als echter Strassenprofi, verläuft bis zum 15. Juli zwar ebenfalls toll – er dominiert an diesem Tag die Sprinterelite und gewinnt seine erste Etappe an der Tour de France. Doch zwei Tage später erleidet er beim Sturz in ein Absperrgitter eine tiefe Fleischwunde – Saisonende.

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Corona kommt ihm nach der schweren Verletzung zu Gute. Im Frühling ist er noch nicht konkurrenzfähig. Die Zwangspause bis August nützt er wie kaum ein anderer. Als die Saison startet, dreht sich alles um ihn. Van Aert dominiert die Strade Bianche. Van Aert gewinnt Mailand–Sanremo. Van Aert gewinnt an der Tour de France zwei Etappen. Van Aert gewinnt an der WM Silber im Zeitfahren und im Strassenrennen. Und Van der Poel? Schaut nur zu: Bei den Eintagesrennen in Italien agiert er für seine Verhältnisse ungewohnt zaghaft, zur Tour ist sein Team nicht eingeladen, auf die WM verzichtet er zugunsten der Pavé-Klassiker, die die Saison für die Eintagsspezialisten beschliessen.

Nun stimmt auch seine Form: Den Pfeil von Brabant gewinnt er nur um einen Hauch nicht, bei Gent–Wevelgem nervt er Dominator Van Aert schon wieder so sehr, dass sich die Zuschauer die Hände reiben: Die nächste Runde in diesem ewigen Duell kann eigentlich nur im Spektakel enden.

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Der nächste Coup: Eine Woche nach seinem Sieg in Siena zelebriert Van Aert auch in Sanremo den Erfolg.
Ungläubig: Selbst Van der Poel ist fassungslos nach seinem Comeback-Sieg beim Amstel Gold Race 2019.
Auf allen Velos dominant: Auch die Biker müssen sich 2019 Van der Poel beugen, hier Nino Schurter (links) am Weltcup auf der Lenzerheide.

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