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Ukrainische ESC-Sieger in Zürich
«Entweder wir kämpfen und siegen. Oder es gibt uns nicht mehr»

Das Kalush Orchestra ist nach der Stadt Kalusch im Westen der Ukraine benannt. Oleg Psiuk trägt seinen charakteristischen rosaroten Fischerhut. Tymofii Muzychuk steht rechts neben ihm.

In der Ukraine gibt es eine Briefmarke, auf der «Russisches Kriegsschiff, f**k dich» steht. Auf einer anderen ist ein «FCK PTN!»-Graffito des Künstlers Banksy abgebildet. Und dann gibt es noch eine, die einen jungen Mann mit rosa Fischerhut zeigt: Oleg Psiuk.

Seit dem Sieg am Eurovision Song Contest 2022 ist der Sänger der Band Kalush Orchestra in der Ukraine ein Held. Auf der Bühne des ESC in Turin rappte er in Ukrainisch. Sein Bandkollege Tymofii Muzychuk spielte dazu die Sopilka, eine traditionelle Hirtenflöte. Zum Schluss strahlte die Bühne in blau-gelbem Licht. Noch nie hatte eine Band beim ESC so viele Punkte von den TV-Zuschauerinnen erhalten.

«Viele unserer Freunde mussten in den Krieg ziehen.»

Oleg Psiuk, Rapper Kalush Orchestra

Seitdem sind Oleg Psiuk, Tymofii Muzychuk und das Kalush Orchestra auf Welttournee. Sie traten am Glastonbury Festival in England auf, touren bald durch Nordamerika und spielen nun zum ersten Mal in Zürich. Die Konzerte sind auch Antikriegs­veranstaltungen. QR-Codes zum Spenden hängen an den Wänden. Umgerechnet 1,5 Millionen Franken hat die Band im vergangenen Jahr für die Ukraine gesammelt.

Hip-Hop und Volksmusik

Beim Videogespräch sitzen Oleg Psiuk und Tymofii Muzychuk auf der Lehne eines Sofas in der Ukraine. Ein Dolmetscher übersetzt. «Wir fühlen uns verpflichtet, der Ukraine zu helfen», sagen sie.

Den Song «Stefania», mit dem sie den ESC gewonnen haben, hat Oleg Psiuk für seine Mutter geschrieben. Im Text bedankt er sich bei ihr dafür, dass sie ihm stets vertraut hat. Als der Krieg ausbrach, bekam «Stefania» eine neue Bedeutung und wurde fortan als Hymne des Sieges gefeiert. Eine Songzeile lautet: «I’ll always find my way home, even if all roads are destroyed.» Ich werde immer meinen Weg nach Hause finden, auch wenn die Strassen zerstört sind. Hip-Hop trifft auf volkstümliche ukrainische Musik. Im Video tragen Soldatinnen Kinder in Sicherheit.

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Oleg Psiuk war als Jugendlicher Eminem-Fan und begann zu rappen. 2019 gründete er die Band Kalush, die nach der Stadt in der Westukraine benannt ist, wo er aufgewachsen ist. «Viele unserer Freunde mussten in den Krieg ziehen», sagt der 28-Jährige. «Einige sind leider auch gestorben.»

Oleg Psiuk ist Eminem-Fan und mischt mit seinem Kalush Orchestra Hip-Hop und Volksmusik.

«Wir brauchen keinen Mut»

Konzerte in der Ukraine konnte das Kalush Orchestra in der letzten Zeit fast keine spielen. Doch an die Shows im Ausland kämen immer auch viele geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. «Wir wollen sie moralisch unterstützen», sagt Bandkollege Tymofii Muzychuk.

In einer Kolumne der «Süddeutschen Zeitung» hat es die ukrainische Journalistin Emiliia Dieniezhna so beschrieben: «Im realen Leben gibt es leider keine Wunder, aber der Sieg des Kalush Orchestra beim ESC hatte mir wenigstens die Illusion vermittelt, dass vielleicht doch alles möglich ist.» Sie ist mit ihrer Tochter von Kiew nach München geflohen. Die Band ist für sie ein «Symbol des Sieges». Darauf angesprochen sagt Oleg Psiuk, dass ihn das sehr freue. Es seien aber nicht nur er und seine Band, sondern alle Menschen wichtig, welche die Ukraine momentan unterstützten.

Oleg Psiuk und Tymofii Muzychuk sagen, dass sie den Eurovision Song Contest vergangenes Jahr nicht nur aufgrund des Krieges gewonnen haben. Sie hätten viel in ihre Musik investiert, und «Stefania» sei schon vorher ein bekannter Song gewesen.

Einer der neueren Songs des Kalush Orchestra ist eine Version von «In the Shadows» der finnischen Band The Rasmus, die sie zusammen aufgenommen haben. «The sun will rise, all the enemies will disappear», lautet eine Songzeile. Die Sonne wird aufgehen. Der Feind wird verschwinden. Auf die Frage, was ihnen momentan Mut mache, sagt Oleg Psiuk: «Wir brauchen keinen Mut. Entweder wir kämpfen und siegen. Oder es gibt uns nicht mehr.»

Konzert Kalush Orchestra: Di 24.10., 19 Uhr, Dynamo , Wasserwerkstrasse 21

Korrektur: In einer älteren Version dieses Artikels hiess es, dass das Konzert im Plaza stattfindet. Es findet nun aber im Dynamo statt.